Der Herford-Plan, die Innenstadt und eine Frage: Was machen die da?

Herfords Innenstadt wird sich drastisch verändern, und das sehr schnell. Denn die Corona-Krise hat diese Entwicklung, die ansonsten noch etwas gedauert hätte, um Jahre vorgezogen. Menschenleere Straßen sind in der Pandemie dabei erst einmal nicht das Problem: Das Leben wird zurückkehren, wenn sich Menschen wieder in großen Trauben versammeln, wenn Stadtfeste, Kirmes und Konzerte wieder stattfinden dürfen. Eine größere Herausforderung wird sein, einer sich zum Wohngebiet wandelnden Innenstadt so viel Attraktivität zu verleihen, dass dies Sogwirkung entfaltet. Denn die brauchen die verbleibenden Händler. Und zum Wohngebiet werden Teile der Fußgängerzone werden: Ladengeschäfte, die ihre Waren über mehrere Etagen verkaufen, benötigen mehr Personal, das sich inzwischen viele Händler nicht mehr leisten können. Das ist nicht nur, aber vor allem eine Folge des zunehmenden Internet-Handels. Dessen Folgen sind auch an vielen Leerständen ablesbar. Wer die Fußgängerzone am Kopf der Lübberstraße betritt, sieht derzeit noch die Außenwerbung des Elektronikhändlers Saturn. Der hat aber am 29. Mai seinen letzten Verkaufstag. Dann folgte das Modegeschäft Basic, hinter dem ein Ladengeschäft mit zugeklebten Türen und Fenstern liegt. In der Fußgängerzone gibt es zahlreiche Leerstände von Ladengeschäften Gegenüber befindet sich das Töff Töff. Dass die Eckkneipe vor dem Aus steht, hat der Wirt bereits im Herbst kommen sehen – bevor die Gastronomie wieder für Monate geschlossen wurde. Ein paar Häuser weiter gab es einmal ein Reformhaus, das dann aber an die Bäckerstraße zog. Ein neuer Mieter ist nicht in Sicht. Weiter runter an der Ecke zum Neuen Markt hat der Apotheker keinen Nachfolger gefunden. Die Räume werden derzeit von der Suite 1560 mit genutzt. Hinter Patches befindet sich der nächste Leerstand: Ernstings Family ist ins gegenüberliegende neue Geschäftshaus gezogen. Die Filiale von Gina Laura wird ebenfalls zum 31. Mai schließen. Dort richtet sich dann zwar Ulla Popken ein, das Modegeschäft hinterlässt dafür aber eine Lücke an der Bäckerstraße. In der gleichen Reihe folgt dann das Bürgermeisterhaus. Das historisches Gebäude lassen die Eigentümer seit Jahren verfallen. Am Linnenbauerplatz selbst zieht der Fashion Store aus. Aus dem Altstadtcenter am gegenüber liegenden Augustinerplatz hat sich der Schuhhändler Reno verabschiedet. Und dann folgt H&M. Das Unternehmen hat für Ende des Jahres seinen Abschied angekündigt. Ein letzter Hoffnungsschimmer für seinen Verbleib wäre der Kauf des Gebäudes durch die Stadt oder einen Investor, der dann aber erst sanieren müsste. Und quer über den Alten Markt, an der Bäckerstraße, setzen sich die Leerstände fort. Es ist gut, dass in Herford ein Prozess gestartet ist, bei dem es um die Zukunft der Stadt geht Da ist es gut, dass Herford nun einen Plan entwickelt, wie es mit der Zukunft der Stadt weitergehen soll. Vielleicht wird es Nutzungen mit viel Publikumsverkehr in den heute leerstehenden Ladenlokalen geben. Die Innenstadt könnte für Familien interessant sein, wenn sie die Möglichkeiten des Shoppens mit Spielflächen, gemütlichen Treffpunkten im öffentlichen Raum, attraktiver Gastronomie und auch was fürs Auge - Kunst, Kultur oder auch mehr Grün - miteinander verbindet. An all dem arbeitet das Team, das den Herford-Plan koordiniert. Viele Ideen seien schon eingegangen, davon berichteten jetzt der Geschäftsführer der Stadtmarketinggesellschaft Pro Herford, Frank Hölscher, und die Wirtschaftsförderin, Lisa Kunert. Leider ist von der Virulenz in dem Projekt nichts spürbar. Natürlich sollen die Politiker einbezogen werden, meinetwegen sollen sie auch die Richtung vorgeben, in die der Prozess voranschreiten soll. Aber dafür reichen Schlagworte nicht aus. Es fehlten konkrete Beispiele der Ideen. Dass Hölscher und Kunert für das Projekt brennen, war jüngst durchaus erkennbar. Aber so langsam wäre es an der Zeit, dass sie den Funken auf die Menschen in der Stadt überspringen lassen. Auch diejenigen Herforder, große und kleine, die sich bisher nicht persönlich an das Projektteam gewandt haben, würden sich sicherlich gerne von einigen der eingegangenen Ideen inspirieren lassen. Denn eine Frage ist auch Wochen nach dem ersten Auftakt zum Herford-Plan unbeantwortet: Was machen die da eigentlich?

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