Heizpilze in Herford: Klimakiller oder Retter in der Coronakrise?

Herford. Klimakiller oder Retter in der Coronakrise? So könnte die nun wieder aufkommende Diskussion über Heizpilze in der Außengastronomie auf eine schmissige Formel zugespitzt werden. Denn noch lockt die spätsommerliche Sonne Gäste in die Herforder Außengastronomie. Doch wie geht es danach in den Restaurants und Kneipen mit Abstandsgeboten und weniger Platz weiter? "Der Sommer war für alle Gastronomen in der Innenstadt gut", sagt etwa Kupferherz-Chef Hamid Ghanbari vor seinem Restaurant. Dort sitzen zahlreiche Menschen unter Schirmen, genießen ihre Getränke und Essen an der frischen Luft. Aber "der Herbst kommt mit ganz großen Schritten auf uns zu", so Ghanbari. Der Betrieb wird sich ins Innere verlagern - mit gläsernen Trennwänden, kostenlosem Desinfektionsmittel und der Einhaltung der Hygieneauflagen. "Ich appelliere an die Gäste, weiterhin nicht ängstlich zu sein und die Freiheiten zu genießen", formuliert der Gastronom eine Hoffnung für die kälteren Tage. Heizpilze oder eine Zeltlösung sind als dauerhaftes Angebot im Freien für ihn kein Thema. Ghanbari sei es lieber, dass die Schausteller ihre Weihnachtsmarktbüdchen auf dem Platz aufmachen können. "Ich würde mich freuen, wenn es einen Weihnachtsmarkt gibt." Denn so bliebe die Innenstadt belebt und der ein oder andere Besucher würde den Weg ins Restaurant finden. Ein beheiztes Zelt könnte eine Lösung sein Ein paar hundert Meter weiter kellnert Snjezana Bosic bei Föge am Alten Markt. Sie könnte einer wärmenden Lösung im winterlichen Außenbereich etwas abgewinnen. "Die Leute wollen rausgehen, aber wohin?", fragt sie angesichts bald sinkender Temperaturen. Momentan herrscht auch auf dem Alten Markt noch reger Betrieb, doch damit könnte es bald vorbei sein. Ein beheiztes Zelt etwa sei "eine super Idee", findet Bosic jedenfalls. Naturschützer sehen das naturgemäß kritischer. "Heizpilze gehen gar nicht. Sie sind klimaschädlich hoch 3", sagt Bernd Meier-Lammering, Kreisvorsitzender des BUND. Die Naturschutzorganisation empfehle, Gaststätten, die Heizpilze verwenden, zu boykottieren. Ebenso wenig seien Heizstrahler an Decken und Fassaden gutzuheißen. Und das betreffe Propangas betriebene Geräte als auch solche, die elektrisch laufen. Ein Heizpilz setzt laut dem Umweltbundesamt mehr als drei Kilogramm CO2 pro Stunde frei. Ein Zelt sei laut dem BUND-Kreisvorsitzenden auch nicht optimal, würde aber den Vorteil bieten, dass dieses aufgeheizt werden könne. "Die ökologische Alternative sind Decken und Wollsocken", sagt Meier-Lammering. Der Gaststättenverband Dehoga in NRW hat mit Blick auf die kalte Jahreszeit bereits "Terrassen-Stärkungspakte" gefordert. Dazu zählt der Verband etwa erweiterte gastronomische Außenflächen, das Ausschöpfen der Sperrzeit-Regelungen bis Mitternacht, einen großzügigen Umgang mit Gestaltungssatzungen und die Aufhebung von Heizpilz-Verboten. Es werde daher dringend die weitere Unterstützung der Kommunen benötigt. Heizpilze sind in Herford nicht verboten Laut dem Herforder Bau- und Ordnungsdezernenten Peter Maria Böhm ist das Betreiben der Außengastronomie bis Oktober befristet. Allerdings würden Anträge, die über den Zeitraum hinausgingen "positiv gesehen". Die Aufhebung der Gebühren für die Außengastronomie in Folge der Coronakrise gelte ohnehin bis zum Ende des Jahres. Was darüber passiere, werde in den sich neu aufstellenden politischen Gremien beraten. Die Frage, ob dann Heizpilze oder Strahler verwendet werden, ist letztlich eine Entscheidung der Gastronomen. Denn verboten seien diese in Herford schließlich nicht. Vor der Trattoria il Baffino würde Giuseppe Argentiero in der kalten Jahreszeit gerne ein Zelt aufbauen. Er habe bereits im vergangenen Jahr und damit vor der Coronakrise bei der Stadt nachgefragt. Damals sei die Idee abgelehnt worden. "Die Frage ist, ob die Stadt Herford das dieses Jahr zulässt", sagt Argentiero mit Blick auf die veränderte Situation. Sollte es funktionieren, könnte er Platz für etwa sechs zusätzliche Tische schaffen. Elsbach-Restaurant-Chef Marc Höhne kann die Diskussion gelassen verfolgen. Zwar kann er bedingt durch die Hygieneauflagen statt 120 nur 80 Sitzplätze im Restaurant bedienen. Doch fällt die Außengastronomie bald weg, könnten ihm zufolge im Atrium 40 zusätzliche Plätze geschaffen werden. Momentan setzt er auf der Terrasse ohnehin nicht auf Heizstrahler: "Wenn du da eine halbe Stunde drunter sitzt, bekommst du nur Kopfschmerzen", sagt Höhne.

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