Gespräch mit Herforder Bürgermeister Tim Kähler - "Wer nichts macht, macht den größten Fehler"

Herford. Mit einem guten Zitroneneis kann man ihm eine große Freude machen. Vielleicht hat Bürgermeister Tim Kähler auch deshalb – nicht ganz uneigennützig – die Kurz-Eisbar auf dem Gänsemarkt als Treffpunkt bei herrlichstem Sommerwetter vorgeschlagen. &bdquo;Ich teste immer überall, wo ich hinkomme, das Zitroneneis und die machen hier ein ganz hervorragendes“, sagt der 52-Jährige, der zur Kommunalwahl am 13. September erneut seinen Hut in den Ring wirft. Schöne Orte zu schaffen in der Stadt, das war und ist eines der Ziele von Tim Kähler. &bdquo;Neuer Markt, Fürstenau-Carree oder die Innenstadt allgemein – da haben wir schon schöne Schätze gehoben“, sagt Kähler. Und so solle es auch weitergehen. &bdquo;Der Alte Markt muss noch aufgewertet werden oder auch der Rathausplatz.“Auf seine erste Amtszeit als Bürgermeister von Herford blickt der Vater dreier Kinder (zwei Mädchen, 21 und 19 Jahre und ein Junge, 17 Jahre) als eine &bdquo;sehr intensive Zeit“ zurück. Die Idee, Bürgermeister von Herford zu werden, kam nicht von ihm &bdquo;Wir bauen Euch einen Bildungscampus – damit haben wir den Wahlkampf geführt“, erinnert sich Kähler. Und dann kamen 2015 die Flüchtlinge. &bdquo;Die Menschen haben Zuflucht bei uns gesucht und es war richtig, die Kasernen zu nutzen. Sie waren da. Und die Menschen brauchten Unterkunft.“ Diese Zeit sei eine Herausforderung für die Stadt gewesen, sagt Kähler, der damals beinahe rund um die Uhr ansprechbar war. &bdquo;Am Ende bleibst Du – gerade in solchen herausfordernden Phasen – immer der erste Bürger der Stadt.“ Dennoch habe er sein Wahlversprechen halten können. &bdquo;Ich hätte nicht gedacht, dass das mit der Konversion so schnell geht. Und dann kam die FH für Finanzen. Wir sind gut dabei, den Bildungscampus immer weiter zu gestalten.“ Ursprünglich stammt Tim Kähler aus Bremen, hat nach der Schule Politikwissenschaften und Öffentliches Recht studiert. &bdquo;Meine Frau ist Herforderin und 2004 sind wir – damals von Berlin aus, wo wir gelebt haben – hierher gezogen“, sagt er, der die ersten gut zehn Jahre seinen Arbeitsplatz bei der Stadt Bielefeld hatte. &bdquo;Dort war ich über zehn Jahre Beigeordneter für Jugend und Soziales. Mit 36 Jahren war ich für diesen Posten ziemlich jung.“ Herford war ein wenig im Dornröschenschlaf Die Idee, Bürgermeister von Herford zu werden, stamme übrigens nicht von ihm, sagt Kähler. &bdquo;Mein Vorgänger, Bruno Wollbrink, hat mich eines schönen Tages angerufen und mich gefragt, ob ich mir nicht vorstellen könne, Bürgermeister von Herford zu werden“, erzählt er. Eigentlich habe er zu diesem Zeitpunkt eine gute Position gehabt. &bdquo;Alles lief gut in Bielefeld, aber dann bin ich mal durch die Stadt gegangen in Herford und habe gesehen, was es alles zu tun geben würde. Und ich habe gedacht, dass es schön wäre, sein Know How für die Stadt einzubringen, in der man lebt.“ Als die Wahl gewonnen war, sei er &bdquo;einfach losmarschiert“, sagt Kähler. &bdquo;Ich hatte das Gefühl, es war zuvor irgendwie wenig Selbstvertrauen da in der Stadt, der Politik, der Verwaltung. Als hätten viele Angst gehabt, etwas Größeres zu wagen – ein wenig wie eine Stadt im Dornröschenschlaf.“ So ein Typ sei er nicht, sagt Kähler, der ganz genau weiß, dass seine Kritiker und Konkurrenten gerne an dieser Stelle ansetzen. Trotz Corona in der Stadtentwicklung nicht nachlassen Aber er nimmt ihnen gleich den Wind aus den Segeln: &bdquo;Ich denke groß, nach vorne und vertrete einen gnadenlosen Optimismus. Ich habe gesagt, Herford soll die schönste Innenstadt von OWL werden. Was ist falsch an diesem Ziel?“, fragt der 52-Jährige. Wenn ein Ziel richtig ist, dann solle man es auch verfolgen. &bdquo;Wenn mir jemand nachweisen kann, dass das Ziel falsch ist, dann lasse ich es bleiben. Aber bis dahin mache ich weiter und die Verwaltung ist für solche Projekte sehr erfolgreich darin geworden, Fördergelder zu akquirieren.“ Dass er zu viel Geld ausgebe – auch ein Vorwurf, den Tim Kähler gut kennt und nicht gelten lässt: &bdquo;Die Liquidität der Stadt für die nächsten zwei Jahre ist – trotz Corona – auf jeden Fall da.“ Nicht zuletzt auch dank der Arbeit von Kämmerer Matthias Möllers habe die Stadt Herford in den vergangenen fünf Jahren nie über ihre Verhältnisse gelebt. Dass nicht immer alles perfekt läuft, ist Kähler durchaus klar: &bdquo;Wer etwas macht, macht auch Fehler. Aber wer nichts macht, macht den größten Fehler“, davon ist er überzeugt. Und in seinem Optimismus vermag ihn auch die Corona-Pandemie nicht zu bremsen. &bdquo;Es ist wichtig, dass wir Grundsatz-Entscheidungen, zum Beispiel für oder gegen das OWL-Forum, jetzt erst einmal zurückstellen, bis wir wissen, wie der Haushalt nach Corona aufgestellt ist. So etwas, was grundlegend ist für unsere Kulturlandschaft in Herford, hat im Wahlkampf sowieso nichts zu suchen.“ "Irgendwann ist die Krise vorbei, dann sollten wir vorbereitet sein" Corona solle nach Kählers Meinung aber auch kein Grund sein, darin nachzulassen, die Stadt weiter zu entwickeln. &bdquo;Herford ist keine Kleinstadt, sonder eine mittelgroße Stadt. Und OWL ist und bleibt eine Boom-Region. Da sollte Herford dynamisch bleiben und mitmachen.“ Irgendwann sei die Krise vorbei, und dann solle man vorbereitet sein und wieder durchstarten können, so der SPD-Mann. Eine Sache hat Kähler übrigens aus seinen Jahren in Bielefeld mitgenommen: eine Mitgliedschaft bei Arminia Bielefeld. Der sportbegeisterte Kähler freut sich schon auf das erste Spiel in der Ersten Liga, das er auf der Alm sehen kann. &bdquo;Irgendwann wird es soweit sein.“ Und was für die Spieler von Arminia Bielefeld gilt, gilt auch für seine zweite Kandidatur als Bürgermeister von Herford: &bdquo;Ich bin noch nie auf dem Platz gegangen, um zu verlieren“, sagt er und schleckt an seinem Zitroneneis.

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