Kurz-Weihnachtslicht wird zum Hoffnungsschimmer für Herforder Schausteller

Herford. Enttäuscht, deprimiert, verzweifelt: Die Absage des Weihnachtslichtes hat die Herforder Schausteller mit Blick auf die weiter rasant steigenden Infektionszahlen und den &bdquo;Lockdown light" nicht überrascht, aber dennoch ins Mark getroffen. Statt die Innenstadt in festlichen Glanz zu tauchen und die Besucher mit Glühwein, Punsch und gebrannten Mandeln in weihnachtliche Stimmung zu versetzen, müssen sie mit ihren Ständen auf den Höfen bleiben – und untätig in eine ungewisse Zukunft blicken. &bdquo;Wir fallen ins Bodenlose", sagt Björn Laffontien, der nicht nur sein Unternehmen, sondern die gesamte Branche in akuter Gefahr sieht. Schlimmste Befürchtungen bewahrheiten sich Seit einem Jahr seien er und seine Kollegen nicht mehr in der Lage gewesen, ihr Leben zu leben und ihr eigenes Auskommen zu verdienen. &bdquo;Es geht gar nichts mehr", sagt Laffontien. Frank Berghaus, der eigentlich mit seinem &bdquo;Glühwein unterm Glockenspiel" eine feste Größe auf dem Weihnachtsmarkt ist, sieht ebenfalls seine schlimmsten Befürchtungen bewahrheitet. &bdquo;Wir haben alles auf Eis gelegt, keine Ware gekauft und auch keine Mitarbeiter eingestellt." Er hatte bis zuletzt gehofft, dass das vorgelegte Hygienekonzept mit einer Registrierung beim Ein- und Ausgang, Abstandshalter und auf Distanz aufgestellte Stehtische gut funktioniert hätte. &bdquo;Es war alles gut geplant – und jetzt weiß keiner, wie es weiter geht." Auch für Schausteller Robert Heitmann steht die Gesundheit seiner Kunden und seiner Mitarbeiter an erster Stelle. Doch auch er geht davon aus, dass die Hygienekonzepte, die sich beispielsweise beim Schaustellerpark in Hiddenhausen bewährt hätten, auch auf den jetzt abgesagten Weihnachtsmärkten ihren gewünschten Effekt gehabt hätten. &bdquo;Wenn man sich an die Vorschriften hält, kann eigentlich nichts passieren", so Heitmann, der mit seinen Ständen nicht in Herford, sondern in Unna auf dem Weihnachtsmarkt vertreten gewesen wäre. &bdquo;Jetzt sitzt man eben zu Hause und macht sich Gedanken über die Zukunft." Dies gilt auch für die Familie von Willi Parpalioni und auch seinen Mitarbeitern für die Weihnachtsmarktstände. &bdquo;Denen mussten wir allen absagen", sagt Parpalioni. Bislang nur 5 Prozent des Umsatzes von 2019 erwirtschaftet Auch er hatte auf den Weihnachtslicht-Umsatz gehofft und steht nun mit leeren Händen da – wie auch schon während der vergangenen Monate seit Beginn der Corona-Pandemie. &bdquo;Wir konnten nur Bruchteile unseres normalen Umsatzes generieren, bislang etwa 5 Prozent des Vorjahres." Das Weihnachtslicht hätte aufgrund der Einschränkungen sicherlich nicht die Einnahmen wie 2019 erbracht, aber das im Verlauf des Jahres entstandene finanzielle Loch zumindest etwas verkleinert. &bdquo;Es war unsere letzte Möglichkeit. Natürlich sind wir jetzt enttäuscht." Für die nahe Zukunft bleibt für die Schausteller im eigentlich schon unter &bdquo;Katastrophe" verbuchten Jahr 2020 nur noch der kleine Funke Hoffnung, dass der &bdquo;Lockdown light" im November die Infektionszahlen derart nach unten drückt, dass eventuell ein &bdquo;Weihnachtslicht light" in Betracht gezogen werden kann. &bdquo;Wenn es die Zahlen zulassen, wäre es gut, wenn wir die Chance bekämen, etwas kleines oder provisorisches hinzubekommen", sagt Frank Berghaus. Auch Willi Parpalioni hofft auf einen kleinen Weihnachtsmarkt, es würden auch schon vorsorglich Gespräche geführt. Doch auch ein schnell auf die Beine gestellter Markt müsse sich rechnen, was er kritisch sieht: Zu den Fixkosten wie Standgebühren oder Sicherheitspersonal käme noch hinzu, dass die Besucher nach einem Lockdown nur zögerlich kommen würden. Und dann fehlt schlicht die Zeit: &bdquo;Je kürzer der Markt läuft, desto weniger rechnet sich das", so Parpalioni. Robert Heitmann sieht das ähnlich, auch mit Blick auf eine mögliche dritte Corona-Welle: Denn was wäre, wenn während des Marktes ein weiterer Lockdown kommt? &bdquo;Dann haben wir investiert und Abgaben bezahlt", sagt Heitmann. &bdquo;Der ohnehin schon hohe finanzielle Druck wird dann noch größer." Zumindest in einem Punkt soll dann doch in der Innenstadt von den Schaustellern ein weihnachtlicher Glanzpunkt gesetzt werden: Das &bdquo;Lebenslicht" auf dem Alten Markt, bei dem für jedes während des Weihnachtsmarktes in Herford neugeborene Kind ein Licht leuchten wird, soll auch 2020 erstrahlen. &bdquo;Wir versuchen, das mit Hilfe von Sponsoren doch noch irgendwie auf die Beine stellen können", sagt Björn Laffontien, der nicht glaubt, dass es im Jahr 2020 einen wie auch immer gearteten Weihnachtsmarkt in Herford geben wird. Kredite genommen, Versicherungen gekündigt Vielleicht ist dann das Leuchten der roten und blauen Lampen dann auch für die Schausteller ein Lebenslicht – ein kleiner Hoffnungsschimmer für die ganze Zunft, die jetzt auf die Hilfe der Landes- und Bundesregierung setzt. Denn sonst sieht es finster aus: &bdquo;Ich habe von Kollegen gehört, die Kredite aufgenommen, Lebensversicherungen gekündigt oder ganz aufgegeben haben", sagt Willi Parpalioni sorgenvoll. &bdquo;Das macht mir Angst."

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