So werden Patienten und Personal im Klinikum Herford nun getestet

Herford. Bereits im September hatte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sie angekündigt - die neue nationale Teststrategie. Jetzt liegt sie vor und klärt minutiös, wer wann wie und unter welchen Bedingungen zu testen ist. Doch gleicht sie auf den ersten Blick einem Irrgarten. Marco Kauling hat sich einen Weg hindurch gebahnt. Er ist Notarzt und Mitglied des Krisenstabs am Klinikum Herford. Mit der Neuen Westfälischen hat er über das überarbeitete und mit dem Gesundheitsamt abgesprochene Testkonzept des Klinikums gesprochen. Das sind die wichtigsten Punkte. Um welche Testarten geht es? Bisher wurde das Corona-Virus vor allem mit Hilfe von PCR-Tests nachgewiesen. Dabei wird geprüft, ob sich in einer Probe genetisches Material also Erbgut des Virus befindet. Nun wurde die nationale Teststrategie um sogenannte Antigen-Tests erweitert. Damit kann eine Probe auf charakteristische Protein-Bausteine an der Viren-Oberfläche überprüft werden. Was sind die Vor- und Nachteile? Für beide Tests werden Abstriche aus dem Nasenrachenraum genommen. Bei einem PCR-Test werden die Proben zunächst zur Auswertung in ein Labor geschickt. Im Falle des Herforder Klinikums ist es das Zentrallabor der Mühlenkreiskliniken in Minden. Mit Fahrtzeiten und mehreren Stunden für die eigentliche Auswertung liege das Ergebnis dann nach einem halben oder ganzen Tag vor, sagt Kauling. Antigen-Tests hingegen können direkt vor Ort ausgewertet werden. Das Prinzip ähnele dem von Schwangerschaftstests, dennoch sei dafür Fachpersonal nötig, wie Kauling betont. Das Ergebnis liegt in weniger als einer halben Stunde vor. Der Nachteil: Einige Experten zweifeln an der Zuverlässigkeit der Antigen-Schnelltests. Wann kommt welcher Test im Klinikum zum Einsatz? Das hängt von den Umständen ab. "Die Antigen-Tests sagen uns schnell, ob jemand ansteckend ist", so Kauling. Er nennt ein Beispiel: Ein Patient muss sofort operiert werden und zeigt keine Symptome - dann, so der Krisenstabsarzt, kommt zunächst der Antigen-Test zum Einsatz. Bleibt allerdings noch Zeit bis zur Aufnahme eines Patienten - zum Beispiel für eine Knieoperation - wird mit der PCR-Methode getestet, nicht mit dem Antigen-Test. Dieser wird wiederum genutzt, wenn ein Corona-Ausbruch droht. Denn dann gelte es, Infizierte schnellstmöglich von anderen zu isolieren. In solchen Fällen wäre der PCR-Test einfach zu langsam. Der Antigen-Test sei laut Kauling daher "eine wichtige Ergänzung". Das bisherige Testverfahren ersetzt er nicht. Denn die Diagnose, ob sich jemand mit dem Coronavirus infiziert habe, werde weiterhin über die PCR-Methode gestellt - auch wenn ein Patient bereits einen Antigen-Test hinter sich habe. "Einige Patienten werden daher doppelt getestet", so Kauling. Wann läuft die neue Teststrategie im Klinikum an? 500 Antigen-Tests seien jetzt für das Klinikum bestellt worden, berichtet Marco Kauling. Daneben 25 weitere, mit denen nicht nur auf Corona, sondern auch auf Influenzaviren getestet werden könne. Am vergangenen Dienstag müsste die Lieferung eingetroffen sein, so dass die neue Teststrategie jetzt kurzfristig starten kann. Was ist jetzt für Besucher wichtig? "Bei dem, was wir im vierten Quartal machen, geht es vor allem darum, die Menschen im Klinikum zu schützen", sagt Kauling. Das heißt das Personal sowie die Patienten, die wegen ihrer Erkrankungen besonders gefährdet sind. Dennoch sei zunächst nicht vorgesehen, Besucher mit der Antigen-Methode zu testen. Denn auch wenn das Ergebnis schnell vorliegt: Rund 30 Minuten sind es trotzdem. Darüber hinaus nimmt medizinisches Personal den Rachenabstrich vor. Kauling: "Das wäre ein Arztbesuch vor dem Krankenbesuch. Das ist logistisch nicht möglich." In diesem Zusammenhang verweist der Arzt erneut auf die Besucherregelungen. Im Klinikum darf jeder Patient derzeit einmal in der Woche zwischen 15 und 19 Uhr für 60 Minuten besucht werden. "Mal zwei Stunden den Nachbarn im Krankenhaus besuchen, das geht nicht", bringt es Kauling auf den Punkt. Wer Erkältungssymptome oder Fieber hat oder mit einem Corona-Positiv-Getesteten Kontakt hatte, sollte dem Klinikum grundsätzlich fernbleiben. Weiter Informationen gibt es auf der Seite https://www.klinikum-herford.de/.

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