Herford sucht Ideen für ein Leben nach der Pandemie

Herford. Nach Corona wird vieles nicht mehr so sein wie zuvor. Diese Erwartung greift der Herford-Plan auf, ein Prozess, in dem es darum geht, Wandel zu gestalten und Lebensbereichen, die extrem unter der Corona-Pandemie leiden, wieder Leben einzuhauchen. Der Stadtrat stellte der Projektleitung - der Pro Herford und der Wirtschaftsförderung - dafür jetzt 500.000 Euro zur Verfügung. Innenstadt, Wirtschaft, Gemeinschaft und Kultur sollen belebt, die Lebens- und Aufenthaltsqualität in der Stadt gesteigert und das Wir-Gefühl gestärkt werden. Und das mit möglichst kreativen und zukunftsweisenden Ideen. Tenor im Stadtrat war, dass der Herford-Plan "in die richtige Richtung" geht (Irene Broßeit, Grüne) und dass es einen solchen Herford-Plan auch ohne Corona hätte geben müssen, weil sich die Stadt immer weiterentwickele (Sarah Heitkemper, SPD). "Die Menschen warten auf Perspektive, und die wird hier geboten", sagte Thomas Helmerking (CDU). Broßeit und Heitkemper war hingegen wichtig, dass sich alle Bürger beteiligen und Ideen einbringen können. Sämtliche Ergänzungsanträge wurden abgelehnt oder nicht beraten Herbert Even (Grüne) sagte, dass die 500.000 Euro, die sie zur Verfügung stellten, kein Freifahrtschein für die Verwaltung sein könnten. Er beantragte darum, dass der Stadtrat fortlaufend in den Prozess einbezogen wird. Das lehnte das Gremium ab - ebenso wie die Beteiligung der Bürger, die Even ebenfalls gewollt hatte. Kähler sagte aber zu, den Rat sowieso informieren zu wollen. Zudem sieht der Herford-Plan auch die Einbindung derjenigen vor, denen er zugute kommen soll. Drei weitere, ergänzende Anträge lehnte der Stadtrat ebenfalls ab - oder traf keine Entscheidung. Ein Bürgerantrag aus den Reihen der CDU zielte darauf zu prüfen, wie den Gastronomen, auch im Außenbereich, geholfen werden könne. Kähler gab ihn - ohne vorherigen Beschluss - an die Projektverantwortlichen, damit sie ihn in ihre Projektthemen mit aufnehmen. Grüne, Linke, FDP, BfH und Liste 2004/HBB wollten zudem, dass Sondernutzungsgebühren der innerstädtischen Gastronomen und Einzelhändler, vor allem für das Aufstellen von Tischen und Werbeaufsteller, 2022 erlassen werden. Bis Oktober 2021 sind die Gebühren allerdings sowieso schon ausgesetzt. Das hatte der Stadtrat im Februar beschlossen. Innovation und Entlastung sollen Hand in Hand gehen, sagt der Bürgermeister Kähler plädierte deshalb dafür, die Idee ebenfalls in den Themenkanon des Herford-Plans aufzunehmen und sich dann in der Mai-Sitzung alle Ideen in der Gesamtschau anzusehen. Die Handeltreibenden hätten dadurch keinen Nachteile. Und schließlich müssten Innovation und Entlastung Hand in Hand gehen; denn eine Entlastung nutze den Händlern und Gastronomen weniger als neue Formen von Festivitäten, die viele Menschen in die Stadt bringe. Auch Helmerking sah keinen Grund für eine Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt. Er wollte dem Antrag nicht zustimmen, ihn aber auch nicht ablehnen. Denn in der späteren Gesamtschau der Themen könne er ja sinnvoll sein. Ein Ratsmitglied half Helmerking seinem Dilemma: Es meldete Beratungsbedarf an. Damit wurde das Thema in die Mai-Sitzung vertagt. Vertagung ist in solchen Fällen im Stadtrat üblich. Einen weiteren Antrag legte die FDP vor. Sie plädierte für einen mit 50.000 Euro ausgestatteten Förderwettbewerb. Innovative Ideen, beispielsweise zur Neuausrichtung oder zur Sicherstellung von Geschäftsbetrieben, aber auch zur Belebung der Innenstadt, sollten mit Preisgeldern prämiert werden. So könnten sie gleich umgesetzt werden, erklärte Günther Klempnauer. Er folgte dann aber Kählers Argumentation und stellte seinen Antrag ebenfalls zurück. Die Ideen bündelt nun ein interdisziplinäres Team Sowohl bei der Stadt als auch bei den Fraktionen sind bereits Ideen zum Herford-Plan eingegangen. Die Vorschläge bündelt nun ein interdisziplinäres Team, das Wirtschaftsförderin Lisa Kunert und Pro-Herford-Geschäftsführer Frank Hölscher zusammenstellen. Im Zuge des Prozesses fließen die 500.000 Euro, die der Stadtrat zur Verfügung gestellt hat, in Projekte aus den Bereichen Innenstadt, Tourismus, Wirtschaft, Kultur, Gemeinschaft, Bildung und Sport, Soziales, Jugend. Zudem wird sich die Stadt um Fördermittel aus dem Sofortprogramm Innenstadt des Landes NRW bewerben.

Meistgelesen