Update: 64-Jähriger stirbt bei Wohnungsbrand im Herforder Zentrum

Herford. Eine halbe Stunde kämpften Notarzt und Sanitäter am Dienstagmorgen um das Leben eines Mannes, der beim Schwelbrand in seiner Wohnung eine Rauchgasvergiftung erlitten hat. Vergeblich, die Vergiftung war zu schwerwiegend. Für die Feuerwehr war der Brand an der Ecke Berliner Straße/Lübberstraße am Eingang zur Fußgängerzone der Neustadt einen Großeinsatz, denn an den Bau schließen sich in zwei Richtungen weitere Wohn- und Geschäftshäuser unmittelbar an. Erinnerungen an den Großbrand des sogenannten Hochhauses auf der gegenüberliegenden Seite der Kreuzung vor ziemlich genau zwei Jahren wurden wach. Das Ausmaß der Sachschäden und die Folgen für andere Nutzer des Hauses beim aktuellen Brand sind aber kaum zu vergleichen. Nach Angaben der Polizei handelt es sich bei dem Opfer um den 64-jährigen Inhaber und alleinigen Bewohner der Wohnung im dritten Obergeschoss des Wohn- und Geschäftshauses. Erste Einsatzkräfte erkannten massive Rauchentwicklung Laut Feuerwehr-Pressesprecher Christoph Büker wurde die Feuerwehr um 8.46 Uhr alarmiert. Zunächst rückten die Hauptamtliche Wache und der Löschzug Herford Mitte aus. Als die Rettungskräfte bei ihrem Eintreffen eine massive Rauchentwicklung erkannten, wurde die Alarmstufe erhöht, so dass sämtliche freiwillige Feuerwehrleute alarmiert wurden. Einsatzleiter Michael Stiegelmeyer schickte zwei Rettungstrupps unter Atemschutz ins Gebäude. Sie fanden den bewusstlosen Mann in seinem Wohnzimmer vor und schafften ihn auf den Balkon und damit an die frische Luft. Die Drehleiter der Feuerwehr war auf der Berliner Straße abgestellt worden, um den Korb als weiteren Rettungsweg anbieten zu können, wenn der Rückweg durch das Treppenhaus abgeschnitten worden wäre. Hätte der Mann überlebt, hätte auch er mit der Drehleiter vom Balkon geholt werden können. Schwelbrand entstand im Wohnzimmer Nach Angaben der Feuerwehr hatte sich der Schwelbrand im Wohnzimmer entwickelt. Die Polizei ermittelt noch, ob es sich um einen technischen Defekt als Ursache gehandelt hat. Zu offenen Flammen kam es offenbar nicht, weil der Sauerstoff in der Wohnung schnell verbraucht war. Einen Feuermelder soll es im Wohnzimmer nicht gegeben haben. Ob der Alarm das Opfer hätte retten können, muss geklärt werden. Lediglich im Schlafzimmer gab es einen Brandmelder, der auch angeschlagen hat. Der Brand konnte schnell gelöscht werden. Allerdings dauerten die Nachlöscharbeiten in der Wohnung unverhältnismäßig lange an, weil, wie Einsatzleiter Stiegelmeyer es vorsichtig formulierte, in der Wohnung deutlich mehr "Interieur" vorhanden war, als üblich. Die Polizei spricht von einer "sehr unaufgeräumten Wohnung". Stiegelmeyer vermutet, das der Brand schon länger geschwelt hat, bevor er bemerkt wurde. Glück im Unglück: Die Wohnung unter der Brandwohnung ist derzeit nicht bewohnt. In der Wohnung darüber war niemand zuhause. Die Wohnung, in der es gebrannt hat, ist derzeit insgesamt unbewohnbar. Andere Wohnungen wurden offenbar nicht nachhaltig in Mitleidenschaft gezogen. Dem Vernehmen nach sind es teils vermietete Eigentumswohungen in verschiedenen Besitzverhältnissen. Im Erdgeschoss des Hauses gibt es einen Friseursalon, darüber eine Zahnarztpraxis. Kunden, Patienten und Mitarbeiter mussten in der heißen Phase der Löscharbeiten das Haus für eine gute halbe Stunde verlassen. Umwege für Autofahrer Die Berliner Straße war für rund zwei Stunden zwischen Stephansplatz und Lübberstraße in Fahrtrichtung Bergertor gesperrt. Die Autofahrer, die aus Richtung Bahnhofskreuzung über "Auf der Freiheit" unwissentlich in Richtung Brandort fuhren, mussten auf dem Stephansplatz kehrt machen und Umwege fahren. Am Brandort fanden sich auch Schaulustige ein, die den Feuerwehreinsatz filmten. "Das hielt sich aber im Rahmen", meint Christoph Büker. Besonders problematisch wird es, wenn Rettungskräfte von Gaffern behindert werden oder Brand- und Unfallopfer gefilmt werden. Beim "Hochhaus" gegenüber war der Brand im April 2019 von einer Kerze ausgelöst worden, die die Bewohnerin entzündet hatte, weil man ihr den Strom abgedreht hatte. Ihre Wohnung wurde später als Messie-Wohnung beschrieben, weil sie alle Räume vollgestellt hatte. Sämtliche Wohnungen und die Gastronomie wie Cerdos Café im Erdgeschoss waren auf lange Sicht nicht mehr nutzbar. Das Haus ist noch immer Baustelle. Cerdo möchte im Mai wieder eröffnen, wenn die Corona-Lage das erlaubt. Auch die Wohnungen sollen wieder vermietet werden.

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