Marta-Direktor geht: So endet eine Ära

Herford. &bdquo;Marta spart und geht auf die Herforder zu", so beschrieb wenige Monate nach Übernahme der Marta-Direktorenstelle die NW die schwierigen Aufgaben des damals neuen Roland Nachtigäller, nämlich sparen und dabei die Herzen der Herforder für das noch umstrittene Museum zu gewinnen. Beides scheint gelungen, denn der Etat wird eingehalten und gut ein Viertel der rund 60.000 Besucher in Nicht-Coronajahren kommen aus dem Kreisgebiet und dem Bielefelder Raum. Starke Eindrücke entstehen, wenn die Gehry-Architektur mitspielt Das Marta lotet die Grenzräume vom Kunst und Design aus, und manchmal fügt sich beides zu einer grandiosen Ausstellung. Dazu gehört sicher die Ausstellung &bdquo;Wir sind alle Astronauten" (2011), die das Werk des Architekten Buckminster Fuller und des Wirken in der zeitgenössischen Kunst zum Thema machte, und spätestens mit der Anwesenheit des Architekten zur Eröffnung für überregionales Interesse sorgte. So ein medialer Aufschlag gelingt nicht immer. Trotz Sparzwängen und Etatkürzungen gelangen grandiose, bildgewaltige Ausstellungen wie &bdquo;Asche und Gold" (2012), &bdquo;Unsichtbare Schatten" (2010), &bdquo;Willkommen im Labyrinth" (2018) mit der wohl unvergesslichen Spiegeljurte Song Dongs, &bdquo;Im Licht der Nacht" (2019) oder &bdquo;Der fremde Raum" (2016) oder &bdquo;Glas und Beton" (2020). Eindrucksvoll sind vor allem die Inszenierungen, die mit dem Formen des Museums spielen oder sogar in dessen Architektur kriechen und nur im Zusammenspiel mit der Gehry-Architektur überhaupt funktionieren können. Diese um ein Thema kreisenden Gruppenausstellungen mehrerer künstlerischer Positionen, eine Art Herforder Mini-Biennalen, wurden zu einer Art Markenzeichen des Marta, während die Hoet-Phase eher von Präsentationen einzelner künstlerischer Positionen geprägt war. Auch Kunst aus OWL hat Platz im Programm Mit der von Jan Hoet übernommenen OWL-Reihe, Gruppenausstellungen, die Arbeiten von biografisch mit der Region verbundenen Künstlern zeigen, schafft Marta eine Verbindung aus der Region in die Kunstwelt, denn oft leben und arbeiten die Künstler aus OWL längst woanders. Die inhaltliche Klammer ist aber nie die Herkunft der Künstler, sondern jeweils ein wechselndes Thema. So gibt Marta Künstlern aus der Region ein Forum ohne in die Heimattümeligkeit abzugleiten. Nachtigäller ist in seiner Funktion als Marta-Direktor auf vielen Ebenen in der Stadt präsent. Bis heute sichtbare Spuren an den Wänden der Stadt hinterlassen haben die HanseStreetartWorks, die von Marta kuratierte Kunstausstellung zu den Internationalen Hansetagen 2013. Die Verwirklichung der beiden ersten Tore des Projektes &bdquo;5 Tore, 5 Orte" fiel in seine Amtszeit. Nach dem erfolgreich ausgetragen Streit um die Pylonen am Bergertor zu Beginn der Amtszeit markiert nun der Streit um das dritte Tor deren Ende. Wie berichtet hatte Nachtigäller für den Standort Steintor eine Arbeit der gebürtigen Herforderin Asta Gröting, die an die Werte des Grundgesetzes erinnern soll, vorgesehen. Bürgermeister Tim Kähler favorisiert einen anderen Standort und eine Herauslösung aus dem Fünf-Tore-Projekt. Das Marta schafft sich eigene Wege in die Öffentlichkeit In den Jahren nach dem Rückzug des Gründungsdirektors Jan Hoet hat die Strahlkraft des Leuchtturms Marta nachgelassen, was sicher auch mit dem Verlust des Reiz des Neuen zu tun hat. Dennoch ist das Museum immer wieder für ein überregionales Aufscheinen gut, etwa im September 2020 als das TV-Magazin &bdquo;West-Art" aus dem Marta kam und über die Ausstellung von Brigitte Waldach berichtete, oder 2014 als dem Marta der Titel &bdquo;Museum des Jahres" zuerkannt wurde. Ein allgemeines Zurückschrauben der Kulturberichterstattung in den etablierten Medien und natürlich das fehlende Geld, um Blockbuster-Ausstellungen mit großen Namen und noch größeren Millionen-Etats in die Provinz zu holen, mögen das nachlassende überregionale mediale Interesse erklären. Früher als andere Museen hat das Marta zusätzlich zur klassischen Pressearbeit eigene mediale Kanäle im digitalen Raum aufgebaut, um dieses zu kompensieren. Facebook, Youtube, Instagram, ein Blog und Twitter waren im Marta lange vor Corona selbstverständlich und ermöglichen es, Kunstinteressierte direkt zu erreichen.

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