Dieser 23-jährige Medizinstudent leitet das Corona-Zentrum in Herford

Herford. Finn Leciejewski ist Trubel um seine Person sichtlich unangenehm. Ja, er leite zwar das Akutzentrum in Herford seit es wieder aufgemacht hat, sagt er. Doch mittlerweile sei er nur noch für das Organisatorische verantwortlich, schiebt der 23-jährige Medizinstudent direkt hinterher. Das zweite Staatsexamen habe er noch nebenbei bestanden, das stimme. Doch jetzt, wo er sein praktisches Jahr im Klinikum Herford angetreten habe, müsse er kürzertreten. Auch wegen der Doktorarbeit, die er gerade schreibe. "Auf mehreren Hochzeiten tanzen ist zwar möglich, aber schwierig", sagt der Medizinstudent. Das Tagesgeschäft würden deswegen derzeit vor allem seine Freunde wuppen, die im Akutzentrum arbeiten. Ohne die sei das alles ohnehin nicht möglich gewesen, wie der Herforder nicht müde wird zu betonen. Zu dem Job gekommen war der 23-Jährige wie die Jungfrau zum Kind: Sein Professor hatte im Juni gefragt, ob Medizinstudierende bei einem Akutzentrum helfen möchten. Er habe sich dafür gemeldet und sei zunächst mit dem Mediziner unterwegs gewesen. Dann sei das Gesundheitsamt in Herford auf sie zugekommen. Danach fing Leciejewski an, sich sein Team aus Vertrauten zusammenzustellen, um die Abstrichstelle neu zu eröffnen. Zu diesen Menschen gehört auch 18-jährigen Nic Warnke. Er kennt Finn Leciejewski schon lange, da ihre kleinen Brüder miteinander befreundet sind und auch sie immer wieder Kontakt miteinander hatten. Nah stehen sich auch die anderen Helfer der ersten Stunde: Dazu gehören Finns Bruder Hanno Leciejewski, Melissa Arweiler und Simon Ziemer. Fast alle sind noch Studierende. Nic Warnke hat dieses Jahr sein Abi gemacht und hat fängt gerade an, BWL zu studieren. Mittlerweile arbeiten 16 Menschen in der Anlaufstelle in Herringhausen. Arbeiten an den Wochenenden Am Anfang waren alle jeden Tag im Akutzentrum. "Wenn man mal ein Wochenende nicht gearbeitet hat, hat man die Menschen dort direkt vermisst", sagt Warnke lachend. Freie Wochenenden sind aber nicht garantiert: Auch wenn sich jemand diese Tage mal freihalte, könne es trotzdem sein, dass Freitagabend ein Auftrag für Samstag komme. "Keiner drückt sich vor irgendeiner Aufgabe und wir können uns aufeinander verlassen", sagt Leciejewski stolz. Dabei wurden das Team erst kürzlich auf die Probe gestellt: Nachdem die Zahl der Neuinfektionen im Kreis Herford buchstäblich explodiert waren, standen von jetzt auf gleich unglaublich viele Menschen vor der Tür. An manchen Tagen hätten sie fast 700 Abstriche genommen. Obwohl sie eingespielt sind, stellte sie das vor große Herausforderungen: "Wenn du auf einmal mehrere hundert Menschen vor der Tür stehen hast, ist es schwierig, jedem gerecht zu werden", sagt Warnke und fügt hinzu: "Wir haben alle unser Bestes gegeben." Unmut nach langen Wartezeiten Dazu gehörte aber nicht nur das schnelle Arbeiten, sondern auch, mit den Emotionen der Menschen umzugehen. "Einmal bin ich rausgegangen und habe versucht zu erklären, warum es so lange dauert. Das haben die Wartenden zuerst nicht akzeptiert", erinnert sich Leciejewski. Wenn die Menschen reingekommen wären, hätten sie aber gemerkt, dass die Helfer im Stress waren. Einige hätten sich sogar im Nachgang entschuldigt. "Ich selbst würde ja auch nicht gerne in der Kälte stehen, um drei Stunden auf einen Abstrich zu warten", zeigt der Medizinstudent Verständnis. Für die Mühe entlohnen dann die Tage, an denen alles reibungslos klappe, das System funktioniere und alle glücklich seien. Obwohl die jungen Menschen immer wieder mit Stresssituationen wie diesen umgehen müssen, wirken sie gelassener und motivierter den je. "Das hier hat mir richtig Spaß gemacht", sagt Finn Leciejewski. Sie hätten die Möglichkeit gehabt, alles selbst zu koordinieren, aufzubauen und zu gestalten. Trotz alledem hätte jetzt wieder erstmal sein Studium Priorität.

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