Weihnachtspakete boomen: So sieht der Alltag eines Paketzustellers aus

Herford. Um 9 Uhr morgens geht es für Tim Stachwoksi los: Gemeinsam mit 37 weiteren DHL-Paketzustellern startet er von der Herforder Zustellbasis. Sein Gebiet ist das "Marta-Viertel" in Herford. Bis zu 200 Pakete verteilt er in seiner Schicht - und darunter sind ganz schöne Brocken. Während der Corona-Pandemie läuft vieles anders, auch Pakete zustellen. Die Maske ist sein ständiger Begleiter und damit er den Abstand einhalten kann, stellt er das Paket vor die Tür. Den Empfang unterschreiben muss im Moment niemand mehr. Trotz des Abstandhaltens spürt er, dass viele ihm mehr Anerkennung entgegenbringen. "Es freut mich richtig, wenn ich sehe, wie die Pakete die Menschen glücklich machen", erzählt Stachowski. Pakete zustellen ist Krafttraining Doch was die Herforder glücklich macht, ist für den Paketzusteller richtiges Krafttraining. Die Pakete sind teilweise bis zu 31 Kilogramm schwer. "Beliebt, aber wirklich schwer, sind Produkte wie Hundefutter, Katzenstreu und Wein", berichtet der 23-Jährige. Dennoch liebe er seinen Job: "Der ist zum Glück wirklich krisensicher." Dass er und seine Kollegen ausgelastet sind, zeigt ein Blick auf die Geschäftszahlen: Die 37 Paketzusteller für Herford liefern im Moment über 7.000 Pakete täglich aus. Das sind 3.000 mehr als an normalen Tagen. Um diese Menge zu bewältigen, wurden 14 zusätzliche Paketzusteller eingestellt. Deutschlandweit rechnet der Konzern damit, dass sie in diesem Jahr mehr als 1,8 Milliarden Pakete zustellen werden, 200 Millionen mehr als 2019. Corona sorgt für Paket-Boom Grund dafür ist die Corona-Pandemie: Während 2019 nur etwa jeder vierte Bundesbürger (26 Prozent) mindestens eine Sendung mit Blick auf den Advent oder auf Heiligabend aufgegeben hat, so sind es dieses Jahr 33 Prozent. Das ergab eine Umfrage des YouGov-Instituts im Auftrag des Paketdienstleisters Hermes, die am Donnerstag publiziert wurde. Von den Befragten, die ein Paket versenden, gab knapp ein Drittel (31 Prozent) an, dies als Kompensation weihnachtlicher Tätigkeiten zu tun - also etwa als Ersatz für gemeinsames Adventskaffeetrinken oder Weihnachtsbesuche. Die Befragung fand bereits Mitte November statt. Durch die verschärften Hygienevorschriften im Dezember, dürfte die Anzahl derjenigen, die sich für ein Weihnachtspaket entschieden haben, noch einmal deutlich ansteigen. Weihnachtspost auch beliebter Doch nicht nur das Päckchenpacken ist in diesem Jahr zu Weihnachten beliebt. Auch persönliche Karten und Briefe werden jetzt deutlich häufiger verschickt. Eigentlich verzeichne der Konzern einen jährlichen Rückgang bei den Postsendungen von ein bis zwei Prozent, erklärt Post-Pressesprecher Rainer Ernzer. "Coronabedingt sind es eigentlich bis zu zehn Prozent. Doch jetzt zu Weihnachten ist es genau umgekehrt." Schaltzentrale des gesamten Briefverkehrs ist das Briefzentrum in Herford, eines von deutschlandweit 83 Zentren. Alle Briefe mit einem Empfänger in Postleitzahlengebieten, die eine 32 oder 33 vorne stehen haben, landen hier. In der Vorweihnachtszeit wurden die Dienstzeiten ausgeweitet, um die Briefe pünktlich zustellen zu können. Schließlich habe die Post den Anspruch, dass die Briefe nachts auf die Straße gehen und am nächsten Tag verteilt werden. "Wir garantieren, dass über 90 Prozent am nächsten Tag da sind", so der Pressesprecher. Bundesweit werden täglich noch rund 55 Millionen Briefe verschickt. "An Weihnachten ist es deutlich mehr." Allein im Herforder Briefzentrum werden aktuell Tag für Tag bis zu 1,7 Millionen Sendungen verarbeitet (sonst 1,2 Millionen).

Meistgelesen