Herforder soll Freundin mit Samuraischwert getötet haben

Herford/Bielefeld. Grau-braune Lederjacke, graues Hemd, blaue Jeans, weiße Adidas-Turnschuhe und eine Sonnenbrille mit spiegelnden Gläsern. Eugen F. (37) eskortiert von zwei Justizbeamten, die ihn aus einer der Zellen im Untergeschoss nach oben in den Saal 2 des Bielefelder Landgerichts geführt haben, nimmt auf der Anklagebank der 10. Großen Strafkammer neben seinem Strafverteidiger Ralf Sugland Platz. Mit einem Samuraischwert soll der Herforder am 22. Januar 2021 seine langjährige Lebensgefährtin (42) an der Lützowstraße mit einem Stich in den Bauch, der bis zur Wirbelsäule vordrang, so schwer verletzt haben, dass die Frau später verblutete, so Staatsanwalt Christopher York in seiner Anklage. Die Tatwaffe, Klingenlänge rund 75 Zentimeter, liegt in einem grauen Koffer, den einer der Justizbeamten an diesem ersten von vier Prozesstag aufklappt. Das große Problem des Angeklagten Doch Klarheit in der entscheidenden Frage – nämlich wie die Tat vor dem Mehrfamilienhaus an der Lützowstraße ablief - bringt der Prozesstag nicht. Nur weitere Hinweise. Denn der Angeklagte hat offenbar ein massives Problem. Freundlich, hilfsbereit, lustig, jemand, mit dem er – selbst wenn es Streit gab – am Schluss wieder lachte - so beschreibt ihn später ein Freund, mit dem F. den Abend unmittelbar vor der Tat verbracht hat. Gleichzeitig ist der untersetzte Mann mit dem grauen Haaren und dem Mittelscheitel seit Jahren hochgradig alkoholabhängig, er nahm Drogen und wurde zum Tatzeitpunkt noch mit Methadon substituiert. Eine Ausbildung hat er nicht, die Schule abgebrochen, er lebte von Hartz IV. Gefragt nach der angeklagten Tat oder anderen Einzelheiten des Morgens, lautet die Standardantwort des 37-Jährigen &bdquo;Ich kann mich nicht erinnern." Gleichzeitig schränkt F. ein, dass immer mal wieder Bilder auftauchen, Erinnerungen bruchstückhaft zurückkommen. 1,94 Promille Alkohol waren knapp viereinhalb Stunden nach der ihm zugeschriebenen Tat in seinem Blut analysiert worden – zur Tatzeit, zitiert der Vorsitzende aus dem Gutachten, müsse der ehemals mehr als 100 Kilo schwere Mann drei Promille intus gehabt haben. Gleich Flaschen-weise sollen F. aber auch seine Lebensgefährtin Whiskey konsumiert haben. Seit 2004 waren beide ein Paar. &bdquo;Wenn es Streit kam, ging es meist um Alkohol, darum, dass seine Freundin zu viel getrunken hatte", so der Zeuge weiter. Die 42-Jährige, die nur schlecht Deutsch sprach, habe ihn meist auf russisch beschimpft. Am Abend vor der Tat gab es aber, so die weiteren Schilderungen, offenbar keinen offenen Ärger. Was in der Wohnung des Freundes passierte Bei dem Freund, knapp zwei Kilometer entfernt, hatte sich das Paar getroffen, gegrillt, getrunken. Beide wollten eigentlich dort übernachten. Bei dem Treffen dabei war später ein weiterer Bekannter, den die 42-Jährige ins Herz geschlossen hatte. Beide kamen sich an diesem Abend näher. Er selbst sei gegangen, als die 42-Jährige schlief, erzählt Eugen F. In dem Ärger über die Aktion seiner Partnerin sieht die Staatsanwaltschaft das Motiv für das Verbrechen. &bdquo;Ich habe mich mit dem Taxi nach Hause bringen lassen. Zuhause weiß ich nichtsmehr", so der 37-Jährige weiter. Ärgerlich sei er aber nicht gewesen. Zu der Tat kam es am Mittag des nächsten Tages. Der Freund lieferte die 42-Jährige mit seinem Auto gegen 13.30 Uhr an der Lützowstraße ab. Zeuge rief Rettungswagen und verschwand &bdquo;Eugen hat in Unterhose und mit dem Samuraischwert in der Hand geöffnet", erzählt der Zeuge. &bdquo;Ich habe das für ein Kirmes-Schwert gehalten." Er habe sich dann um die Sachen des Paares gekümmert, die er reintragen wollte – die Tat habe er gar nicht mitbekommen. Nur, dass die 42-Jährige auf einmal auf der Lützowstraße gelegen habe.&bdquo;Ich habe sie auf den Bürgersteig gezogen, erst geglaubt, sie sei betrunken aber dann gesehen, dass sie stark blutet und den Rettungswagen angerufen", erzählt er weiter. Dann machte er sich aus dem Staub. &bdquo;Ich hatte Angst, dass ich Probleme mit Restalkohol kriege, weil ich ja gefahren bin", erklärt er sein Verschwinden. Stattdessen blieb ein Nachbar, der zufällig vorbeikam, bei der Schwerstverletzten stehen. Eugen F berichtet von Fragmenten, an die er sich noch erinnere. &bdquo;Ich meine noch, dass ich an der Tür stand, dass ich das Schwert dabei hatte. Ich bin mir aber nicht sicher." Und dass er noch versucht habe, seine Lebensgefährtin wegzutragen. Wie berichtet, starb die junge Frau kurze Zeit darauf im Krankenhaus. Eugen F. wurde zunächst festgenommen, kam dann in Untersuchungshaft. Der Prozess wird am 1. Juni fortgesetzt, danach geht es am 8. Juni weiter.

Meistgelesen