Auftragsschwemme durch Schmelzwasser: Dachdecker haben viel zu tun

Kreis Herford. Seit gut einer Woche läuft bei der Dachdeckerei und Zimmerei Mario Kralemann in Herford das Telefon heiß. "Der Schnee hat bei uns für viel Arbeit gesorgt", so der Dachdecker-Meister. "50 Prozent waren zunächst das Entfernen von Schnee, vor allem bei statisch bedenklichen Flachdächern", sagt Kralemann. Gerade, als der Schnee begann zu tauen, wurde er schwerer und die Dachlasten mussten minimiert werden. "Wenn der Schnee nass wird, kann sich das Gewicht in einigen Fällen sogar vervierfachen", so Kralemann. Die anderen 50 Prozent waren Verwehungen des feinen Pulverschnees, die sich unter Dachpfannen gesetzt hatten, dort vereist waren und dann bei steigenden Temperaturen tauten. Daraus entstünden in den Wohnungen schnell Feuchtigkeitsschäden, häufig in Dachgeschosswohnungen unter Steildächern. Wasser in Wohnräumen ist derzeit ein großes Problem Auch bei "Holzbau Lepper" in Enger gehen derzeit viele Hilferufe ein. "Wir bekommen gerade eine ganze Reihe von Anrufen und Emails", sagt Marco Lepper. Sein Zimmereibetrieb an der Pödinghauser Straße übernimmt auch Dacheindeckungen. Es sei gerade ein "weit verbreitetes Problem", dass durch den abtauenden Schnee Wasser in die Wohnräume eindringe. Oft trete das Problem bei Dächern mit maroder oder nicht vorhandener Unterspannbahn auf. Er berichtet von einer 400 Quadratmeter großen Villa in Bad Oeynhausen. Das Dach dort sei gerade mal 20 Jahre alt. Allerdings sei auch dort die Unterspannbahn marode. "Hier gibt es jetzt einen umfangreichen Wassereintritt an vielen Stellen des Hauses." Laut Lepper hatte sich der Schnee an unzugänglichen Stellen unter dem Dach gesammelt. Jetzt - bei Tauwetter - bahne sich das Wasser seinen Weg ins Innere des Gebäudes. Vor allem sind ältere Dächer betroffen Diese Problematik schildert auch die Kreishandwerkerschaft in einer Pressemitteilung. Nicht selten verfügten diese Dächer über eine im Normalfall ausreichende zweite Dichtungsebene in Form einer Unterspannbahn, wo entsprechende Schneeverwehungen zunächst aufgehalten werden. Sobald der Schnee aber bei steigenden Temperaturen in den flüssigen Zustand übergehe, suche das Wasser seinen Weg in die darunterliegenden Gebäudeteile. Vor allem seien Dächer betroffen, die älter als 20 Jahre seien, sagt auch Mario Kralemann. "Da gibt es häufig keine regen-und windsicheren Unterdächer, und der Pulverschnee, der bei uns im Kreis Herford fiel, kann sich wunderbar darunter setzen. Wenn er dann schmilzt, ist es schnell passiert, dass Wasser durchsickert." Ob etwas passiert, sei allerdings von vielen Faktoren und nicht nur vom Dach abhängig. "Es ist zum Beispiel auch entscheidend, wo das Haus steht. Auf dem freien Feld gibt es mehr Wind und die Schneeverwehungen treffen das Dach nahezu ungeschützt. In der Stadt, zwischen anderen Häusern, ist die Gefahr dann nicht ganz so groß", sagt Kralemann, der so einen Ansturm von Kunden wie in den vergangenen Tagen noch nicht erlebt hat. Löhner Dachdecker kam gerade noch rechtzeitig, um Schlimmeres zu verhindern Seinen Betrieb habe er seit 2013, sagt er. Im letzten schneereichen Winter, im Jahr 2010, sei der Schnee allerdings auch von Beginn an nasser gewesen. "Der war damals nicht so puderig und fein wie jetzt und konnte sich deshalb nicht überall so verteilen." Kralemann rechnet auch in der kommenden Woche noch mit höherem Arbeitsaufkommen in der Folge des Wintereinbruchs. "Bei manchen Häusern dauert es, bis Schmelzwasser durchgesickert ist", sagt er. Es sei auch davon abhängig, ob das Dach tagsüber Sonne abbekomme. "Wenn nicht, dauert es eben alles etwas länger." Gerade noch rechtzeitig war dagegen der Löhner Dachdecker und Zimmermeister Dirk Remmert in der vergangenen Woche. Er wurde von einem Landwirt angerufen. Remmert hat bei ihm den Spitzboden einer Scheune überprüft. &bdquo;Da lag der Schnee 50 Zentimeter hoch. Das hätte bei Tauwetter ein ziemliches Problem gegeben."

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