Mit Begegnungen und Bildung gegen Antisemitismus

Herford. Die antisemitischen Demonstrationen, die den militärischen Konflikt zwischen der Hamas und Israel auf deutsche Straßen und teils vor die Synagogen trugen, machten einmal mehr deutlich, welchen Bedrohungen jüdisches Lebens in Deutschland immer noch ausgesetzt ist. Angesichts der aktuellen Situation sichern der Bundestagsabgeordnete Stefan Schwartze und die Landtagsabgeordneten Angela Lück und Christian Dahm dem Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Matitjahu Kellig, den &bdquo;jüdischen Freunden und Freundinnen“ ihre Solidarität zu. Deutliches Zeichen der angespannten Situation sind die Polizeiwagen vor der Synagoge an der Komturstraße. Die stehen nicht wie sonst nur bei Gottesdiensten oder Veranstaltungen vor dem Gebäude, sondern wie nach dem Anschlag von Halle im Oktober 2019, wieder 24 Stunden am Tag. &bdquo;Für mich sind Synagogen ein Zeichen der Freiheit, konkret des Rechtes auf freie Religionsausübung“, stellt Schwartze zu Beginn des Gespräches klar, &bdquo;Angriffe auf Synagogen, Kirchen oder Moscheen sind Angriffe auf unser aller Grundrechte.“ Für Kellig beginnt das Problem nicht erst bei Angriffen, sondern weit vorher bei der Sprache. Für ihn gibt es keine antisemitischen Spinner. &bdquo;Das sind keine Spinner, das sind Täter “, sagt er. Um antisemitischen Ressentiments entgegenzuwirken setzen Kellig und die SPD-Abgeordneten auf Aufklärung und Begegnungen. Beides soll mit dem von Kellig mit initiierten Projekt &bdquo;Toleranz Tunnel“ erreicht werden. Dabei handelt es sich um eine Wanderausstellung, die bewusst im öffentlichen Raum gleich einem begehbaren Tunnel platziert werden soll, um die Menschen über Intoleranz, Hetze und Hass, Rassismus, Antisemitismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit aufzuklären sowie Vorurteile abzubauen. Das Gedenken soll wieder lebendig werden &bdquo;Wir haben viele Gedenkorte in Deutschland“, sagt Schwartze, der sich in Berlin für die Bewilligung der Haushaltsmittel für das Projekt stark gemacht hatte. &bdquo;Es fehlt also nicht an Orten für die Erinnerung, sondern es fehlen Ideen, die Orte und die Erinnerungen lebendig zu halten. Das Projekt soll dazu einen Beitrag leisten.“ Themen werden aber nicht nur die Shoah und die deutsche Geschichte, sondern auch andere Genozide wie etwa der an den Armeniern sein. &bdquo;Letztlich funktioniert der Abbau von Vorurteilen nur über persönliche Kontakte“, sagt Dahm, der wie Schwartze zum Unterstützerkreis des Projektes zählt. &bdquo;Ich fühle mich zu Deeskalation durch Aufklärung aufgerufen“, erklärt Kellig sein Engagement, &bdquo;wobei das eigentlich keine Aufgabe der jüdischen Menschen in Deutschland, sondern eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft sein sollte.“ So sei das Erinnern am 9. November, an den Tag, als 1938 im nationalsozialistischen Deutschland die Synagogen brannten, kein jüdischer Gedenktag, sondern ein Anlass für die Deutschen zur Auseinandersetzung mit ihrer Geschichte. &bdquo;Letztlich müssen Wege zum Dialog gefunden werden. Wir müssen wieder mehr Schüler und auch Familien erreichen“, sagt Schwartze. Kellig engagiert sich auch im interreligiösen Dialog, sucht das Gespräch sogar in Moscheen und begrüßt Initiativen wie den gemeinsamen Friedensappell von Juden, Palästinensern und Muslimen, wie er vor einigen Tagen in Hannover vorgestellt wurde. &bdquo;Es ist leider so, dass Spannungen im Nahen Osten immer auch an die jüdischen Gemeinden in Deutschland herangetragen werden“, sagt Kellig, &bdquo;obwohl uns das als Religionsgemeinschaft nicht direkt betrifft.“ Kellig ist bereit zum Dialog mit allen, die die Komplexität des israelisch-palästinensischen Konfliktes anerkennen, zieht aber eine klare Grenze: &bdquo;Ich rede nicht mit jemandem, der das Existenzrecht Israels in Frage stellt. Damit setze ich ein Zeichen.“

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