Als Omnibusse noch Anhänger hatten

Herford. Das Mittwochrätselfoto vom 2. Juni zeigte das frühere &bdquo;Omnibus-Reisebüro" der Herforder Firma Pieper-Busreisen auf dem heutigen Münsterkirchplatz im Grenzbereich zum Stephansplatz. Klaus-Dieter Stork schreibt: &bdquo;Auf dem Foto ist der Münsterkirchplatz abgebildet. Hier befand sich der Omnibus-Reisebüro-Pavillon. Im Hintergrund ist die Hausfassade der ehemaligen Kleiderfabrik und Blaufärberei Höpker Söhne KG zu sehen. Dieses Gebäude existiert heute noch. Es beherbergt allerdings keine Kleiderfabrik mehr. Im Erdgeschoß befinden sich heute Büroräume der Finanzberatung Swiss-Life und vor einiger Zeit auch noch ein Steak-Restaurant. Münsterkirchplatz in den 1960er Jahren umgestaltet Der Reisebüro-Pavillon wurde Anfang der 1960er Jahre im Rahmen der Umgestaltung des Münsterkirchplatzes neben weiteren Gebäuden, wie der Villa von Dr. med. Lange abgerissen. Heute befindet sich auf der Freifläche ein Parkplatz und die rekonstruierten Grundmauern des ehemaligen Damenstiftes. Hier soll demnächst das Museum ,Archäologisches Fenster’ entstehen. Manche Bürger würden den Bereich, wo der Pavillon stand, noch dem Stephansplatz zuordnen. Dieser umfasst allerdings nur den damaligen Kreuzungsbereich von den Straßen Auf der Freiheit/Arndtstraße und der Einmündung Münsterkirchplatz, weil sich hier das historische denkmalgeschützte Gebäude des Kaiserlichen Hauptpostamtes befindet." Der Herforder Busunternehmer Friedrich Pieper kann sich noch aus Kindertagen daran erinnern, das sein Familienunternehmen Fritz Pieper das Omnibus-Reisebüro geführt hat. Sein Großvater Fritz hat das Unternehmen 1933 gegründet. Es wurde später von dessen Sohn Fritz-Heinrich weiter geführt. Das Omnibus-Reisebüro wurde nach Piepers Erinnerung zwischen 1950 und 1960 eröffnet und bis Mitte der 1960er Jahre betrieben. Anfangs wurden auch Busreisen für Hagemann hier organisiert, zuletzt war auch Niebäumer aus Bad Salzuflen mit im Boot. Auf dem Foto ist nicht zu erkennen, zu welchem Unternehmen die abgebildeten Busse gehören. Friedrich Pieper vermutet aber, dass auf dem Foto Omnibusse mit Anhänger zu sehen sind. Darin wurden Fahrgäste bei Ausflugsfahrten und bei Linienfahrten etwa zwischen Herford und Bielefeld befördert. &bdquo;Wenn tagsüber wenig los war, wurden sie abgehängt", sagt Friedrich Pieper. In Deutschland sind solche Anfänger aus der Mode gekommen. In der Schweiz werden sie noch heute gebaut und eingesetzt. Die 1950er und beginnenden 1960er Jahre waren goldene Zeiten für Busreisen. Die meisten Leute hatten kein Auto und Flugreisen waren Luxus. &bdquo;Damals machten viele Firmen noch Ausflugsfahrten mit ihren Mitarbeitern, zum Beispiel an den Rhein", erinnert sich Pieper. Die Belegschaft des Kreiskrankenhauses sei aufgeteilt auf zwei Tage gefahren. Wenn übernachtet wurde, reichte eine Aktentasche mit Unterwäsche und einem frischen Hemd als Gepäck. Selbst die Fahrt ins Blaue zu Zielen in der Region wie Externsteine und Hermannsdenkmal geschah mit dem Omnibus. &bdquo;Das waren Kaffeefahrten im besten Sinne", sagt Pieper. &bdquo;Es waren einfachere Busse mit 120 PS und keine modernen Reisebusse mit 500 PS wie heute." Pieper organisiert heute nicht mehr selbst Fahrten, sondern fährt für Vereine, Organisationen und Reiseveranstalter, mit denen eine langjährige Zusammenarbeit gepflegt