H&M und Saturn verlassen Innenstadt: Wie kann die Frequenz erhalten bleiben?

Herford. Immobilienbesitzer in der Innenstadt sind darauf angewiesen, das ihre Mieter gute Geschäfte machen. Denn von der Höhe der Mieteinnahmen hängt ab, ob das Geld auch noch für Sanierungen reicht. Den Mietern - Händler, Gastronomen, Dienstleistern - geht es aber nur dann gut, wenn die Besucherfrequenz in der Innenstadt hoch genug ist. Nun hat sich Frequenzbringer Saturn jedoch verabschiedet, H&M folgt im Oktober. Wie soll es also weiter gehen? Immobilienbesitzer Alexander Luttermann schlägt vor, die Outlets der heimischen Bekleidungsindustrie in die Innenstadt zu holen: Ahlers, Bugatti, Brax. Wer das will, muss jedoch mit Widerstand rechnen: Einige Geschäfte haben Bekleidung der drei Hersteller in ihrem Sortiment. Die Outlets würden den ortsansässigen Geschäftsleuten daher, selbst wenn sie nur Vorjahres-Ware verkauften, Konkurrenz machen. "Am Ende entscheiden nicht Brot und Spiele, sondern Kundenströme" Mit denen muss geredet werden, sagt Luttermann, der dabei vor allem an das Kaufhaus Klingenthal denkt. Denn bei allen Versuchen, andere Frequenzbringer als Geschäfte und Restaurants in die Stadt zu holen: Am Ende entschieden nicht nur Brot und Spiele, sondern die Kundenströme über den langfristigen Erfolg der Herforder Innenstadt, sagt er. Klingenthal-Geschäftsführer Ekrem Keskin winkt ab: Die Idee mit den Outlets im Zentrum sei schon Jahre alt, sagt er. Natürlich fänden es die Händler nicht so toll, wenn Hersteller mit gleichen Marken, die sie im Sortiment haben, direkt nebenan Konkurrenz machten. Aber Keskin ist etwas anderes wichtig: "Ich möchte, dass wir endlich mal die positiven Dinge in der Stadt sehen", sagt er. "Das ist eine tolle Stadt, mit einem tollen Angebot. Und wenn irgendwo ein Geschäft den Standort verlässt, dann ist das auch eine Chance für etwas Neues." "Wir haben viel Potenzial in der Stadt, und am Ende wird das Positive überwiegen" Keskin erinnert an den Fashion Store, der Herford verlassen hat und für den Peacock kam. "Ich habe weiterhin Hoffnung, dass tolle Unternehmen in die Stadt kommen. Wir haben viel Potenzial in der Stadt, und ich glaube fest daran, dass das Positive irgendwann überwiegen wird." Beispiele sind für ihn die vielseitige Gastronomie, die schönen Plätze, eine neu gestaltete Fußgängerzone, ein Bürgermeister, der die Dinge anpacke, auch für die Einzelhändler, etwa mit dem Herford-Plan. Und für sein eigenes Haus weist er auf begeisterte Kunden - aus Bielefeld, dem Ruhrgebiet, sogar Wien, die den persönlichen Kontakt, die gute Beratung und Angebote wie die Farb- und Typberatung sehr zu schätzen wüssten. Wichtig für Luttermann ist noch der Busknotenpunkt am Alten Markt: Wie berichtet, ist seine Verlegung an den Bahnhof vorgesehen. Jede Veränderung wirke sich aber direkt auf die Umsätze der Geschäfte aus, sagt der gebürtige Herforder. Ein Beispiel aus der Vergangenheit hat er noch gut in Erinnerung. Ohne Verkehr vor dem Geschäft hätten sich die Umsatzzahlen halbiert, sagt Alexander Luttermann Bis ungefähr 1990 sei der Verkehr von der Goparc-Kreuzung über die Steinstraße, den Gänsemarkt und die Radewiger Straße geflossen. Am Gänsemarkt hätten seine Eltern ein Geschäft für Tapeten, Vorhänge und Badzubehör betrieben, erzählt Luttermann. Als der Bereich verkehrsberuhigt wurde, habe das die Umsätze der Geschäfte halbiert. Letztlich hätten seine Eltern deshalb ihr Geschäft dann geschlossen. Er erzähle das ohne Groll, sagt Luttermann. Schließlich sei das damals auch keine nette Einkaufsatmosphäre am Gänsemarkt gewesen. Aber aus den Bussen heraus hätten die Fahrgäste die Waren in den Schaufenstern gesehen, seien bei der nächsten Station ausgestiegen und zurückgekommen, um die Badematte zu kaufen, die sie dabei entdeckt hätten. Wenn der Verkehr aus der Stadt raus ist, fehlten die Impulskäufe, sagt Luttermann. Das funktioniere in Herford noch gut an der Mindener Straße: Im Vorbeifahren an den Geschäften erinnern sich die Autofahrer, was ihnen noch fehlt. Die Händler seien gut und schnell erreichbar. "Wer den falschen Standort hat, kann dicht machen." Ein Busknotenpunkt auf einem der zentralen Plätze sei nicht mehr zeitgemäß, sagt Ekrem Keskin Für die Geschäfte an der Bäckerstraße und auch für Klingenthal hält Luttermann den Bus-Knotenpunkt daher für überlebenswichtig. Ekrem Keskin hat da eine andere Meinung: Ja, das Zentrum müsse erreichbar bleiben. Aber ein Busaufkommen wie am Alten Markt mit einer Vielzahl von Fahrzeugen, "das ist doch nicht mehr zeitgemäß". Auf noch etwas weist Luttermann hin: Seine Immobilien stünden in B- und C-Lage in der Radewig, sagt Luttermann. Unter anderem gehöre ihm das Gebäude Radewiger Straße 24, in dem die Recyclingbörse ihren City-Laden hat. "Ich selbst und viele Immobilienvermieter vermieten bereits jetzt unter dem Preis von normalem Wohnraum", sagt er und weist damit auf enge Spielräume hin, die Immobilienbesitzern da noch blieben.

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