Warum die Commerzbank so gut durch die Corona-Krise kommt

Herford. Die Commerzbank in Herford kommt offenbar hervorragend durch die Corona-Krise. Sie konnte die Anzahl der Neugeschäfte in der Baufinanzierungen verdoppeln. Die Unternehmen hat sie umfassend zu Förderprogrammen beraten - und ihnen 7,68 Millionen Euro Corona-Kredite bereit gestellt. Rasant entwickelte sich der Digitalisierungsprozess. Das führt nun allerdings auch zu einer Neuausrichtung. Kunden-Verhalten im ersten Lockdown Der Lockdown im März hat zunächst für Überraschungen gesorgt: Sehr viele Kunden hätten auffallend viel Geld abgehoben, sagt Nicole Kröhnert, Marktbereichsleiterin in Herford. Ob sie Angst gehabt hätten, dass sie im Lockdown nicht mehr dazu kommen oder ihr Geld zu Hause sicherer glaubten - im zweiten Lockdown seien die Kunden jedenfalls entspannt gewesen. Viele hätten bis dahin die Möglichkeiten des bargeldlosen Bezahlen entdeckt. Die Commerzbank hat zudem viele Anfragen im März 2020 zur Beruhigung der Kunden beantwortet, unter anderem zum Aussetzen von Ratenzahlungen. Im ersten Lockdown wurde viel renoviert: Die Commerzbank vergab unkompliziert Kredite, etwa für neue Küchen, ohne dass die Kunden in die Filiale kommen mussten. Die Neugeschäfte in der Baufinanzierung hatten 2020 ein Volumen von 19 Millionen Euro. Insgesamt liegt das Kreditvolumen in diesem Bereich nun bei 126,5 Millionen Euro, was einem Plus von 6,2 Prozent entspricht. Im zweiten Lockdown viele Anlage-Gespräche Im zweiten Lockdown hätten sich die Kunden verstärkt um ihre Geldanlagen gekümmert, auch weil sie 2020 wegen der Lockdowns und Reisebeschränkungen nicht viel ausgeben können. Das Depotvolumen ist bei der Commerzbank um 22,9 Prozent auf jetzt 95,8 Millionen Euro gestiegen. 34 Prozent der Bevölkerung besäßen Aktien, zunehmend auch junge Leute, die mit kleinen Summen begännen. Zeitweise habe die Herforder Geschäftsstelle schließen müssen und nur noch nach Terminvergabe beraten, so groß sei der Andrang gewesen. Die Kunden hätten aber grundsätzlich einen hohen Bedarf an persönlicher Beratung, sagt Kröhnert. Daran habe auch der Digitalisierungsprozess nichts geändert. Trend hin zum Mobile-Banking Die Commerzbank hat ihre Online-Angebote stark ausgebaut. "Wir haben quasi an einem Wochenende eine digitale Antragsstrecke für KfW-Kredite aufgebaut", sagt Dirk Werner, der für das Kundengeschäft mit Unternehmern bis 15 Millionen Euro in Herford und der Region verantwortlich ist. Mit der Plattform CommerzbankHilft.de hätten sie eine schnelle Hilfe starten können, die insbesondere kleinere Unternehmen - beispielsweise Einzelhändler und Gastronomen - nutzen. Er wisse von keinem einzigen Ausfall unter den Kunden der Herforder Bankfiliale. Trotzdem gebe es natürlich Verlierer der Krise, etwa in der Gastronomie, der Reise- und der Eventbranche. Stark zugenommen haben auch die digitalen Kontakte im Privatkundengeschäft, sagt Kröhnert. Die Anzahl der Banking-App-Nutzer ist 2020 um 22,4 Prozent gestiegen, fast 25 Prozent der Kunden nutzen die App inzwischen. Seit Juli können sie zudem Wertpapiere per Smartphone kaufen oder verkaufen. Rund 90 Prozent aller Überweisungen liefen inzwischen online. Kunden wollten nicht mehr für jede Kleinigkeit in die Filiale kommen, sagt Kröhnert. Aber auch jeder dritte Neukunde sei 2020 über die digitalen Kanäle zur Commerzbank gekommen. In Herford betreut die Bank 10.200 Privat- und Unternehmerkunden. Das Geschäftsvolumen ist um 7,1 Prozent auf 345 Millionen Euro gewachsen, das Kreditvolumen für Unternehmen ohne die Corona-Hilfen um 7 Prozent auf 51,6 Millionen Euro. Nachhaltig ohne Abschlag bei der Rendite Nachhaltigkeit ist ein anhaltender Trend: Fast jede fünfte Baufinanzierung sei nachhaltig, jeder fünfte Wertpapiersparplan ebenso. Dabei müssten die Kunden keine Abschläge bei den Renditen befürchten, sagt Kröhnert. "Nachhaltige Investments sind die Gewinner." Schließung von Filialstandorten Beschlossen hat die Commerzbank ihre "Strategie 2024": Sie wird - vor allem wegen der geringeren Kundenkontakte durch die zunehmende Digitalisierung - von ihren 790 Filialen bundesweit nur 450 behalten, 220 davon mit dem gesamten Angebot. Geplant ist eine Kombination von Direktbank (Callcenter) und persönlicher Beratung. Dabei konzentriert sie sich weiterhin auf den deutschen Mittelstand. Was dies für die Bünder und die Herforder Filiale an der Kurfürstenstraße bedeutet, ist noch nicht klar. Ein Hinweis könnte die Entscheidung der Frankfurter Zentrale im Lockdown im Frühjahr 2020 gewesen sein: Sie entscheid damals, dass in der Region nur die Filialen in Herford, Bielefeld und Detmold geöffnet bleiben sollten. Werner, der ebenso wie Kröhnert die Herforder Filiale mit ihren knapp 30 Mitarbeitern für sehr erfolgreich hält, sagt: "Wir machen hier ein Bombengeschäft, die Kundenzufriedenheit ist hoch."

Meistgelesen