Frischluft-Lösung für Schulen und Kitas

Herford. Die Stadt hat ihre Strategie für die Belüftung der städtischen Schulen und Kitas bekannt gegeben. Im Vorfeld hat sie das mit den Beteiligten besprochen, zuletzt am Freitag mit den Kita-Leitungen. Die Lösung basiert auf der Auffassung des Umweltbundesamtes und der Landesregierung, denen zufolge Lüften der beste Schutz vor dem Virus ist. Diese Auffassung scheinen Kita- und Schulleitungen zu teilen. Die Stadt beabsichtigt, in den Kita- und Schulräumen die Verglasung einzelner Fenster für eine befristete Zeit durch solche mit Frischluftventilatoren zu ersetzen, alternativ die Frischluftventilatoren an die Decke zu hängen und diese über einen Schlauch mit Frischluft zu versorgen. "So kann der erforderliche Luftaustausch effektiv in den Räumen stattfinden, dabei aber auf ein Öffnen der Fenster weitestgehend verzichtet werden", heißt es in der Mitteilung der Stadt. Ziel ist, die Räume - beginnend mit den Kitas - möglichst bis zum Ende der Herbstferien auszurüsten. Ob das klappt, ist von mehreren Faktoren abhängig, vor allem von Ausschreibungen und Lieferfristen. Bürgermeister Tim Kähler betonte, dass die neue Belüftung nicht schön aussehen werde, es aber darum gehe, schnell zu handeln. Möglicherweise würden Fensteröffnungen mit Holz oder Plexiglas verschlossen, so Baubeigeordneter Peter Maria Böhm. Geräte sind bereits ausgesucht Die Geräte seien bereits ausgesucht. Die Stadt warte noch darauf, dass Bund und Land mitteilen, wie viel Frischluft je Kubikmeter Raum die Ventilatoren in die Räume blasen müssen. "Das ist das eigentliche Problem, dass die Werte noch nicht da sind", sagte Kähler. Sobald die Daten vorliegen - in Aussicht gestellt worden sei das für Montag, so Böhm - würden sie die Ventilatoren kita- und schulweise ausschreiben. Durch die Ausschreibung in Etappen müssten sie nicht europaweit ausschreiben, erklärte Böhm. Möglicherweise seien sie so auch schneller als andere Kommunen. Hintergrund ist, dass mit Beginn des neuen Schuljahres alle Schul- und Kitaträger einen hohen Bedarf an Geräten zur Belüftung von Räumen haben. Die große Nachfrage könnte sich in Lieferengpässen und steigenden Preisen bemerkbar machen. Das zeigt sich gerade bei CO2-Messgeräten, deren Preise sich, Böhm zufolge, zurzeit täglich erhöhen. Vorsorglich hat die Stadt darum am Donnerstag auch schon 200 CO2-Messgeräte bestellt. Sie sind der zweite Baustein im Belüftungskonzept. Die Geräte zeigen mit farbigen Lämpchen an, wann die Luft im Raum verbraucht ist und gelüftet werden muss. Laut Böhm hat der Hersteller in Aussicht gestellt, die Messgeräte bereits nächsten Dienstag zu liefern. Am Mittwoch beginnt das neue Schuljahr. 600 Räume müssten belüftet werden Insgesamt müssten rund 600 Räume belüftet werden, sagte Böhm. Bevor die Stadt aber weitere Bestellungen aufgibt, sollen die Schulen und Kitas Erfahrungen mit den jetzt bestellten Geräten sammeln. Diese sollen bei weiteren Käufen berücksichtigt werden. Böhm geht davon aus, dass sich relativ schnell ein optimaler Lüftungsrhythmus einstellt: nicht zu selten, aber auch nicht zu oft. Die Installation der Geräte wird noch im Einzelnen mit den Schulen und Kitas besprochen. Dabei spielen die baulichen Gegebenheiten, die Art der Nutzung und anderweitige Möglichkeiten, für Frischluft zu sorgen, eine Rolle. Beispielsweise könnten in Einzelfällen Türen offen bleiben und geöffnete Fenster im Flur für Durchzug sorgen. Dies sei aber nicht möglich, wenn dadurch