Vollsperrung: Polizei kontrolliert Ausgangssperre

Herford. Die Herforder Polizei hat am Freitagabend nach 22 Uhr an einer eigens eingerichteten Kontrollstelle auf der Umgehungsstraße B 239 mehrere Hundert Fahrzeuge angehalten. Die Beamtinnen und Beamten haben in Höhe Füllenbruch kontrolliert, ob die Leute trotz pandemiebedingter nächtlicher Ausgangssperre um diese Zeit noch unterwegs sein durften. Am schnellsten konnte seine Fahrt nach Hause oder zur Arbeit fortsetzen, wer trotz der Überraschung die Bescheinigung seines Arbeitgebers griffbereit hatte. Doch auch wer sie nicht vorweisen konnte, aber eine glaubhafte Erklärung parat hatte, kam meist mit einer Ermahnung davon. "Nicht päpstlicher sein als der Papst" "Wir wollen ja nicht päpstlicher sein als der Papst", sagte der Einsatzleiter und Chef der Polizeiwachen Herford und Vlotho, Volker Huß. "Wir wollen den Leuten klar machen, dass die Polizei die Ausgangssperre im Blick hat und dass sie merken - es wird ernst." So störte den Ersten Polizeihauptkommissar auch nicht, dass sich die Nachricht von der großen Kontrolle hier und stichprobenartigen Kontrollen an anderen Stellen in Windeseile in den Sozialen Netzwerken verbreitete. Kaum war die Sperrung eingerichtet, wusste selbst Huß' Sohn in Düsseldorf über Facebook, wo Papa und Kollegen ihren Abend verbringen. "Ziel erreicht - so sind die Leute wenigstens zuhause geblieben", sagt Huß dennoch. "Es geht darum, dass die Leute noch etwas durchhalten, sich zwei Wochen zusammenreißen, bis die Inzidenzen so weit sinken, dass die Notbremse wieder Geschichte ist", meint er. Die meisten Leute, so seine Feststellung, halten sich auch an die Vorschriften. Die meisten - aber eben auch nicht alle. "Wir wollen die haben, die sich beharrlich gegen die Regeln sträuben", sagt Huß. Am Freitag gingen sie nicht ins Netz. Insgesamt fünf Anzeigen in Sachen Corona wurden dennoch erstattet. So hat die Polizei bei ersten Kontrollen am Spätnachmittag einen Pkw mit fünf jungen Leuten angehalten, die nicht einmal Gesichtsmasken trugen. Die Rechnung wird im Nachgang die Stadt Herford als zuständige Ordnungsbehörde präsentieren. Ohne Führerschein und mit Alkohol im Blut Es ist dunkel um 22 Uhr an der Kontrollstelle auf der B 239. Nur das Blaulicht der fünf Einsatzfahrzeuge, die Scheinwerfer und Taschenlampen erhellen die Szenerie. Die Polizei ist mit 15, der Herforder Ordnungsamt mit zwei Kräften vor Ort. Viele Autofahrer werden herausgewunken. "Allgemeine Verkehrskontrolle, Führerschein und Fahrzeugpapiere bitte", lautet die freundliche Ansage der Beamten durchs geöffnete Fahrerfenster. Gelegentlich wird auch das Vorhandensein von Warndreieck und Verbandskasten kontrolliert und nach dem Konsum von Alkohol oder Betäubungsmitteln gefragt. Wer keine Bescheinigung seines Arbeitgebers vorweisen kann, versucht anders zu begründen, warum er noch unterwegs sein musste. Da wird der Stundenzettel eines Betriebes aus Rödinghausen hervor geholt, da war der selbstständige Immobilienmakler noch lange im Büro, da war in der Pizzeria nicht so früh Feierabend wie geplant. Doch auch der unvorhergesehene Streit mit der Freundin, der das Rendezvouz länger als geplant werden ließ, und die Oma, die auf Hilfe angewiesen war, lässt die Polizei einmal gelten. Sie alle bekommen ein "Kommen Sie gut nach Hause" mit auf den Weg. Pech mit dem Führerschein Keine Gnade findet, wer doch nicht so genau darauf geachtet hatte, wie viel Alkohol er getrunken hat. So war auch ein Mann mittleren Alters aufgefallen, der wohl ungefragt das Auto seiner Mutter fuhr, keinen Führerschein mehr besitzt und 0,8 Promille Alkohol im Blut hatte. Er musste zur Blutprobe mit zur Wache kommen und auch das Auto mussten für ihn die Beamten zu einem nahe gelegenen Parkplatz steuern. Pech hatte auch ein Moldawier, der seit einigen Jahren in Salzuflen lebt. Er hätten seinen Führerschein innerhalb einer gewissen Frist umschreiben lassen müssen. Das hatte er aber versäumt, sodass das Dokument in Deutschland nun ungültig ist. Er darf hier kein Auto mehr fahren und musste sich und sein Fahrzeug von anderen Mitgliedern seiner Familie abholen lassen. "Bei einem Freund die Zeit vergessen" Der ein oder andere Autofahrer sprach weder Deutsch noch Englisch. Mit Polnisch konnte ein Polizeibeamter dienen. Für einen bulgarischen Fahrer, der erst seit einem Monat im Land ist und noch nichts von der Ausgangssperre gehört haben wollte, dolmetschte eine Zeitungsreporterin. Der Mann hatte die Zeit beim Besuch eines Freundes vergessen. Parallel zur Fahrzeugkontrolle hat die Polizei auch geblitzt in der Stadt. An der Eimterstraße erfasste der Radarwagen einen Fahrer mit 109 km/h, an der Füllenbruchstraße mit 125 km/h bei erlaubtem Tempo 50. Bilanz: 25 Mal wurden Verwarngelder wegen überhöhter Geschwindigkeit erhoben, zehn Mal wurde sogar Anzeige erstattet. Warum weniger Einbrecher unterwegs sind Die Vollsperrung auf der B 239 sollte auch Licht in die Tätigkeit finsterer Gestalten bringen. Oft werden bei solchen Kontrollen beim Blick in den Kofferraum Einbrecher erwischt. Das war dieses Mal nicht der Fall. Auch die Stichproben von Zivilkräften in Industriegebieten brachten kein Ergebnis. "Die Einbrüche sind tatsächlich weniger geworden", sagt Volker Huß. "Die Täter haben durch die Ausgangssperre doppeltes Risiko." Außerdem sind die meisten Leute gezwungenermaßen zuhause. War zwischen 21.30 und 22.30 Uhr noch so etwas wie eine späte Rush-Hour festzustellen, wurde es danach immer ruhiger auf den Straßen. Das haben die Beamten auch schon an anderen Tagen festgestellt, an denen die Sozialen Medien keine Polizeikontrolle auszuposaunen hatten.

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