Weniger Corona-Tests durch Schneechaos? So ist die Lage im Testzentrum

Kreis Herford. Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus ist im Kreis Herford zuletzt rückläufig gewesen. Neben den weiterhin geltenden Einschränkungen kam dabei der Verdacht auf, dass ein Zusammenhang mit der extremen Wetterlage der vergangenen Woche daran Anteil haben könnte. Es gelte die Zahlen kritisch zu hinterfragen, hieß es aus dem Kreishaus. Durch die winterliche Extremwetterlage seien weniger Abstriche vorgenommen und so weniger Corona-Fälle entdeckt worden. Finn Leciejewski bestätigt diese Annahme für den Beginn der vergangenen Woche. Der angehende Mediziner betreut das Herforder Corona-Testzentrum mit einem Team aus weiteren Studenten. Insbesondere zu Beginn der starken Schneefälle vor eineinhalb Wochen seien nicht so viele Menschen an die Oststraße gekommen. In der Spitze führe das Team bis zu 120 Abstriche für laborbasierte PCR-Tests täglich durch. Hinzu kämen maximal etwa 50 Antigen-Schnelltests, die vor Ort ausgewertet werden. Besonders an den Wochenenden herrsche eine hohe Nachfrage. Wenige positive Fälle bei Schnelltests Am 7. Februar, an dem Tag also, an dem der massive Schneefall einsetzte, hätten sich insgesamt jedoch nur etwa 30 Menschen ins Testzentrum gewagt. Montag und Dienstag allerdings stieg die Zahl wieder. Am Mittwoch habe sich die Nachfrage weiter normalisiert. Am vergangenen Wochenende seien Samstag und Sonntag jeweils bereits mehr als hundert Menschen getestet worden. Die Quote der Corona-Fälle sei dabei zuletzt konstant geblieben. Sie liege täglich zwischen 3 und 8 Prozent. Im Dezember und Januar hingegen hätte bei 12 bis 14 Prozent der Abstriche SARS-CoV-2 nachgewiesen werden können. "Bei den Schnelltests haben wir sehr wenige positive Fälle", erläutert Leciejewski. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Verwendung des Schnelltests als Präventionsmaßnahme. Einige Unternehmen etwa schicken ihre Mitarbeiter vorsorglich und regelmäßig zum Abstrich, um einem Infektionsgeschehen vorzugreifen. Das verdachtsunabhängige Testen ist in Deutschland momentan allerdings nicht explizit vorgesehen. In der nationalen Teststrategie ist die Rede von einem "zielgerichteten Vorgehen", da Testen ohne Anlass zu einem "falschen Sicherheitsgefühl" führe. Am Mittwoch kündigte Gesundheitsminister Jens Spahn jedoch an, ab März allen Bürgern kostenlose Tests zu ermöglichen. Die sollen weiterhin durch medizinisches oder geschultes Personal wie im Corona-Testzentrum durchgeführt werden. Darüber hinaus sollen bald Antigen-Selbsttests zur Verfügung stehen, die gerade mit Blick auf Öffnungsszenarien eine weitere Prävention versprechen. Dreiklang: AHA-Regeln, Testen, Impfen Leciejewski sieht dafür Vor- und Nachteile. "Ich sehe das ein bisschen kritisch, weil sie so modifiziert sein müssen, dass es nicht zu Fehlern kommen kann", sagt er über das geplante niederschwellige Selbsttesten. Wenn sie allerdings leicht zu handhaben sind und Fehlerquellen ausgeschlossen werden können, sei das eine gute Möglichkeit, weitere Fälle rauszufischen. Denkbar sei es, dass das Team an der Oststraße dazu künftig in den Schulen etwa Lehrkräfte im Umgang mit den Schnelltests anlernt. Voraussetzung für diesen Vorschlag wäre jedoch die Versorgung mit ausreichend Testkapazitäten. Ein weiterer Grund, der für eine veränderte nationale Teststrategie spräche, ist die Ausbreitung der ansteckenderen Virusmutationen, die auch im Kreis Herford identifiziert werden konnten. Laut Leciejewski erfolge mittlerweile bei jedem positiven Abstrich eine Typisierung im Mindener Laborzentrum Weser. Dort könne festgestellt werden, ob es sich um die sogenannte britische, südafrikanische oder brasilianische Variante handelt. Die Impfungen sind angelaufen. Die sogenannten AHA-Regeln bleiben bestehen. Doch auch das Testen gilt insbesondere mit Blick auf mögliche Lockerungen der Beschränkungen als ein Baustein, um einem erneuten Anstieg der Corona-Zahlen frühzeitig vorzubeugen.

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