Nura macht Party mit hartem Rap und klaren Ansagen

Herford. 350 Fans feiern die Berliner Rapperin Nura auf dem Rathausplatz. Die kommt mit dem gerade sechs Tage alten Album &bdquo;Auf der Suche" und bestens gelaunt auf die große Bühne. Nura, bereits für Songs des brachial-feministischen Duos SXTN mit Goldener Schallplatte ausgezeichnet, ist seit 2018 solo unterwegs und dürfte spätestens seit ihrer Teilnahme an der Vox-Show &bdquo;Sing meinen Song" einem größeren Publikum ein Begriff sein. Auf dem Rathausplatz feiern jedoch meist junge Zuschauer die Rapperin mit dem bewegten Leben. Nura wurde in Kuwait geboren, floh mit ihrer Mutter aus Saudi-Arabien nach Deutschland und wuchs in Wuppertal auf. Das Ringen um Emanzipation und den Wunsch, sich den strengen Blicken der Mutter zu entziehen, thematisiert sie im Song &bdquo;Ich wars nicht". &bdquo;Mama, was soll ich denn bitte auf 'ner Party? Ich schwör', ich war's nicht" und streift gleich noch Stress mit der Polizei, Drogenerfahrungen, erste Sexualität und die Bevorzugung von Jungen gegenüber Mädchen. Mit ihren Texten ist Nura ein Sprachrohr vieler Kids, die nach ihrem Platz zwischen den Kulturen und Geschlechterrollen in einer Gesellschaft suchen, in der nichts &bdquo;fair" sondern &bdquo;sehr viel schief" läuft. &bdquo;Warum stört dich das Kopftuch meiner Mama? Warum verurteilst du mich, weil ich wenig anhab'? Warum ist es der Flüchtling, der dir Angst macht? Und nicht die Nazis im Landtag?" sind Fragen, die alle angehen. Derbe Texte mit Haltung Nura bedient sich der derben Hip-Hop-Sprache. Ein Songtitel wie &bdquo;Fotze wieder da" klingt wie simple Umkehrung der oft sexistischen, männlichen Texte im deutschen Gangsta-Rap, ist aber Bezug auf ihre Zeit mit dem Frauen-Duo SXTN, Kampfansage an die männliche dominierte Hip-Hop-Szene und Standortbestimmung. Nura ist auf ihren Social-Media-Kanälen oft auch politisch. Inzwischen findet sich die Haltung auch in ihrer Musik. Rassistische Alltagserfahrungen mit der Polizei packt sie in Zeilen wie &bdquo;Meine Hautfarbe bleibt Trend, bis du das Blaulicht siehst und rennst", auch den ungeklärten &bdquo;Mord an Oury Jalloh", den floskelhaften Antirassismus des &bdquo;Ich bin doch kein Rassist, aber..." packt sie in Songs, ebenso ihre Erfahrungen als Schwarze mit Türstehern. Zeilen wie &bdquo;Auf so viele Schwarzköpfe hat er heute keine Lust. Dicka, schaff ichs in dein Land, dann schaff ichs auch in deinen Club" ist Realitätsbeschreibung und selbstbewusste Kampfansage zugleich. Kein Platz für Sexisten, Rassisten und Antisemiten Doch Nura kann mit Songs wie &bdquo;On Fleek" nicht nur partytaugliche Tanzknaller oder harte Rap-Songs. Das beweist sie etwa beim Titelsong mit Zeilen wie &bdquo;Anders zu sein als die anderen ist doch kein F?hler" oder bei Liebesliedern wie &bdquo;Chaya" vom ersten Album als Sängerin. Dass hinter der schillernden Fassade eine Frau steckt, die in ihren Songs zwar Grenzen verschiebt, aber keine sexistischen Grenzüberschreitungen zulässt, wird deutlich als sie ihr weites, schwarzes Sweatshirt abstreift und im neongrünen Top auf der Bühne steht. Als ein junger Mann &bdquo;Ausziehen!" Richtung Bühne ruft, folgt dessen prompter Rausschmiss durch die Security. &bdquo;Ich weiß gar nicht, was solche Leute hier noch wollen, sagt sie, &bdquo;es müsste doch inzwischen klar sein, dass Sexisten, Rassisten, Nazis, Antisemiten ebenso wie Menschen, die Probleme mit der queeren Community haben, keinen Platz bei meinen Konzerten haben." Da der Ticketpreis von rund 30 Euro für das Summer-Open-Air ausgerechnet für viele Jugendliche, die in ähnlich prekären Verhältnissen aufwachsen wie einst die heute 32-Jährige, kaum finanzierbar gewesen wäre, wurden 100 Tickets über den Herford-Plan finanziert und über Jugendzentren und Sportvereine vergeben. So konnten viele Jugendliche, über deren Leben, Nöte und Wünsche Nura rappt überhaupt dabei sein. Nura ist immer noch nah an ihren Fans und nimmt sich nach dem Konzert für jede und jeden Zeit für ein paar Worte und ein Selfie.

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