Der Jahrgang mit dem Corona-Abitur blickt zurück und nach vorn

Herford. Mit der Ausgabe der Abiturzeugnisse am Freitag, 25. Juni, endet für die knapp 80 Schülerinnen und Schüler des Friedrichs-Gymnasiums eine Schulzeit, deren letzte 15 Monate von der Corona-Pandemie geprägt waren. Eine Woche später gibt es eine Abi-Party im kleinen Rahmen. Beide Feiern finden unter Corona-Einschränkungen statt: Bei der Entlassfeier in der Schulaula dürfen nur zwei Begleitpersonen pro Schüler dabei sein, bei der Abi-Party sind weder Freunde noch Angehörige erlaubt, nur die Abiturienten und Lehrer. &bdquo;Wir sind schon froh, dass überhaupt eine Party möglich ist", sagt Mia Begemann, &bdquo;wenn auch in einem viel kleineren Rahmen als lange erhofft." Die Stufe hatte sich für den Fall, dass doch ein Abi-Ball möglich sein sollte, den Bielefelder Ringlokschuppen reserviert, sich aber für den Go-Parc als Veranstaltungsort entschieden, &bdquo;uns fehlt einfach Geld, das andere Stufen mit Varietéabenden, Kuchenverkauf und Abi-Parties für einen großen Ball sammeln konnten", ergänzt Leonie Frodermann. &bdquo;Das ist eine der wenigen Gelegenheiten, die wir hatten und vermutlich überhaupt haben werden, wo sich die ganze Stufe trifft", sagt Mathis Berg, &bdquo;andere Aktivitäten wie Stufenfahrten oder Proben für den Varieté-Abend, die sonst viel zur Gemeinschaftsbildung beitragen, konnten ja nicht stattfinden." Nur bei der Motto-Woche gab es ein Gemeinschaftsgefühl Eine Ahnung davon, welches Gemeinschaftsgefühl sich vielleicht ohne Corona entwickelt hätte, habe die Motto-Woche vermittelt, die nach Rücksprache mit Schulleitung und Bezirksregierung stattfinden konnte. &bdquo;Als Abschlussklasse hatten wir Präsenzunterricht und konnten verkleidet in die Schule kommen", sagt Begemann. Sie hat aber den Eindruck, dass das Auseinanderdriften der Stufe, das sonst mit Abschlussfeier und Abi-Ball einsetzte, in ihrer Stufe früher begonnen habe. &bdquo;Durch Corona haben sich früh kleine Zirkel, Lern- oder Chatgruppen gebildet, die vielleicht die Schulzeit überdauern werden. Ein echtes soziales Leben im großen Kreis hat sich so kaum entwickeln können", sagt Begemann, &bdquo;besonders in der Frühphase der Pandemie war ja auch fast jede Aktivität außerhalb der eigenen Wohnung unmöglich." &bdquo;Uns haftet das Etikett als Jahrgang mit dem Corona-Abitur an", sagt Nele Rüssing. Die Abiturienten treibt die Sorge um, dass in der Öffentlichkeit das Vorurteil bestehen könnte, sie hätten ihr Abi &bdquo;geschenkt" bekommen, was aber nicht so gewesen sei. Das Niveau der Prüfungen sei mindestens auf dem der Vorjahre gewesen, obwohl durchgängig unter erschwerten Bedingungen gelernt werden musste. &bdquo;Im Präsenzunterricht wurde sehr komprimiert und nur das Wesentliche unterrichtet, weil ja niemand wusste, wann es wieder ins Home-Schooling gehen würde", sagt Berg, &bdquo;im Home-Schooling musste unglaublich viel selbst erarbeitet werden. Auch die Beteiligung in den Videokonferenzen wurde benotet, was nicht jedermanns Sache ist." Andererseits ist der Abi-Jahrgang durch einen digitalen Quantensprung geprägt, die Abiturienten kennen sich bestens mit Videokonferenzen oder anderen Programmen zur digitalen Zusammenarbeit aus, die zukünftig die Arbeitswelt prägen werden. &bdquo;Wir haben gelernt uns selbst zu organisieren, flexibel auf die sich ständig verändernden Bedingungen zu reagieren und in einigen Fällen trotz widriger Bedingungen Zuhause zu arbeiten", sagt Dorina Henkenjohann. Sorge, dass es an den Unis eng werden könnte Zunächst stehen aber Bewerbungen um die Studienplätze an. Für die Unis zählen nur die Noten und nicht die Frage, ob es ein Corona-Abi ist oder nicht , so hoffen sie. &bdquo;Ich habe zwar den NC für meine Wunschfächerkombination geschafft", sagt Henkenjohann, &bdquo;ich mache mir aber Sorgen, dass Abiturienten, die im vergangenen Jahr wegen Corona ihren Studienbeginn verschoben haben, in diesem Jahr in die Unis drängen könnten und es trotzdem eng werden könnte." Ein wenig Normalität kündigt sich auch wieder an. &bdquo;Jobben, um Geld für Urlaub oder Umzug zu verdienen, ist wieder möglich", sagt Begemann. Einige Schüler wollen sich trotz aller Unwägbarkeiten für ein Jahr ins Ausland, etwa nach Australien, begeben. Sicher scheint, dass mit dem Corona-Jahrgang 2021 ein besonderer Jahrgang die Schulen verlassen wird, der unter Bedingungen lernte wie kein anderer zuvor.

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