Wie Herford nach Corona mehr Lebens- und Einkaufsqualität gewinnen soll

Herford. Der Herford-Plan mit einem Etat von 500.000 Euro soll die Stadt für die Zeit nach der Corona-Pandemie stärken und sie langfristig fit für die Zukunft machen. "Wir wollen allerdings kein Zurück zum Stand vor Corona, und auch nicht das fördern, was schon vor 2019 nicht mehr lief", sagt Bürgermeister Tim Kähler. Er will das von Wirtschaftsförderung um Lisa Kunert und Stadtmarketinggesellschaft Pro Herford um Frank Hölscher gemeinsam erarbeitete Grundkonzept dem Rat in seiner Sitzung in der kommenden Woche vorlegen. Eine Mehrheit scheint gewiss, weil die große Koalition aus CDU und SPD hinter dem Plan steht. Der Rat muss Erarbeitung und Durchführung einschließlich des Budgets beschließen, damit der Herford-Plan mit Leben gefüllt werden kann. Dann sollen Pro Herford und Wirtschaftsförderung die Verantwortung übernehmen und ein Team verschiedener Fachkompetenzen aufstellen. Zusätzliche Mittel sollen aus dem Landesprogramm Innenstadt gewonnen werden. Beispiel Weihnachtsmarkt Im Haupt- und Finanzausschuss will man Beispiele für mögliche Aktivitäten ab dem Sommer liefern, die der Vorab-Präsentation für die Medien am Mittwoch noch weitgehend fehlten. "Wir wollen auch alte Zöpfe abschneiden", ergänzte Kähler, als Pro-Herford-Chef Frank Hölscher in Sachen Weihnachtsmarkt dann doch konkret wurde: "Die Zukunft fällt uns nicht in den Schoß. So müssen wir auch Konflikte angehen wie die Diskussion um den Rathausplatz als neues Zentrum des Weihnachtsmarktes." Für Kähler kann es "hier nicht darum gehen, ob ein Einzelner mehr Bratwürste verkauft, sondern ob die Stadt voller wird". Der Herford-Plan soll die Lebensbereiche wiederbeleben, die in der Pandemie derzeit extrem leiden. Dazu gehören aber nicht nur Gastronomie, Einzelhandel und andere Wirtschaftsbereiche, sondern auch die Aktivitäten in Bereichen wie Sport und Kultur, die coronabedingt brach liegen. Der Herford-Plan soll die Identifikation der Menschen mit ihrer Stadt stärken. Dazu sollen sie auch ihre Ideen äußern können. Der Plan hat mehrere Elemente zur Steigerung der Lebensqualität: Innenstadt Um dieses "Herz der Stadt" wieder zum Pulsieren zu bringen, gibt es Ideen wie die Schaffung von Lieblingsplätzen, die zum Verweilen einladen und dem Motto "grün und nachhaltig" folgen. Mit einem vielfältigen Kultur- und Freizeitprogramm und kleinteiligen Veranstaltungsformaten soll im Sommer das Leben in die Stadt zurückkehren. Es sollen bis dahin Einkaufs- und Gastronomie-Events entwickelt werden. Das Hoeker-Fest ist noch nicht abgesagt. H & M-Immobilie Langfristig ist der Anspruch kein geringerer, als durch Strukturveränderung die "neue Innenstadt der Zukunft" zu gestalten. Die Einzelhandelsflächen, so der Herford-Plan, sollen sich in den A-Lagen konzentrieren. So sieht man H&M als eine Schlüssel-Immobilie für die Innenstadt, über die man bereits verhandle. "Wir überlegen, ob wir über Eigentum die Entwicklung stärker steuern können", sagt Kähler. Die Stadt will in Zukunft nur anspruchsvollen Einzelhandel fördern - nicht nur in der Kerninnenstadt, sondern auch da, wo sich noch Qualität bietet, wie im Elsbachhaus. "Qualität statt Quantität", meint der Bürgermeister. Die B- und C-Lagen sollen Wohnen, Dienstleistung und anderen Nutzungen geöffnet werden. Ein zum Zentrenmanagement fortentwickeltes Citymanagement soll die Weichen stellen und zum Beispiel Showrooms von Industrie und Handwerk, Kindergärten und städtische Bildungseinrichtungen in die Innenstadt holen. "Wir haben schon einen Plan, wo die Einkaufsstraße bleibt und wo nicht", sagt der Bürgermeister. Tourismus Die Herforder haben in der Pandemie Ziele vor der Haustür wiederentdeckt. Das soll weiter gefördert werden durch Ausbau der Pauschalangebote wie Pilgern, Waldbaden, Fasten, Wandern, Radfahren und Golfen. Stadtgutscheine Weil in der Pandemie keine Weihnachtsfeiern stattfinden konnten, haben viele Firmen ihren Mitarbeitern Gutscheine geschenkt. Das Prinzip könnte über ein Stadtgutscheinsystem etabliert werden, in dem Arbeitgeber ihren Mitarbeitern in Form von steuerfreiem Sachbezug attraktive Prämien zur Verfügung stellen. Die Kaufkraft bliebe in der Stadt. Kultur Der Herford-Plan bekennt sich zu Bibliothek, Musikschule, Museen, Theater und Philharmonie als kulturelle DNA einer Gesellschaft. In einer einheitlichen Kulturplattform soll die Bekanntheit von Kulturveranstaltungen erhöht werden. Gemeinschaft Die Stadt will Fördermöglichkeiten für Projekte von Organisationen, Gruppen und Vereinen auch aus dem Sport auflegen, die es in einer Art Anschubfinanzierung ermöglichen sollen, coronabedingt eingeschlafene Aktivitäten sogar ohne Eigenmittel wieder ins Laufen zu bringen und auch die älteren Bürger aus ihrer erzwungenen monatelangen Passivität zu holen. Kontakt Die zentrale Emailadresse für Ideen, Anregungen und Fragen lautet: herfordplan@herford.de

Meistgelesen