wird. Insbesondere mehrtägige Seniorenreisen führen zu Kurorten, an die See und in die Berge. &bdquo;Fahrten wie früher nach Lloret de Mar in Spanien machen wir nicht mehr. Da nehmen die Leute den Flieger", sagt Pieper. Hatte das Unternehmen in den 1950er Jahren acht Busse sind es heute 38 für Reise- und Linienbetrieb. Es ging wieder aufwärts nach dem Krieg Die Corona-Pandemie hat auch Pieper in eine tiefe Krise gestürzt. Seit dem 31. Mai können die Busreisen wieder starten. &bdquo;Wir haben schon viele Anfragen", freut sich Friedrich Pieper. So fährt am Donnerstag eine Jugendgruppe zum Heidepark. Am Sonntag fährt eine Wandergruppe mit dem Bus. Urlaubsreisen starten bei Pieper wieder am 1. Juli. &bdquo;Die ,Best-Ager-Gruppe’ will wieder raus und die trauen sich auch, weil sie geimpft sind", sagt Pieper. &bdquo;Die Busse seien mit Virenfiltern ausgestattet und man halte sich an ein Hygienekonzept. Fahrgäste von Reisegruppen werden an vereinbarten Orten wie örtlichen Busbahnhöfen aufgenommen. Isolde Schure schreibt: &bdquo;So sah es damals am Bus aus, wenn einmal im Jahr der Hausfrauenbund Herford seine Ausflugsfahrt machte." Gerhard Heitholt erinnert sich: &bdquo;Das große Gebäude im Hintergrund, früher mal eine Textilfabrik, aber schon lange anderweitig genutzt, steht noch an derselben Stelle. Das Foto dürfte in den 1950er Jahren entstanden sein und gibt recht gut in der eingefangenen Situation das Flair aus diesen frühen Wirtschaftswunderjahren wieder: Die Kleidung ist noch recht schlicht wie zur Kriegs- und Nachkriegszeit, die Männer in Röcken und Jacketts, die Frauen nur in Kleidern oder Röcken, Hosen zu der Zeit bei Frauen gab es nicht und die Jeans-Epoche war noch nicht angebrochen. Aber es ging aufwärts, man begann schon in Urlaub zu fahren, wie der gezeigte Omnibus-Reisebüro-Pavillon belegt. Maßgeblichen Anteil daran hatte hier in unserer Region die Omnibusflotte der damaligen Elektrizitätswerke Minden Ravensberg, unser Stromversorger, kurz ,EMR. Aber es gab damals auch schon kleinere private Busunternehmen. Meine erste Busreise als Kind ging ins Lipperland: Das bekannte Herforder Busunternehmen Fritz Pieper von der Mindener Straße, noch heute in der Branche aktiv, betrieb in der Nachkriegszeit eine fahrplanmäßige Busverbindung über Vlotho-Exter ins Lipperland nach Lemgo. So fuhr unsere Familie mit einem Linienbus in unseren ersten Nachkriegsurlaub in das kleine Dorf Matdorf als Sommerfrische nahe Lemgo, quasi Urlaub vor der Haustür. Welch ein Erlebnis für mich, ganz vorn in dem alten Büssing-Bus sitzen zu dürfen und durch die – für mich neue – Heimatumgebung zu fahren. Schnell lässt sich nun ein Bogen von meiner Kindheit zur Gegenwart spannen, da in unserem jetzigen Seniorenleben das Busfahren weiterhin oder wieder und das Reisen überhaupt eine große Rolle spielt. Wie ist das Reisen doch bequem geworden, so haben wir in den letzten Jahrzehnten schöne Studien- und Erlebnisreisen machen können. Ganz aktuell wird die Coronabremse ja endlich stark gelockert, sodass berechtigte Aussichten auf baldige schöne Busfahrten wieder bestehen." Gewinner Drei Mal gab es beim Rätselbild Omnibus-Reisebüro eine historische Zeitungsseite per E-Mail zu gewinnen. Den Gewinn senden wir in den nächsten Tagen zu. Die Gewinner sind Ursula Koch, Isolde Schure und Christiane Weiß. Herzlichen Glückwunsch!

Meistgelesen