Bußgeld droht: Jeder Hund in Herford muss jetzt einen Mikrochip tragen

Herford. Die Stadt führt Mikrochips verpflichtend für alle Hunde ein, auch für diejenigen, die bereits in Herforder Haushalten leben. Zugleich hat sie den Auftrag, im Stadtgebiet vermehrt die Anmeldung von Hunden zur Hundesteuer zu kontrollieren, sobald sich das Arbeitspensum der Mitarbeiter des Ordnungsamtes nach der Corona-Pandemie wieder normalisiert hat. Sollten die Tiere nicht angemeldet sein, erwartet die Halter ein Bußgeld. Den Antrag hatten Michèle Saskia Pohle und Oliver Galling (beide CDU) gestellt, offenkundig vorbesprochen war er bereits mit der SPD. Pohle erklärte dazu, dass sich viele in der Pandemie einen Hund zugelegt hätten, aber womöglich nicht wüssten, dass er innerhalb von 14 Tagen anzumelden sei. Darauf will die Stadt nun in den Sozialen Medien verstärkt hinweisen. Die Pflicht zum Chippen ist im Wortlaut des Beschlusses allerdings etwas vage formuliert: Demnach ist das Anmeldeformular zur Hundesteuer um den Punkt "Mikrochipnummer" zu erweitern, die Hunde sind samt Nummer zu registrieren. Die Ausgabe der Hundesteuermarke entfällt dadurch. "Das neue Verfahren ist auch auf die bereits angemeldeten Hunde anzuwenden." Mit beginnender Reisezeit droht den Tieren, ausgesetzt zu werden In der Pandemie sei der Trend zum Zweit- und Dritthund gestiegen, erklärte Pohle. Dabei seien die Vierbeiner teilweise aus Qualzuchten und von illegalen Händlern gekauft worden. Neben diesen Anschaffungen, die eine Steuerpflicht begründen, gibt es allerdings auch die steuerbefreiten Tiere, die zum Beispiel aus Tierheimen kommen. Für Chips plädierte Pohle, weil sie fälschungssicher, unverwechselbar und nicht manipulierbar seien. Die Halter seien so leicht zu ermitteln, wenn Hunde entlaufen, gequält oder ausgesetzt würden - und das ist mit beginnender Urlaubszeit und dem Ende der Corona bedingten Beschränkungen zu befürchten. Chips würden von Züchtern und Tierärzten schon im Welpenalter gesetzt, gehörten für Tierschutzorganisationen zum Standard und verursachten keine weiteren Kosten. Zustimmung fand der Antrag bei der FDP. Bei den Günen löste er Widerspruch aus: Es gebe keine bundes- oder landeseinheitliche Pflicht zum Chippen, sagte Irene Broßeit. Die Entscheidung obliegt ihrer Ansicht nach den Haltern. Ein Großteil der Hunde sei - anders als von Pohle dargestellt - nicht gechippt. Und trotz Chip könnten nationale Melderegister die Hunde ihren Haltern oft nicht zuordnen. Das nachträgliche Chippen kostet 40 bis 60 Euro, sagt Irene Broßeit (Grüne) Auch ein Herforder Register - das ist offenbar von der CDU vorgesehen -, greife es nicht, wenn Hunde das Stadtgebiet verlassen. Aus dem gleichen Grund seien Hunde aus anderen Kommunen, die in Herford gefunden werden, nicht zuzuordnen. Und schließlich koste das Chippen sehr wohl Geld, und zwar 40 bis 60 Euro. "Alles in allem scheint uns dieser Antrag nicht so ganz begründet zu sein." Pohle entgegnete, eine Pflicht zur Registrierung sei etwas anderes als eine freiwillige Anmeldung bei einem Tiermelderegister, zum Beispiel Tasso, das natürlich nicht alle Tiere zuordnen könnte. Außerdem seien die meisten Tiere sehr wohl gechippt, weil sie vom Züchter oder Tierschutzverein kämen, die das standardmäßig machten. Darüber hinaus brauche auch jeder, der sein Tier im Urlaub ins Ausland mitnehme, einen Heimtierausweis, für den ebenfalls ein Chip erforderlich sei. Die Anschaffung von Lesegeräten durch die Verwaltung - ein weiterer Kritikpunkt Broßeits - sei ebenfalls nicht nötig, weil Tierärzte und Polizei solche Geräte bereits hätten. Und bei Kontrollen reiche es, den abfotografierten Hundesteuerbescheid vorzuzeigen. Den Grünen warf Pohle vor, gegen den Tierschutz zu argumentieren, um den es ihr bei der Einführung des Chips aber gehe. Marc Kohrs (BfH) hätte lieber über die Abschaffung dieser "Luxussteuer" für Hunde gesprochen Die "ewige Kontrolliererei der Bürgerinnen und Bürger" kritisierte Marc Kohrs (BfH). Die Hundesteuer hielt er insgesamt für eine Luxussteuer. "Vielleicht sollten wir die mal diskutieren." Sinnvoll wäre der Chip seiner Ansicht nach, wenn sich dadurch das Aussetzen auch nur eines Tieres verhindern ließe, was er aber bestritt. Fraglich war für ihn auch, ob die Ordnungskräfte jetzt den Hundebesitzern im Park nachlaufen. "Verstehen Sie das unter ,etwas Schönes erleben nach der Pandemie'?". Oder sollten städtische Mitarbeiter jetzt an jeder Haustür klingeln? Kohrs erinnerte an falsche Polizisten und Trickbetrüger. Bei zehn Gegenstimmen und drei Enthaltungen beschloss der Stadtrat schließlich die Pflicht zu Chips und die Kontrollen der Halter.

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