Neuer Chefarzt am Klinikum: Auf dem Surfbrett das Studium finanziert

Kreis Herford. Gesund ernähren, nicht Rauchen, viel Bewegung und Blutfette und Blutdruck im Auge behalten - das sind Tipps von Dr. Reinhard Nitschmann für Menschen, die sich nicht dem Risiko einer Erkrankung der Blutgefäße aussetzen wollen. Irgendwann möchte der neue Chefarzt der Klinik für Gefäßchirurgie sie aber doch bei sich oder bei Kollegen sehen - vorsorglich: Ab 65 Jahren sollte man die Gefäße medizinisch untersuchen lassen. Denn mit dem Alter steigt die Gefahr einer Erkrankung an Arterien und Venen und man sollte nicht warten, bis die Luft beim Laufen knapp wird. Weil aber die Menschen immer älter werden, sieht Nitschmann eine Lawine von Arbeit auf die Gefäßmediziner zurollen. In der Nähe des Wassers aufgewachsen Sport und Bewegung - das sind die großen Leidenschaften des 54-jährigen Arztes. Er liebt das Meer an Nord- und Ostsee, denn in der Nähe des Wassers ist er aufgewachsen. Im Windsurfen hat er es zu so großer Meisterschaft gebracht, dass er in den 1980er Jahren damit Geld für sein Medizinstudium an der Universitätsklinik Hamburg-Eppendorf dazuverdienen konnte. Das Surfen lässt Nitschmann heute im Urlaub ruhiger angehen. Gern fährt er inzwischen auch im Winter Ski. Im Alltag müssen ihn Laufen und Radfahren fit halten. "Im Klinikum nehme ich die Treppen auch in den neunten Stock", sagt Nitschmann. Und er ist viel unterwegs im Haus, denn seine Patienten liegen auf verschiedenen Stationen. Mal eben mit dem Rad von zu Hause zur Arbeit - das geht nicht. Denn Nitschmann bleibt in der Nähe von Soest wohnen, wo er zuvor Chefarzt für Gefäßchirurgie an einem deutlich kleineren Haus war. Er ist verheiratet und hat zwei Söhne Anfang zwanzig - der eine studiert Medizin, der andere Jura. Spaß hat Nitschmann nun seit Anfang Oktober an der 40-minütigen Fahrt von Soest nach Herford, denn er hat sich extra ein E-Auto zugelegt, das flott aber kein Sportwagen ist, und das umweltfreundlich mit Strom vom eigenen Hausdach aufgeladen wird. Den Wechsel nach Herford begründet er mit den größeren Möglichkeiten an einem Klinikum wie Herford mit 800 Betten. Ziel ist ein zertifiziertes gefäßchirurgisch-radiologisches Gefäßzentrum Er sieht seine Klinik schon jetzt von seinem Vorgänger Siegfried Krishnabhakdi gut aufgestellt. Um die für die Behandlungsqualität notwendige fächerübergreifende Zusammenarbeit im Haus weiter voran zu bringen, will er ein zertifiziertes gefäßchirurgisch-radiologisches Gefäßzentrum aufbauen. Hier setzt er auch auf die Zusammenarbeit mit dem Bünder Lukas-Krankenhaus. Ein wesentlicher Baustein für Erfolg ist für ihn die vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Pflegepersonal des Klinikums, den niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen, den Pflegeeinrichtungen und den ambulanten Pflegediensten. Schwerpunkt der Klinik ist nach Nitschmanns Angaben die Versorgung von Patienten mit Erkrankungen der Arterien und Venen, die oft zu chronischen Wunden führen. Dazu gehören kritische Durchblutungsstörungen der Beine, Brust- und Bauchschlagadererweiterungen sowie die vorbeugende Untersuchung auf Halsschlagaderenge und die Behandlung von Schlaganfällen. Verbindung von Handwerk, Kreativität und Mitmenschlichkeit Kristian Nitschmann hat Spaß an seiner Arbeit als Mediziner, denn sie ist für ihn eine "Verbindung von Handwerk und Kreativität in einem menschlichen Beruf". Gerade die Gefäßchirurgie sei ein technisch anspruchsvolles Fachgebiet, das ein hohes Maß an manueller Geschicklichkeit, künstlerischer Gestaltung und Kreativität erfordere. Freude am Beruf - das bedeutet auch, Menschen vor Schlaganfall und Tod zu bewahren. Kristian Nitschmann weiß, dass zur ärztlichen Kunst auch das "Zwischenmenschliche" zählt. So hat er erfahren, dass es Patienten durchaus interessiert, was der Arzt in seiner Freizeit für ein Mensch ist. Welche Sportarten er liebt, wissen sie ja nun schon mal.

Meistgelesen