Alle wollen Klimaschutz, einige aber auch mehr Zeit dafür

Herford. Einen Zwischenstand zu den 98 Maßnahmen des Klimaschutzkonzeptes hat die Verwaltung jetzt vorgelegt. Die Aufgaben sind in zwölf Bereiche unterteilt. Sie reichen von "Aufgaben der Stadt Herford" bis zur "Öffentlichkeitsarbeit". Unter anderem geht es um den Verkehr, die Kraft-Wärme-Kopplung/Nahversorgung, Erneuerbare Energien, um die Strom- und Wärmeerzeugung, Bestandsgebäude und die Sanierung von Heizungen. Auch die Evangelischen Kirchen sind dort verzeichnet - mit ihrer Beteiligung an der Earth Hour. Ein Thema, das die Stadt voranbringen könnte, ist die Sanierung von Altgebäuden. Unter der Überschrift "Sanierungsoffensive Herford" heißt es zu den entfalteten Aktivitäten zum Beispiel: "Ausstellung (November 2016 bis Januar 2017) und Infoveranstaltung (2016) zum Thema Fassadendämmung; Veranstaltung 'Modernisieren und sparen – Was verbraucht denn dein Haus?' im Oktober 2017; Solarberatungsaktion Frühjahr/Sommer 2018; Eisblockwette 2019; Herforder Klimawoche (2020); Sanierungswettbewerb Sommer 2018 und 2020; Solar- und Energieberatungsaktion im Frühjahr 2020; Online-Vortragsreihe ,Nachhaltiges und energieeffizientes Sanieren' November 2020." Grünes Licht haben die Stadtwerke für ihre Photovoltaikanlage auf einer Freifläche bekommen Das Beispiel ist repräsentativ für viele der Maßnahmen im Klimaschutzkonzept: Denn vielfach geht es darum, die Bürger zu sensibilisieren, Mögliches aufzuzeigen, zu prüfen oder vorzubereiten und Konzepte zu erstellen. Die Stadt ist aber auch dabei, Dinge umzusetzen, zum Beispiel Pedelecs für die Verwaltung anzuschaffen. Grünes Licht haben die Stadtwerke inzwischen auch für die Photovoltaikanlage auf einer Freifläche an der Salzufler Straße erhalten. "42 Prozent der Punkte des Klimaschutzkonzeptes sind bereits in der Umsetzung", sagte Meike Voßmerbäumer (CDU), "25 Prozent sind abgeschlossen." Herbert Evens (Grüne) Einschätzung fiel etwas anders aus: "Es ist nicht so, dass wir Zweidrittel bereits erreicht haben." Gerade im Radverkehr und im Öffentlichen Personennahverkehr gebe es Konzepte, aber bisher keine Umsetzung. Da müsse in den nächsten Jahren deutlich mehr passieren. Denn bis 2025 sollen 30 Prozent des CO2-Ausstoßes eingespart sein. Sie hätten also bereits die Hälfte der Zeit hinter sich, hätten bisher aber nur 10 Prozent CO2 eingespart. In der verbliebenen Zeit müssten sie daher an Tempo zulegen. Trotzdem glaubt Even die Stadt auf dem richtigen Weg. "Wir sehen das Glas zu einem Drittel gefüllt." Das Klimaschutzkonzept hat der Rat 2015 beschlossen, zuvor wurde es mit den Bürgern erarbeitet. Das Ziel ist Klimaneutralität. Emissionen sind klimaneutral, wenn fortlaufend so viel CO2 gebunden wie ausgestoßen wird. Böden, Wälder und Ozeane - die CO2-Senker - binden CO2. Denn künstlich ist das nicht möglich, auch wenn es erste Versuche dazu gibt. Den Daten des Europäischen Parlaments zufolge binden die CO2-Senker geschätzt weltweit 9,5 bis 11 Milliarden Tonnen CO2 im Jahr. Der Klimaausstoß liegt dem EU-Parlament zufolge bei 38 Milliarden Tonnen. Damit liegt es allerdings am unteren Rand der Schätzungen: Wissenschaftler sprechen teilweise von 51 Milliarden Tonnen CO2-Ausstoß. Was nutzt es wenn Radwege nicht genutzt werden, fragt Meike Voßmerbäumer Auf Even entgegnete Voßmerbäumer, dass gute Konzepte Zeit kosteten, auch Zeit für die Bürger, sich umzustellen. Denn was nutze es, wenn die Radwege da seien, sie aber nicht genutzt würden. Zumal Radverkehrskonzept und Öffentlicher Personennahverkehr große und wichtige Themen seien. In die gleiche Kerbe schlug Bürgermeister Tim Kähler: Die Trump-Jahre in den USA hätten gezeigt, was passiere, wenn die Bürger nicht mitgenommen würden. Seiner Einschätzung ist eine solche Entwicklung auch für Deutschland nicht auszuschließen. Auch zu den Unternehmen äußerte sich Kähler: Sie trügen zur Wirtschaftskraft in Herford bei, sagte er. Und die Wirtschaft müsse sich mit ihren Produktionsstückkosten dem internationalen Wettbewerb stellen. Der Klimaschutz werde noch sehr teuer, sagte er voraus. Kähler plädiert dafür, ihn unter ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Gesichtspunkten - bei Berücksichtigung sozialer Aspekte - weiterzuentwickeln. Zuvor hatte Inez Déjà betont, dass den Linken der Klimaschutz, aber eben auch die sozialen Aspekte wichtig seien. Eine Auffassung, die Thomas Besler (SPD) teilte. Das Thema ist nicht abschließend beraten worden, weil Klimaschutzmanagerin Laetitia Müller an der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses nicht teilnehmen konnte. Auf Antrag der Linken kommt es in der nächsten Haupt- und Finanzausschusssitzung noch einmal auf die Tagesordnung.

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