Dohm-Hotel-Gelände gekauft: Entsteht nun mehr Wohnraum mitten in der Stadt?

Herford. Die Schlüsselübergabe ist erfolgt. Nach jahrelanger Anstrengung und vielen Verhandlungen ist die Stadt Herford jetzt Eigentümerin des ehemaligen Dohm-Hotels an der Löhrstraße. Wirtschaftsförderin Lisa Kunert, in deren Händen die Abwicklung des Geschäftes lag, schließt die Eingangstür auf und warnt gleichzeitig: &bdquo;Da gibt es viel Schimmel, Spinnen und auch Ratten – ohne FFP2-Maske würde ich da nicht reingehen." Die haben Bürgermeister Tim Kähler, Bruno Obens (SPD) und Werner Seeger (CDU) sowie Baudezernent Peter Böhm natürlich dabei – schließlich muss Corona ja auch Vorteile haben. In Sachen Schimmel hat Lisa Kunert nicht zu viel versprochen. &bdquo;Das ist nicht mehr zu retten", meint Obens beim Anblick einer durch eindringende Feuchtigkeit völlig grün verschimmelten Wand auf der Rückseite des ehemaligen Hotels. Und auch das Getier hat Spuren hinterlassen: Rattenkot auf dem Empfangstresen, riesige Spinnweben an den Decken. Optimale Fläche für Wohnen mitten in der Innenstadt &bdquo;Das hatte mal wirklich Potenzial", sagt Bürgermeister Tim Kähler. Doch die Tage als Hotel scheinen für das Haus, das zuletzt als Cascada-Hotel firmierte, gezählt. Zwar sind die Fassade zur Löhrstraße hin sowie das stark verfallene angrenzende Carl-Severing-Haus denkmalgeschützt, aber das gesamte Areal, auf dem derzeit neben einer Garage auch noch zwei weitere Häuser stehen, bietet zahlreiche Optionen für die Stadtentwicklung in der Radewig. &bdquo;Die Fläche ist insgesamt knapp 3.700 Quadratmeter groß", so Kunert. Optimal sei es für Wohnen mitten in der Innenstadt geeignet, findet Kähler, der schon bei der Besichtigung sämtliche Vorteile aufzählt: &bdquo;Hier kann man ohne Auto wohnen. ÖPNV, Nahversorgung – alles ist da. Auch eine Grundschule und der Aawiesenpark sind ebenfalls nah dran." Doch der nächste Schritt steht bereits fest: &bdquo;Als allererstes müssen jetzt Archäologen kommen und prüfen, welche Art von Bodendenkmal hier in der Radewig liegt", erklärt Peter Böhm. Für die notwendigen Ausgrabungen hat der Baudezernent eine Förderzusage bereits sicher. &bdquo;das Ganze wird rund 290.000 Euro kosten, und 80 Prozent davon zahlen Land und Bund", so Böhm. Dass im Bereich zwischen Janup und Löhrstraße ein Bodendenkmal liegt, ist bereits bekannt. Es handelt sich um die Restfläche einer mittelalterlichen Kaufmannssiedlung. Unter dem Namen Rodewich/Radewig wurde diese im Jahr 1290 erstmals urkundlich erwähnt. Eine genaue Einschätzung des Bodendenkmals ist aber erst möglich, wenn der Boden geöffnet ist und Anzahl sowie Art der Funde genauer bekannt sind. &bdquo;Das muss jetzt der erste Schritt sein", sagt Kähler. &bdquo;Erst wenn wir wissen, womit wir es hier zu tun haben, und wie wir aus Denkmalschutz-Sicht damit zu verfahren haben, können wir das Quartier weiter städtebaulich entwickeln." Ein städtebaulicher Wettbewerb sei denkbar Da es vorstellbar sei, künftig im Zuge von Wohnbebauung auch eine Tiefgarage zu bauen, lasse man die Grabungen nun bis zu einer Tiefe von fünf bis sechs Metern durchführen, ergänzt Peter Böhm. Wenn mit den Archäologen alles geklärt sei, sei für das Areal ein städtebaulicher und gestalterischer Wettbewerb vorstellbar. &bdquo;Natürlich werden wir auch die Bürger und vor allem die Anwohner hier in der Radewig beteiligen", so der Bürgermeister. Einige Dinge müssen zuvor aber noch geklärt werden – zum Beispiel, ob das ehemalige Dohm-Hotel tatsächlich nur mit seiner denkmalgeschützten Fassade erhalten bleiben kann. Auch über die Möglichkeit, das Carl-Severing-Haus nebenan, das in einem sehr schlechten Zustand ist, in Gänze zu erhalten, müssen Fachleute entscheiden. Und dann gibt es noch ein weiteres Problem auf dem hinteren Teil des Areals: Ein ehemaliges Wohnhaus, das den Bereich zur Jakobikirche hin begrenzt, weist Risse auf und musste deshalb schon vor längerer Zeit geräumt werden. &bdquo;Der ganze Komplex sackt ab, auch die angrenzenden Häuser anderer Eigentümer", erklärt Böhm. Da müsse eine Lösung her. Schon die Besichtigung des Areals am Mittwochnachmittag stieß übrigens auf reges Interesse der unmittelbaren Anwohner. &bdquo;Schön und spannend, dass hier endlich etwas passiert", meinte zum Beispiel die Bewohnerin des Hauses unmittelbar gegenüber dem ehemaligen Dohm-Hotel.

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