Warum der Kälteeinbruch für Obdachlose lebensbedrohlich ist

Herford. Es ist zurzeit bitterkalt in Herford. Laut dem Deutschen Wetterdienst können die Temperaturen nachts auf bis zu Minus 15 Grad sinken. Diese Temperaturen können für Menschen, die kein Dach über dem Kopf haben und auf der Straße schlafen, lebensbedrohlich sein. "Wir machen uns größte Sorgen, um die Menschen, die ohne Unterkunft sind", sagt Bettina Schelkle vom Sozialberatungsdienst der Evangelischen Diakoniestiftung. Schelkle kennt sich mit der Situation vieler Obdachloser in der Stadt aus. Die Diakoniestiftung stellt Wohnungen, Gemeinschaftsunterbringungen und Übernachtungsmöglichkeiten für Wohnungslose zur Verfügung. Zurzeit gehe das Team die ihnen bekannten Orte ab, die als Schlafplätze genutzt werden. Beispielsweise unter Brücken. Schelkle: "Wir wissen aktuell von keinem uns bekannten Wohnungslosen, dass er noch draußen ist. Wir machen uns aber große Sorgen, um die Menschen, die wir nicht kennen. Daher appelliere ich an alle: Sollten Sie sehen, dass jemand bei diesen Temperaturen draußen schläft, rufen Sie die Polizei. Sie kann helfen." Ein Platz zum Übernachten wird bereit gestellt Manche obdachlose Menschen kommen derzeit bei Bekannten unter. Andere finden in der Notunterkunft in der Werrestraße 117 einen Schlafplatz für eine Nacht. Das ehemalige Obdach in Herford wird von der Diakoniestiftung im Auftrag der Stadt betrieben. Allerdings: "Wir sind mit unseren Kapazitäten hart an der Grenze", sagt Einrichtungsleiterin Schelkle. Fünf Betten stehen für sogenannte "Nur Übernachtungen" für Menschen bereit, die auf der Straße leben und keine Unterkunft finden. Obdachlose können sich an die Polizei, den Sozialberatungsdienst oder die Stadt wenden, dann bekommen sie in der Unterkunft einen Schlafplatz. "Am Donnerstag waren vier von fünf Betten belegt. Der Fünfte findet noch ein Bett. Beim sechsten wird es schwierig", sagt Schelkle. "Normalerweise würden wir zusätzlich Schlafsäcke verteilen. Aber das ist bei der Kälte keine Lösung." Die Schlafplätze der "Nur Übernachtung" in der Werrestraße richten sich an Männer. Doch was ist mit obdachlosen Frauen? "Für sie haben wir ebenfalls eine reine Übernachtungslösung zusammen mit der Stadt erarbeitet. Sie werden an einem anderen Ort untergebracht." Manche lehnen Angebote ab Eine dauerhafte Lösung sind die "Nur Übernachtungen" nicht. Morgens muss die Unterkunft wieder verlassen werden. "Täglich ändert sich der vierstellige Zugangscode, sodass der Schlafplatz tatsächlich immer nur für eine Nacht von der Person genutzt werden kann", beschreibt Susanne Körner, Pressesprecherin der Stadt Herford, das System. "Man muss immer Unterscheiden zwischen wohnungslosen Menschen, die aber eine Unterkunft haben und beispielsweise an der Werrestraße untergebracht sind", sagt die Einrichtungsleiterin. "Und Menschen, die auf der Straße schlafen", so Schelkle. Diese zweite Gruppe sei von den Wetter-Umständen besonders stark bedroht. Glücklicherweise hat es in diesem Winter in Herford keine Kältetodesfälle gegeben. Nach Auskunft der Stadt gibt es in Herford derzeit insgesamt 20 obdachlose Menschen, die keine eigene Wohnung haben. In den bereitgestellten "Wohnungen für Wohnungslose", in denen sie sechs Monate bleiben können, sind laut Stadt derzeit "14/15 Menschen ordnungsbehördlich untergebracht, weil sie aus eigener Kraft keine Unterkunft finden können." Wer auf der Suche nach einer dauerhaften Unterkunft sei, solle sich an die Stadt oder die Sozialberatung wenden. Dann könnten gemeinsam Lösungen gefunden werden. Manch einer zögere jedoch, die Angebote anzunehmen. "Das Angebot einer Übernachtung ist ja immer da. Aber viele Leute haben ihre Gründe, die Hilfen nicht in Anspruch zu nehmen - gerade jetzt, wenn es umso voller es wird", sagt Schelkle.

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