Herford Neuer Investor entlässt doch Mitarbeiter des Küchenherstellers Poggenpohl

Herford. Die Pressemitteilung der vergangenen Woche aus dem Hause Poggenpohl war kaum misszuverstehen. "Die Arbeitsplätze in Herford bleiben erhalten und das gesamte Mitarbeiterteam wird Poggenpohl zu altem Glanz und alter Stärke zurückführen", hatte demnach der vom chinesischen Investor Jomoo neu bestellte Geschäftsführer Ralf Marohn gegenüber der Belegschaft angekündigt. Umso härter muss Mitarbeiter des Luxusküchenherstellers am Freitag kurz vor Vollzug der Übernahme des Unternehmens zum Monatswechsel die Kündigung getroffen haben. Es wurden 13 neue Entlassungen ausgesprochen, vier Kündigungen stammen noch aus der Zeit vor der Insolvenz. Betroffene wollen Kündigungsschutzklagen anstrengen Getroffen hat es auch die zweite Führungsebene des Unternehmens. Dem Vernehmen nach sollen insbesondere Manager betroffen sein, die der vorherige Investor Adcuram eingesetzt hatte, darunter der Leiter der Produktentwicklung und der Vertriebschef Europa. Schon die Ankündigung in der Pressemitteilung vom 25. August, dass der bisherige Poggenpohl-Geschäftsführer Gernot Mang seinen Arbeitsplatz verlieren würde, war eine Überraschung gewesen. Ebenso verwundert ist auch der zuständige Gewerkschaftssekretär Frank Branka von der IG Metall. Er hat von den Entlassungen erfahren, weil sich Betroffene direkt an ihn gewendet haben. "Alle hatten aufgeatmet, als sie die gute Nachricht in der Zeitung gelesen hatten, und nun das", sagt er. Mindestens die von der Gewerkschaft vertretenen Betroffenen werden nach seinen Angaben Kündigungsschutzklage einreichen. Abfindungen unter Insolvenzbedingungen sind mit maximal zweieinhalb Brutto-Monatsgehältern in den meisten Fällen deutlich geringer als sonst. "Soziale Abwägungen haben keine Rolle gespielt" Ein Betroffener beklagt, dass bei den Entlassungen soziale Abwägungen im Sinne eines Sozialplans nach seiner Ansicht keine Rolle gespielt hätten. Auch entlassene Führungskräfte planen dem Vernehmen nach, gegen ihre Kündigung juristisch vorzugehen. Der neue Geschäftsführer Ralf Marohn bestätigte am Dienstagnachmittag auf NW-Anfrage die Kündigungen. Im Bereich der gewerblichen Mitarbeiter spricht er von Einzelfällen. Mit nun freigesetzten Führungskräften habe man Vorgespräche geführt. Als man sich etwa über neue Vertriebsstrukturen nicht einigen konnte, seien Kündigungen unausweichlich gewesen. Dass damit Unruhe im Unternehmen verbunden sei, nehme man in Kauf. "Stellen im Management sollen neu besetzt werden" Die Stellen im Management seien aber nicht gestrichen, sondern sollen neu besetzt werden. Für die neue Unternehmensleitung sei das Thema Kündigungen nun vom Tisch. "Ich kann aber nicht in die Zukunft schauen", sagte Marohn im Blick auf die wirtschaftliche Lage. Man wolle nun die Auftragslage stabilisieren. Derzeit wird kurzgearbeitet. Die in der Vergangenheit vernachlässigte Produktentwicklung solle in Herford ausgebaut werden. Strategisches Ziel sei, sich im Design stärker zu positionieren. Wenn Poggenpohl Ende des Monats in der Hausmesse zur Küchenmeile A 30 Neuheiten präsentieren wird, wird die vom Vorgänger Gernot Mang angekündigte neue Porscheküche nicht dabei sein. Über eine Fortführung der Zusammenarbeit mit Porsche müsse gegebenenfalls neu verhandelt werden, sagte Marohn. Das Porsche-Design sei gut, Poggenpohl könne aber als starke Marke auch für sich stehen.

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