Kita-Kinder gefährdet seien. Luftzufuhr automatisiert steuern Überlegungen gibt es bei der Stadt, die Frischluftventilatoren mit den CO2-Messgeräten zu verbinden, damit sie die Luftzufuhr automatisiert steuern. Außerdem könnte die Frischluft vor dem Einleiten in die Räume auch erwärmt werden. Vorerst ist aber geplant, die Ventilatoren so weit oben in den Räumen anzubringen, dass die im Winter eingeleitete Kaltluft, die bekanntermaßen schwerer ist als Warmluft, sich schon etwas erwärmt, während sie in den Raum fällt. Kähler sagt, dass nur Frischluft und ein Austausch der Luft einen optimalen Schutz vor Viren bietet. "Somit sollten wir hier eine Optimierung anstreben, anstatt Filter mit überschaubarer Wirkung einzusetzen." Die mobilen Luftfiltergeräte, die in den vergangenen Wochen teilweise gefordert wurden, sind nach Auffassung der Stadt nur dann sinnvoll, wenn Räume nur eingeschränkt belüftet werden können. Ministerin Ina Schnarrenbach habe das in einer Online-Konferenz vor zwei Wochen bestätigt und erklärt, dass sie zudem weiterhin das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes erfordern. In städtischen Schulen und Kindergärten gibt es der Stadt zufolge aber derzeit sowieso keine Räume, die nur eingeschränkt belüftet werden können. Das habe der Immobilien- und Abwasserbetrieb im Einzelnen überprüft. Wie ein leises Gespräch in der Bibliothek Luftfiltergeräte haben Kähler zufolge zudem den Nachteil, dass sie ständig Lärm von rund 40 Dezibel mit sich bringen. Das entspreche einem leisen Gespräch in einer Bibliothek. Jeder Kita-Raum braucht zwei davon, jeder Klassenraum drei. Und die Geräte seinen schrankgroß, die Filter müssten zudem regelmäßig gewechselt werden. Voll aufgedrehte Frischluftventilatoren verursachten nur halb so viel Lärm. Neben einem optimalen Luftaustausch möchte die Stadt außerdem an allen weiterführenden Schulen ein mobiles Impfangebot anbieten. Hierzu stehe sie mit dem für die Impfungen zuständigen Kreis Herford in Kontakt. Zudem arbeitet die Stadt noch an einer Lösung für den Sportunterricht in den Hallen im Winter. Die Leitungen der Schulen und Kitas scheinen die jetzt geplante Lösung für sinnvoll zu halten. Tenor ist, dass es kaum schneller hätte gehen können. "Bund und Land haben ja zwei Jahre verstreichen lassen und nur allgemein über das Thema gesprochen", sagt zum Beispiel Frank Braksiek, Leiter der Gesamtschule Friedenstal. Die Ventilatoren hält er für sinnvoll, weil die Effektivität der Filtergeräte umstritten ist, die Geräte sehr laut sind und gleich mehrere davon mitten im Raum platziert werden müssten. Im vergangenen Jahr war es oft schwierig Theresa Nolte, Schulleiterin der Grundschule Radewig, und ihrer Kollegin, Stefanie Augustin von der Grundschule Elverdissen, halten es ebenfalls für optimal, dass nun die Fenster im Winter nicht geöffnet werden müssen. Im vergangenen Jahr sei das oft schwierig gewesen. Das Waschen der Hände zu Beginn des Unterrichts und zweimaliges Lüften in einer Stunde hätten den Unterricht unterbrochen, so Nolte. Bei geöffneten Fenstern seien Regen, Schnee und Blätter hereingeweht. Wenn Unterricht ohne Lüften möglich sei, verhindere das vielleicht auch eine weitere Schulschließung. Augustin ergänzt: "Es ist schön, dass der Präsenzunterricht nicht mit Geräuschen gestört wird." Die Stadt wird das Thema noch mit den Politikern besprechen. Zudem plant sie Gespräche mit anderen Trägern von Kitas und Schulen.

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