Ein Jahr Hausverbot für Flaschensammler am Bahnhof Herford

Herford. Erhard Fischer ist entsetzt. Der Mann aus Bad Salzuflen hat auf dem Herforder Bahnhof eine Pfanddose aus dem Mülleimer gefischt, um damit seine Grundsicherung aufzupäppeln. Es folgte laut seiner Aussage nicht nur ein Anpfiff von zwei Mitarbeitern der Bahn, sondern auch ein einjähriges Hausverbot. "Ich fühle mich in meiner Ehre verletzt, ich habe doch niemandem etwas getan", sagt der 53-Jährige gegenüber der NW. Seit Jahren schon sammelt Erhard Fischer den Pfand ein, den andere Menschen entsorgen. Er sei auf das Sammeln angewiesen, erzählt er, "ich mache das ja nicht zum Spaß". Fischer ist herzkrank, Schwerbehindert und lebt von Grundsicherung. Er sagt von sich selbst, dass er alkoholkrank ist, während des besagten Vorfalls auf dem Bahngleis in Herford aber weder betrunken war, noch eine Bierflasche dabei hatte. Fischer geht offen mit seiner Situation um. "Ich habe niemanden mehr, keine Angehörigen und von der Grundsicherung lässt es sich kaum leben." "Ich bin da jetzt als Straftäter gelistet" Also sammelt er Flaschen. So auch am Donnerstag, 16. September. Da schaute er am Bahnhof Herford vorbei. Und es passierte etwas, was er so vorher noch nie erlebt hat. Zwei Bahn-Mitarbeiter seien auf ihn zugekommen und hätten ihm erklärt, dass der Pfand im Mülleimer Eigentum der Bahn sei. "Sie sagten, dass es schon verboten ist, in die Tonne zu gucken", erzählt Fischer. Er hätte die Dose nur mitnehmen dürfen, wenn sie neben dem Mülleimer gestanden hätte. Bei einer Verwarnung haben die Mitarbeiter es aber nicht belassen. Aufgrund des Hausrechts verbietet die DB Station & Service AG Erhard Fischer ein Jahr lang, den Bahnhof einschließlich seiner Einrichtungen (Toiletten, Kiosk...) zu betreten. Begründung: Pfand sammeln am Bahnsteig. So steht es schwarz auf weiß auf einem Handzettel "Hausverbot" der DB Station & Service, der der NW vorliegt. Bis zum 16. September 2022 darf sich Fischer demnach nicht mehr am Herforder Bahnhof aufhalten. Außer, wenn er hier eine Reise mit dem Zug antritt oder beendet. Er muss sich in diesem Fall aber "auf dem kürzesten Weg unverzüglich zu und von den Zügen begeben", steht auf dem Zettel geschrieben. Formular nicht vollständig ausgefüllt Die Hausordnung der Bahn gilt bundesweit und besagt: "Grundsätzlich ist das Durchsuchen von Abfallbehältern auf Bahnhöfen untersagt", sagt ein Bahnsprecher. Diese Regelungen wurden einerseits getroffen, um Gefahren für die Gesundheit durch Verletzungen zu vermeiden. Schließlich sind in den Behältern durchaus auch scharfe Gegenstände zu finden, welche zu Schnittwunden und gegebenenfalls nachfolgenden Infektionen führen können. "Hieraus entstehenden Ansprüchen widersprechen wir", so der Sprecher. Andererseits geht es bei der Hausregel auch darum, dass "herumliegender Müll aus durchsuchten Abfallbehältern, manipulierte Behälter sowie etwaige Personengruppen, welche im Bahnhof nach Flaschen suchen, das Sicherheits-/Sauberkeitsempfinden anderer Besucher stören", heißt es vom Sprecher. Auch zum konkreten Fall in Herford kann der Bahnsprecher etwas sagen: "Der Reisende hat mit einer Taschenlampe in den Müllbehältern am Bahnhof zum wiederholten Male nach Pfanddosen und Flaschen gesucht. Trotz Aufforderung unserer Mitarbeiter, dies zu unterlassen, hatte er kein Einsehen. Daher wurde ein Hausverbot verhängt." Pfandsammler Fischer fühlt sich dennoch zu Unrecht behandelt. "Ich bin da jetzt als Straftäter gelistet." Zudem fühlte er sich überrumpelt, hat den Zettel zwar unterschrieben - allerdings auf dem nicht dafür vorgesehenen Feld. Ob das Hausverbot, so wie es ausgesprochen wurde, Bestand hat, ist für den Pfandsammler noch nicht abschließend geklärt. Schließlich seien nicht alle Lücken auf dem Zettel ausgefüllt worden. Der Name des Bahnhofs fehlt etwa, so Fischer. Ihm geht es bei der Erzählung des Vorfalls nicht um sich selbst. "Es geht ums Prinzip. So behandelt man doch niemanden." Zudem fand er die beiden Bahn-Mitarbeiter mehr als "frech". Sie wollten scheinbar nicht nur ihn aus dem Verkehr ziehen. Fischer: "Sie sagten zu mir, 'die anderen kriegen wir auch noch'."

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