Im Frühjahr beginnen die Arbeiten am Archäologischen Fenster

Herford. Das Archäologische Fenster am Münster (AFaM) erfordert viele Absprachen, Vermessungen, Prüfungen und auch einen Wettbewerb. Bürgermeister Tim Kähler kommentierte das so: "Wir nehmen alles mit, was wir an Herausforderungen kriegen können, aber ich sage Ihnen, am Ende werden wir das AFaM gemeinsam eröffnen." Jüngst war der Stand der Dinge im Stadtrat wieder Thema. Das Gebäude Das Archäologische Fenster besteht aus zwei Gebäuden, die sich über den Grundmauern des Refektoriums (Speisesaal) und des Dormitoriums (Schlafsaal) der klösterlichen Frauengemeinschaft erheben. Die Umrisse des karolingisch-ottonischen Komplexes werden durch architektonische Elemente wie Stelen oder Arkaden angedeutet. Einen Förderantrag für den Neubau hat die Stadt bei der Kultur- und Medienbeauftragten der Bundesregierung gestellt, die ihn ihrerseits an die Oberfinanzdirektion Münster zur baufachlichen Prüfung weitergeben hat, bisher ohne Ergebnis. Der Bund verlangt allerdings Kunst am Bau. Die Stadt plant daher einen nicht-offenen Kunstwettbewerb. Abgeschlossen sind die Vermessungsarbeiten für das Baugrundstück. Das ist unter anderem für die Genehmigung des Bauantrages erforderlich. Bevor die Stadt mit dem Bau beginnen kann, müssen die Strom-, Gas- und Wasserversorger Leitungen verlegen. Das steht für Januar an. Im Anschluss, möglicherweise auch schon parallel, sollen die Bauarbeiten beginnen. Ausstellungsbau und Konzept Das Heimatministerium NRW hat im Juni für den Ausstellungsbau und das inhaltlichen Konzept 400.000 Euro aus dem Programm &bdquo;Heimat.Zeugnis" in Aussicht gestellt. Bereits zugesagt hat die Stiftung der Sparkasse eine Förderung von 180.000 Euro. Und auch dem Geschichtsverein ist es gelungen, Spender für den Ausstellungsbau zu finden. Voraussetzung für die Landesmittel ist ein inhaltliches Konzept. Das erstellt der Mittelalterarchäologe und damalige Herforder Grabungsleiter Matthias Wemhoff. Dabei spricht er sich regelmäßig mit der Stadt und dem Architekturbüro Pfeiffer, Ellermann und Preckel ab. Den Prozess begleiten zudem der Geschichtsverein und die Dieter-Ernstmeier-Stiftung. Die Kosten Nach Auskunft der Stadt liegt das Projekt weiterhin im Kostenrahmen. Allerdings hat sie schätzen müssen. Wie teuer der Bau tatsächlich wird, zeigt sich mit Sicherheit erst mit den Ergebnissen der Ausschreibungen der einzelnen Gewerke. Alle Beteiligten bemühten sich aber weiterhin um Zuschüsse, Spenden und andere Drittmittel. Zuletzt war im Februar bekannt geworden, dass sich die Kosten um rund 450.000 Euro erhöhen werden. Zuvor war von 3,3 Millionen Euro die Rede gewesen. In Höhe von 1,7 Millionen Euro sind sie durch Zuwendungen des verstorbenen Unternehmers Dieter Ernstmeier gedeckt, in Höhe von 1,5 Millionen Euro aus Bundesmitteln. Der beteiligte Geschichtsverein startete daraufhin eine Spendenkampagne. Ausgaben, die über alles hinausgehen, was zusammenkommt, übernimmt die Stadt. So hat es der Stadtrat im März beschlossen. Nach dem Worst-Case-Szenario, das die Verwaltung damals errechnet hat, könnten das 500.000 Euro Baukosten und jährlich 50.000 Euro Betriebskosten für das 11. bis 25. Jahr sein, in dem sich das Gebäude in der Zweckbindung befindet. Die nächsten Schritte Als nächstes steht die Genehmigung des Bauantrages durch die Bauordnungsbehörde an. Für Anfang 2022 rechnet die Stadt mit der Bewilligung der Bundesfördermittel. Den Wettbewerb "Kunst am Bau" will sie noch in diesem Herbst durchführen und dann auch die Landesförderung für den Ausstellungsbau und das inhaltliche Konzept beantragen. Die Versorger machen sich im Januar an die Leitungsarbeiten. Die Gewerke werden ebenfalls Anfang des Jahres ausgeschrieben. Die Arbeiten könnten damit im Frühjahr 2022 beginnen. Fertiggestellt würde das AFaM nach dem gegenwärtigen Zeitplan im Sommer/Herbst 2023. Wer steckt dahinter Das Archäologische Fenster am Münster ist eine Initiative des Vereins für Herforder Geschichte. Bauherrin ist die Stadt Herford, die in der Bauphase mit dem Geschichtsverein, der Dieter-Ernstmeier-Stiftung und der Kirchengemeinde Herford-Mitte zusammenarbeitet. Spätere Betreiber des AFaM sind der Geschichtsverein und die Dieter-Ernstmeier-Stiftung. Historische Bedeutung Das Bodendenkmal am Münster bietet einen Zugang zu den Anfängen Herfords vor mehr als 1.200 Jahren. Die dortige Klosterstätte wurde noch vor dem Weltkulturerbe Corvey errichtet und zum Reichsstift erhoben. Sie war die erste von Frauen betriebene geistliche Stiftung Nordwestdeutschlands und Vorbild für zahlreiche weitere Frauenstifte im späteren Sachsen. Das AFaM will diese außergewöhnliche mittelalterliche Geschichte Herfords als eine Stadt der europaweit vernetzten starken Frauen erlebbar machen.

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