Nachfolge gefunden: 48-Jährige wird künstlerische Direktorin des Marta

Herford. Kathleen Rahn wird die neue künstlerische Direktorin des Marta Herford. Die 48-jährige wurde vom Auswahlkuratorium am Donnerstag dieser Woche einstimmig vorgeschlagen und vom Rat am Freitagabend einstimmig bei drei Enthaltungen gewählt. Rahn steht seit 2014 dem Kunstverein Hannover vor. Der Verein richtet jährlich fünf bis sechs Ausstellungen zeitgenössischer Kunst aus. Über die Entscheidung des Kuratoriums wurde die 48-Jährige noch am Donnerstagabend von Bürgermeister Tim Kähler informiert. In einer Mitteilung der Stadt wird sie mit den Worten zitiert: &bdquo;Ich freue mich sehr. Das Marta Herford ist ein außergewöhnliches Museum, das durch seine kluge und herausragende Architektur sowie die programmatische Gestaltung meiner Vorgänger ein profiliertes Haus mit internationaler Strahlkraft ist." Es sei ihr eine große Ehre, dass sie diese reizvolle Arbeit künftig weiterführen und neue Impulse setzen dürfe. Rahn hat in Nürnberg viel mit performativer und installativer Kunst experimentiert Kathleen Rahn wurde am 3. Juni 1973 in Wesel geboren. Sie studierte Kunstgeschichte und Kunstwissenschaft (M.A.) an der Gesamthochschule Kassel. In der nordhessischen Stadt findet alle fünf Jahre die Documenta statt, die weltweit bedeutendste Ausstellung für zeitgenössische Kunst. Marta-Gründungsdirektor Jan Hoet leitete die Documenta IX im Sommer 1992. Nachtigäller, sein Nachfolger in Herford, war damals sein Mitarbeiter. Rahn war zunächst ab 2001 zwei Jahre am Kunstverein in Aachen und von 2003 bis 2007 Kuratorin des "Kunstvereins für die Rheinlande und Westfalen" in Düsseldorf. Von 2007 bis 2012 leitete sie den Kunstverein Nürnberg. Danach folgten zwei Jahre Kinderpause mit freiberuflicher Tätigkeit, bevor sie 2014 die Leitung des Kunstvereins Hannover übernahm. Wegen der Räumlichkeiten in Nürnberg experimentierte Rahn dort viel mit performativer und installativer Kunst. Unter ihrer Leitung erhielt der Verein 2011 die einzige Auszeichnung, die es für Vereine gibt: den ADKV-Art-Cologne-Preis für Kunstvereine. Er wird seit 2006 von der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (ADKV) und der Art Cologne verliehen. In Herford hat die neue künstlerische Direktorin erstmals mit einer eigenen Sammlung zu tun In Hannover lag Rahns Fokus stark auf der Vermittlung. In einem Interview von 2015 sagte sie: "Niedersachsen hat erkannt, dass der klassische Ausstellungsbesucher ausstirbt." Die Vermittlungsarbeit sei aber in Herford schon jetzt ganz hervorragend, ergänzte sie jetzt im NW-Gespräch. In Hannover hat Rahn unter anderem eine Ausstellungsreihe zur Digitalisierung kuratiert und mit der privaten Sammlung von Wilhelm Schürmann gearbeitet. Eine Präsentation der Schürmann-Sammlung, die konzeptionell sehr durch ihr Erlebnis der Documenta X unter der Leitung von Catherine David geprägt war. Sie freue sich nun darauf, erstmals mit einer eigenen Sammlung arbeiten zu dürfen, sagte sie. Für Herford habe sie eine Vision, werde nun aber erst einmal die Kontexte prüfen. Generell wolle sie Ausstellungen für die Orte schaffen, eng mit den Künstlern zusammenarbeiten und mit dem Team Projekte entwickeln. Das Marta-Gebäude gebe ihr viel Inspiration: "Ich habe sehr viele Ideen." Rahn will Debatten von gesellschaftlicher Relevanz anstoßen Zudem sei sie daran interessiert, Debatten mit Themen von gesellschaftlicher Relevanz zu initiieren. Spannend findet sie in in diesem Zusammenhang, was es in Herford an Textildesign, Mode- und Möbelindustrie gibt. &bdquo;Es war eine knappe Wahl, denn alle fünf Bewerberinnen und Bewerber mit denen wir am Donnerstag Gespräche geführt haben, sind hoch qualifiziert", so Kähler. Die Entscheidung des Kuratoriums sei jedoch einstimmig gewesen. "Denn Rahns Ideen, das Marta weiterzudenken und zu erneuern haben uns gefallen und von ihr überzeugt." Er freue sich sehr darüber, dass Herford eine derart profilierte Persönlichkeit für das Marta habe gewinnen können. Wann genau Kathleen Rahn ihre neue Stelle antritt, ist noch nicht klar. Zurzeit lebt sie mit ihrer Familie in Hannover, sie wolle aber auf jeden Fall nach Herford ziehen. Die Stadt wird nun in Verhandlungen mit ihr treten und hofft, sie so schnell wie möglich in Herford begrüßen zu können. Eine Hoffnung, die Rahn teilt, aber mit ihrem Arbeitgeber noch nicht abschließend besprochen hat. Rahn wird Nachfolgerin von Roland Nachtigäller, der Herford zum Jahresende verlässt. Insgesamt waren mehr als 70 Bewerbungen für die künstlerische Leitung bei der Stadt eingegangen. Fünf Bewerberinnen und Bewerbern aus dem In- und Ausland waren am Ende zu Gesprächen eingeladen. In der Findungskommission saßen 13 Mitglieder, darunter Persönlichkeiten aus dem künstlerischen Bereich, dem Gesellschafterkreis, der Politik und der Personalvertretung der Marta Herford gGmbH.

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