Herforder Campingplatz sucht Gastronomen

Herford. Auf dem Campingplatz am Elisabethsee ist das Sommerleben zurück. Axel Schürhoff hat die erste Nacht in Herford gut geschlafen. "Das war unsere erste Fahrt mit dem Wohnwagen", sagt der Mann aus Mönchengladbach. Mit seiner Frau und Hund Lilly tourt er nun durch Ostwestfalen. Erster Halt ist die Hansestadt. Auf Ferienhaus oder Hotelanlage haben sie beide keine Lust mehr: "Hier ist es lockerer und wir haben gestern direkt Leute kennengelernt", berichtet Schürhoff. So wie ihm geht es vielen. Der Drang in die Natur, raus aus den eigenen vier Wänden ist ein Trend, der sich während der Pandemie verstärkt haben dürfte. Zumindest beobachten das Tobias Hülsewig und seine Freundin Jenny Kulemann. Sie betreiben den Herforder Campingplatz nun in dritter Generation. "Schlecht stehen wir nicht da", sagt der 33-Jährige. Wie im vergangenen Jahr gebe es rund 400 Dauercamper. Hinzu kommen ein paar Dutzend sogenannte Touristikcamper, die mal einen Tag, mal ein paar Wochen blieben. Viele haben sich einen Wohnwagen gekauft Manche von ihnen kämen direkt aus Herford oder Bielefeld und wollen raus aus der Stadt. Es hätten aber ebenso bereits Schweizer oder gar ein Amerikaner hier übernachtet. Der durchquerte mit seinem Rad Europa und machte Halt in Herford. "Die Holländer kommen gerne fürs Marta", erklärt Hülsewig. Die Niederländer seien derzeit weniger auf dem Campingplatz anzutreffen, an Gästen mangle es dennoch nicht: "Wir haben ganz viele Neue, die sich einen Wohnwagen gekauft haben." Von Einschränkungen ist derzeit wenig zu sehen. Lediglich im Sanitärbereich tragen die Camper noch Maske. Gedanken macht sich das Betreiberpaar eher über die Zukunft der Gastronomie. Das Lokal und der Biergarten sind verwaist. "Wir suchen einen neuen Pächter", sagt Hülsewig, der seit zehn Jahren das Sagen auf dem Platz hat. Der Wunschkandidat müsse kein Sternekoch, dürfe aber eben auch kein Laie sein. Dazwischen könne man über alles sprechen. Das Lokal besteht ungefähr genauso lange wie der Campingplatz selbst, der Anfang der 1960er vom Landwirt Hermann Bartling, dem Großvater von Hülsewig, gegründet wurde. "Das war mal ein Kotten von meinem Opa." Seitdem sind die neun Hektar Campingplatz samt privatem Badesee Sache der Familie. Das Angebot wurde stetig ausgeweitet. Vom Zelt bis zum hölzernen Chalet werden unterschiedliche Ansprüche zufriedengestellt. Zuletzt hat Hülsewig Monteurswohnungen errichtet. Nach der Arbeit ins Grüne - am Elisabethsee ist das möglich. Spielplatz soll für Kinder neu gestaltet werden Hülsewig und Kulemann wollen künftig daran arbeiten, den Platz noch familienfreundlicher zu gestalten. "Teilweise sind hier vier Generationen, das ist total cool", sagt die 27-Jährige. Für die Kinder braucht es Angebote. Der nicht öffentliche Badesee ist da natürlich ein Anziehungspunkt. Doch der Spielplatz muss ebenfalls auf Stand bleiben. "Wir wollen ihn neu machen, aber es ist schwierig, einen Termin zu bekommen", erklärt Hülsewig. Zudem zeigt sich dann doch eine Auswirkung der Pandemie: Denn es mangelt an Holz und Baumaterial. Die meisten Projekte kann die Familie in der Regel in Eigenregie umsetzen. Neben einer Putzfrau und einem Festangestellten kümmert sich das Paar um die meisten Dinge selbst: "Bei vier Mitarbeitern kann sich keiner rausziehen", erklärt Kulemann. Andere Campingplätze seien größer und nutzten mittlerweile mehr digitale Möglichkeiten für Buchungen und Dienstleistungen vor Ort. "Aber wir wollen es familiär beibehalten. Das ist das, was die Leute mögen", so die 27-Jährige. Eigentlich wollte sie mal Hotelfachfrau werden, berichtet sie. Dann aber habe Kulemann gemerkt, dass sie sich in dem Job "wie verkleidet fühlt". Hier am Elisabethsee sei sie nun freier, ihre Berufung scheint sie auf dem Campingplatz gefunden zu haben.

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