Außengastronomie im Regen? Stadt erlaubt keine Zelte auf dem Neuen Markt

Herford. Ab Freitag darf die Außengastronomie im Kreis Herford unter Auflagen wieder geöffnet werden – so lange, wie die Sieben-Tage-Inzidenz stabil unter der 100er Marke bleibt. Eine weitere Unwägbarkeit bleibt das Wetter. Mal angenommen: Eine Familie freut sich, endlich wieder ausgehen zu dürfen. Man lässt sich auf einem der Plätze nieder, bestellt trotz dunkler Wolken Schnitzel mit Pommes, wird bedient und will es sich schmecken lassen. Kaum ist die halbe Mahlzeit verdrückt, öffnet der Himmel seine Schleusen. Was tun? Der Weg ins Restaurant steht nach der Coronaschutzverordnung bei einer Inzidenz von mehr als 50 nur in Richtung Toilette offen. Und wer möchte schon illegal auf dem stillen Örtchen seine Pommes genießen? Wie und wann soll die Rechnung beglichen werden? Mit solch einem in diesem verregneten Mai nicht unwahrscheinlichen Szenario begründen jetzt Gastronomen die Bitte an die Stadt, Zelte vor ihre Tür stellen zu dürfen. So könnten sie die Gäste schützten. Und den Gästen müsste bei kippeligem Wetter der Besuch des Restaurants nicht von vorneherein zu riskant erscheinen. Antrag auf Aufbau von Pagodenzelten abgelehnt Ein Gastronom, der gewöhnlich Tische und Stühle auf einer öffentlichen Fläche aufstellt, scheiterte jetzt mit seinem Ansinnen, Pagodenzelte ähnlich wie auf auf dem Neuen Markt zum Hoeker-Fest aufstellen zu dürfen. Dehoga-Geschäftsführerin Regine Tönsing formulierte daraufhin in einem freundlichen Brief den Wunsch, die Zelte wenigstens solange aufstellen zu dürfen, bis zum Unterschreiten der 50er-Inzidenz die Innenräume wieder geöffnet werden können. Doch die Verwaltung kommt ihrem Wunsch nur in Teilen entgegen. Rückblick: Im vergangenen Herbst war den Herforder Gastronomen erst im zweiten Anlauf und nach kleinem Hickhack um die Gestaltungssatzung gewährt worden, was in manch anderer Stadt kein Problem gewesen war: die Erlaubnis, Zelte für ihre Gäste vor ihre Tür zu stellen. Seinerzeit war der Aufenthalt im Restaurant zwar trotz Corona noch eingeschränkt erlaubt, doch viele Gäste scheuten sich, sich in geschlossenen Räumen niederzulassen. Das Geschäftsmodell der Wirte bröckelte. Es gab dann sogar das Antragsformular des Herforder Ordnungsamtes &bdquo;Vereinfachte Beantragung von Aufbauten/Überdachungen im Rahmen einer Außengastronomie auf öffentlicher Verkehrsfläche während der Nebensaison 2020/21 aufgrund der Corona-Pandemie". Geht auch nicht: Kleine Holzhäuschen für kleine Gästegruppen Hier konnten die Gastronomen unter anderem ankreuzen, ob sie einen Windschutz mit offenem Dach, einen Pavillon oder ein Zelt mit offenen Seitenwänden oder einem Pavillon oder ein Zelt mit geschlossenen Seitenwänden aufstellen wollten. Ausgeschlossen waren damals gasbetriebene Heizpilze. Auch Bürgermeister Tim Kähler hatte im NW-Gespräch eingeräumt, dass Zeltlösungen für Gastwirte durchaus ansprechend aussehen könnten. Er lobte insbesondere Timo Hinkelmanns Idee, kleine Holzhäuschen für kleine Gästegruppen aufzustellen. Zum Tragen kam die Zeltlösung dennoch nicht, weil der Corona-Lockdown dazwischen und es für die Gastronomen für sechseinhalb Monate &bdquo;knüppeldick" kam, wie Hotelier Henrik Krömker es formuliert. Einige Gastronomen würden dennoch gern an die Vereinbarung anknüpfen. Krömker weiß von interessierten Wirten an allen Herforder Plätzen. &bdquo;Wir freuen uns, endlich wieder eine Perspektive zu haben", sagt er. Es sei aber die Frage, ob es sich bei &bdquo;Regen pur und 12 Grad" lohne, zu öffnen. Nur Schirme und Überdachungen sind erlaubt Dezernent Peter Böhm erklärt auf Anfrage, dass die Stadt für die Übergangszeit, in der nur die Außengastronomie geöffnet sein dürfe, wieder erlaube, Schirme und Überdachungen im Außenbereich aufzubauen. Zelte und Überdachungen mit Seitenwänden sind aber nicht erlaubt. Für die Überdachungen müssten die Gastronomen kostenfreie Sondernutzungsanträge stellen. Böhm weiter: &bdquo;Aufgrund des Umweltgedankens und der anstehenden Sommertage sollte auf Heizpilze verzichtet werden, wobei wir kein explizites Verbot aussprechen werden." Warum aber sind anders als im Herbst nur Dächer und Schirme und keine Seitenwände als Schutz bei Schietwetter erlaubt? Die Gestaltungssatzung ist dieses Mal nicht der Grund, sondern die Corona-Verordnung. &bdquo;Derzeit ist Gastronomie in geschlossenen Räumen ja gerade nicht erlaubt", sagt Böhm. &bdquo;Also darf man sich auch nicht mit einem Zelt einhausen. Das ist schwierig zu vermitteln." Es müsse immer ein Luftzug möglich sein. Und wenn nur eine Familie im kleinen Zelt zusammensitzen möchte? &bdquo;Das ist ja im Nebenraum eines Restaurants auch nicht erlaubt", erklärt Böhm. Regine Tönsing äußerte auf Anfrage Verständnis, dass man kein geschlossenes Zelt aufbauen könne. Die Problematik gebe es auch in anderen Städten. Sie geht nicht davon aus, dass angesichts der Wettervorhersagen alle Wirte jetzt spontan ihre Außengastronomie öffnen werden. &bdquo;Viele haben auch gar keine Mitarbeiter mehr", weiß sie. Und es müsse eingekauft werden. So bleibt für viele Gastronomen nur die Hoffnung auf stabiles Sommerwetter und die Sehnsucht der Gäste, sich kulinarisch und mit einem kühlen Blonden oder einem heißen Kaffee verwöhnen zu lassen. Darauf setzt auch das Team vom &bdquo;Extrablatt" am Alten Markt. Am Mittwoch begannen die Leute um Aron Beberstedt, Tische und Stühle herauszustellen, um Freitagmorgen öffnen zu können. Der Außenbereich wird mit einem Band eingefriedet. Es wird einen Eingang geben, an dem kontrolliert wird, ob die Gäste durchgeimpft, genesen oder getestet sind, und einen Ausgang. Und wenn es nun den gefürchteten Platzregen gibt? &bdquo;Da entscheide ich spontan, was zu tun ist", sagt Beberstedt und bleibt optimistisch. Er hat reichlich eingekauft für den Fall, dass Pfingsten die Sonne scheint.

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