Wünsche der NW-Redaktion zur zweiten Corona-Welle

Ein Treffen auf dem Weihnachtsmarkt Christina Römer Viele Veranstaltungen sind in diesem Jahr abgesagt worden, die in anderen Höhepunkte sind. Herford ohne Hoeker-Fest – da hat wirklich etwas gefehlt. Aber auch private Treffen, Feiern, Reisen – die meisten von uns haben auf einiges verzichtet, was das Leben lebenswert macht. Das ist in einer solchen Ausnahmesituation aushaltbar. Wobei ich mir sicher bin, dass die Menschen ganz unterschiedlich darauf blicken und einige durchaus mit Einsamkeit gekämpft haben. Deshalb wäre es schön, wenn es zum Jahresende noch Möglichkeiten gäbe, mit anderen Menschen zusammen zu kommen, ohne einem allzu großen Ansteckungsrisiko ausgesetzt zu sein. Das Restaurant die &bdquo;Alte Schule" hat sich zum Beispiel Luftfilter angeschafft, damit die Menschen in dem geschlossen Raum keine Angst vor Viren in der Atemluft haben müssen. Der Weihnachtsmarkt ist ebenfalls ein Ort, an dem es Möglich sein sollte, sich zu treffen, ohne sich größerer Gefahr auszusetzen. Schließlich stehen die Stände an der frischen Luft. Natürlich sollte man sich nicht blau unterm Baum in den Armen liegen. Aber die letzte Verantwortung liegt bei jedem einzelnen. Einen Weihnachtsmarkt wünsche ich mir sehr in diesem Jahr. Gespräch von Angesicht zu Angesicht Walter Dollendorf Seit mehr als einem halben Jahr ist eigentlich nichts mehr so wie es mal war. Die meisten Kollegen sind immer noch oder wieder im Homeoffice. Man sieht sie nur noch via Bildschirm bei virtuellen Konferenzen. Manche Freunde trauen sich kaum noch aus dem Haus. Die Pandemie und die damit verbundenen Vorsichtsmaßnahmen und Einschränkungen haben deutlich gemacht, dass ein persönliches Gespräch von Angesicht zu Angesicht durch nichts zu ersetzen ist. Das gilt sowohl für den beruflichen als auch für den privaten Bereich. Der persönliche soziale Kontakt ist eben lebensnotwendig. Diese Aussage lenkt den Fokus allerdings auf ein großes Problem, dass das Virus und die damit zusammenhängenden Regeln mit sich gebracht haben: Wir müssen aufpassen, dass die Menschen, die im Alten- oder Pflegeheim leben, nicht vergessen werden. Diese Menschen haben es auch in normalen Zeiten schon schwer genug. Ihnen nun auch noch zu verwehren, dass sie Besuch von Angehörigen bekommen, ist ein (zu) harter Eingriff. Sie nicht zu vergessen und ihnen das persönlich Treffen mit ihren Liebsten zu ermöglichen, ist auch in Zeiten wie diesen eine Notwendigkeit. Ein Fest im Zeichen von Corona Jobst Lüdeking Es ist ein absehbares Übel: Wir werden das anstehende Weihnachtsfest mit den Corona bedingten Einschränkungen und Gefahren begehen müssen. Und mit einer anderen Gewissheit: Die Ergebnisse des Robert Koch-Instituts zeigen, dass sich das Virus nicht am Arbeitsplatz, in der Bahn oder in der Schule sondern im privaten Bereich bei Feiern oder Zusammenkünften verbreitet – also just davon profitieren wird, was Weihachten für viele Menschen ausmacht. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass es bereits jetzt Zeit ist, über Konzepte nachzudenken, wie die Weitergabe des Erregers am Gabentisch oder beim Familientreffen von Großeltern, Kindern und Enkeln nachhaltig geblockt werden kann. Dafür sind Experten gefragt, die Tipps geben. Am besten wäre es natürlich, wenn bereits noch einfacherer, privat zu nutzende Schnelltests zur Verfügung stehen würden, die Sicherheit bieten. Eine 100-prozentige Sicherheit, das sei an dieser Stelle gesagt, wird es nie geben. Anderseits bleibt ein frommer Weihnachtswunsch: dass bis dato ein Impfstoff zugelassen sein wird. Der wird zu diesem Zeitpunkt nur begrenzt verfügbar sein, sorgt aber für etwas, was Weihachten ausmacht: Hoffnung. Solidarität und innovative Ideen Frank-Michael Kiel-Steinkamp Als sich im Frühling die Coronakrise zuspitzte, wurde alten Leuten und Risikogruppen geraten, zu Hause zu bleiben. Auch gab und gibt es Menschen in häuslicher Quarantäne. Da fanden sich Leute in Facebook-Gruppen zu Einkaufsdiensten zusammen, die weit über ihre eigene Nachbarschaft hinaus arbeiteten. Das Risiko, sich beim Einkaufen anzustecken, scheint geringer zu sein, als seinerzeit angenommen. Dennoch scheuen viele Betroffene wieder, aus dem Haus zu gehen. Oder es ist ihnen zu anstrengend, mit Maske durch die Einkaufsstraßen zu laufen. Solidarität wie bei den Einkaufshelfern ist auch weiterhin wünschenswert. Womöglich gibt es weitere Ideen, wie ehrenamtlich geholfen werden kann.Wie eine Idee Realität werden kann, wenn man die richtigen Leute kennt, hat sich gerade bei den DRK-Kitas gezeigt. Die Eltern haben ja Betretungsverbot und bekommen ihre Infos nun ganz modern per App aufs Mobiltelefon geschickt, weil ein Praktiker und ein Programmierer zusammen herumgetüftelt haben. Vielleicht finden sich ja in Herford andere Experten zusammen, die eine neue Schutzmaske entwickeln. Die filtert Viren heraus, lässt aber Atemluft ungehindert strömen. Gelassenheit statt Angst und Wut Eike J. Horstmann Beträchtliche Teile der Gesprächs- und Diskussionskultur haben sich in den vergangenen Jahren in eine bedenkliche Richtung entwickelt. Statt Probleme und Schwierigkeiten rational zu benennen und anzugehen, hat sich eine reflexhafte Aufgeregtheit eingebürgert. Das lässt sich leider auch seit Beginn der Corona-Pandemie beobachten: Sobald etwas geschieht, geht das Geschrei los, dass dringend was getan werden müsste. Wird was getan, geht das Geschrei los, dass doch alles falsch ist, was da gemacht wird. Und dann gibt es natürlich noch die Mund-Nasen-Bedeckung, die für manche die größte Zumutung von allen ist. Was von den Zornigen in all der Wut übersehen wird: Auch wenn Corona uns eine Menge abverlangt, geht es uns allen noch sehr gut. Die Versorgung sowohl mit Lebensmitteln, Strom, Wasser oder Medizin ist gesichert, weite Teile des öffentlichen Lebens laufen ungestört weiter. Wir leben hier auch mitten in der zweiten Welle nicht in einem Krisen- oder gar Kriegsgebiet. Also: Öfter mal statt sich aufzuregen über die Unsicherheit, die Ängste oder die ärgerlichen Dinge, die Corona mit sich bringt, einfach ganz tief durchatmen. Das geht. Auch mit Mund-Nasen-Bedeckung.

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