Turbo-Internet startet im Friedenstal

Herford. Die Corona-Krise mit dem Trend zu Homeoffice, Homeschooling und langen Computerspiel- und Streaming-Fernsehabenden hat drastisch deutlich gemacht, wie unverzichtbar schnellste Internetanschlüsse nicht nur für Unternehmen sondern auch für private Haushalte geworden sind. Bitter ist, wenn jemand jetzt vom weltweiten Netz nur im Schneckentempo profitieren kann. In fünf Jahren soll in Herford jeder Haushalt ans schnelle Glasfasernetz angeschlossen sein, verspricht Bürgermeister Tim Kähler. Glasfaserkabel haben gegenüber der ausgereizten Kupferkabel-Technik weiteres Zukunftspotenzial und erzeugen kein elektromagnetisches Feld. Anschlüsse zunächst bei Telekom und EWE zu bekommen Kähler hat am Mittwoch zusammen mit dem stellvertretenden Bürgermeister Werner Seeger und Wirtschaftsförderin Lisa Kunert einen Vertrag über die Breitbandversorgung mit Glasfaser Nordwest unterschrieben. Glasfaser Nordwest will als ersten Schritt auf diesem Weg bis zum Frühjahr nächsten Jahres im Quartier Friedenstal flächendeckend 3.800 Haushalte und Betriebe mit modernen Glasfaser-Anschlüssen versorgen. Über das Internet auf einem Bildschirm zugeschaltet war der Vertragsunterzeichnung der Geschäftsführer des Oldenburger Startup-Unternehmens, Christoph Meurer. Glasfaser Nordwest ist eine gemeinsame Tochter der Konzerne Telekom GmbH und Ewe AG. Ewe aus Oldenburg hat seinerzeit das frühere Herforder Telekommunikationsunternehmen Teleos gekauft. Der gebürtige Herforder Michael Heidkamp ist im Vorstand von Ewe. "Wir haben Handlungsbedarf und werden den Glasfaserausbau in Herford deshalb mit großen Schritten vorantreiben", sagte Kähler. "Mit Glasfaser Nordwest haben wir einen seriösen Partner." Welche Stadtbezirke folgen, hat etwas mit dem nach und nach zu Ende gehenden Bestandsschutz eines Kabelanschluss-Anbieters zu tun. Glasfaser Nordwest führt den Ausbau auf eigenes unternehmerisches Risiko aus. Geschäftsführer Christoph Meurer verspricht nichts weniger als eine erhöhte Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und "noch mehr Lebensqualität für die Region". Er ist zuversichtlich, das sich das Projekt wie schon in 14 anderen Gebieten wirtschaftlich für ihn rechnen wird: "Die Nachfrage steigt exponentiell." Außerhalb der Herforder Siedlungsschwerpunkte sieht es mit der Wirtschaftlichkeit des Ausbaus schon anders aus. Hier will die Stadt parallel mit Hilfe von Fördermitteln, etwa des Kreises, in die Fläche gehen. Erster Spatenstich im März in der Lutherstraße Der erste Spatenstich für den Ausbau im Friedenstal soll am 9. März um 14.30 Uhr an der Lutherstraße sein. Glasfaser Nordwest unterhält keine eigene Bauabteilung. Die Deutsche Telekom Technik führt die Bauarbeiten unter Nutzung vorhandener Infrastruktur durch. Der Tiefbau-Aufwand soll möglichst gering gehalten werden. Der Ausbau beginnt auf öffentlichem Grund mit dem Verteilernetz mit unterirdischen Hauptkabeln und Knotenpunkten. Die Glasfasern enden zunächst vor den Grundstücken der Anwohner. Sobald die über ein Telekommunikationsunternehmen einen Glasfaseranschluss mit bis zu 1.000 MBits/s beantragen, wird der Anschluss ins Haus verlegt. Es gibt keinen Anschlusszwang. Der Anschluss nennt sich neudeutsch FTTH-Anschluss (Fiber to Home). Geschäftspartner für Endkunden werden zunächst die Marktkonkurrenten Telekom oder EWE sein, später auch andere Anbieter. Nach Ansicht von Tim Kähler ist die Zukunft der modernen Kommunikation ohne Glasfaserkabel nicht möglich. Sogar selbstfahrende Mobilität werde darauf angewiesen sein.

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