Lockdown kommt: Was der Herforder Gastronomie blühen könnte

Herford. Ein erneuter Lockdown steht ab Montag bevor und wieder trifft es die Gastronomien besonders hart. In einzelnen Fragen gehen die Meinungen der Herforder Wirte stark auseinander, in den grundsätzlichen Fragen sind sich jedoch fast alle einig: Sie können nicht verstehen, warum sie nach all der Anstrengung der vergangenen Monate, Wochen und Tage jetzt schließen müssen. "Man hat das Gefühl, dass wir der Depp der Nation sind", sagt Admir Selimovic, Betreiber des Restaurants Cxielo. Sie hätten alle Vorgaben und Bestimmungen in diesem Jahr umgesetzt. "Sie haben uns erst alles aufrüsten und Trennwände installieren lassen, nur um dann alles wieder zu schließen", sagt der Betreiber fassungslos. Viele hätten gerade in den vergangenen Wochen investiert, wodurch enorme Kosten entstanden seien, bestätigt Andreas Müller, Betreiber der Pfälzer Weinstube und Kreisvorsitzender des Deutscher Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga). Wie hart dieser zweite Lockdown die Gastronomen treffe, hänge von der Dauer ab. "Wenn es tatsächlich nur vier Wochen sind, können wir uns wieder berappeln", sagt Müller und fügt hinzu, "wenn der Dezember dazu kommt, werden wahrscheinlich 50 Prozent für immer zu bleiben." Ansteckungsgefahr gering Fast alle befragten Wirte verweisen darauf, dass die Ansteckungsgefahr in der Gastronomie bei nur wenigen Prozent liege und es gerade deswegen unsinnig sei, diese zu schließen. "Wenn man überlegt, wie wenige Menschen sich im Restaurant anstecken, ist die Entscheidung schwer nachzuvollziehen", sagt Marc Höhne vom Elsbach-Restaurant. Die Gäste seien im Restaurant sicherer als sonst wo, hielten Abstand und seien in größeren Räumen. Zu Hause sähe das ganz anders aus. "Ich mache mir große Sorgen - nicht um meinen Betrieb, sondern um die Gastronomien in Deutschland", sagt der Koch. "Die hohen Zahlen sind nicht uns geschuldet", betont auch Angela Vitale-Rossi vom Restaurant Amici. Angesteckt hätten sich die Menschen vor allem auf Feiern und im Urlaub. Sie verstehe nicht, warum nur die Restaurants und Bars schließen müssen und nicht direkt alles geschlossen wird. Denn wenn die Infektionszahlen sich nicht besserten, befürchte sie, Anfang Dezember doch nicht wieder aufmachen zu können. "Wir leiden jetzt den ganzen November und müssen nachher vier weitere Wochen schließen", so die Wirtin. Das befürchtet auch Hamid Ghanbari, Betreiber des Kupferherzes. Zum Lockdown hat er jedoch eine andere Meinung. "Diese Einsperrerei drückt die Stimmung und die Leute brauchen in Zeiten wie diesen ein Licht am Ende des Tunnels", betont er. In den Medien würde zu viel Angst verbreitet werden, sodass in der vergangenen Woche ohnehin weniger Menschen in die Restaurants gekommen seien. Bringt das Hilfsangebot etwas? Was die versprochene Unterstützung von der Bundesregierung angeht, sind die meisten befragten Wirte skeptisch. Dazu zählt auch Andreas Müller von der Dehoga. "Ich glaube nicht, dass die Hilfen kommen", sagt er. Die seien dann ohnehin wieder mit zahlreichen Regeln und Vorgaben verbunden. Bis zu 75 Prozent des Umsatzausfalls sollen die Betriebe ersetzt bekommen. "Wenn das wirklich in Deutschland passieren würde, wäre das ein Wunder", so Müller. Marc Höhne vom Elsbach-Restaurant ist ebenfalls skeptisch: "Ich glaube, da ist ein Haken dran, das Ganze erscheint mir zu undurchsichtig." Er befürchtet außerdem, dass das Angebot ausgenutzt werden könnte, so wie es bei der Sofort-Hilfe der Fall war. Dennoch gibt es in diesem Tagen auch Lichtblicke für die Herforder Wirte und Wirtinnen. Fast alle Befragten gaben an, dass nach dem Erlass zahlreiche Gäste für die nächsten Tage reserviert hätten. "Es würde mich freuen, wenn die Menschen zum letzten Mal ausgehen und sich die Zeit nehmen, um die Gastronomien zu unterstützen", sagt Hamid Ghanbari.

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