Rattenplage im Garten: Anwohner fühlen sich im Stich gelassen

Herford. Ingrid und Burkhard Wolff haben die Freude an ihrem Garten am Hellerweg 17 a verloren. Seit Jahren beklagen sie eine Rattenplage, deren Ursache sie insbesondere in der Hühnerhaltung auf einem der Gartengrundstücke im Hinterland zwischen Hellerweg und Lockhauser Straße sehen. Die Situation hat sich nach ihrer Darstellung Anfang dieses Jahres so zugespitzt, dass die Ratten an manchen Tagen nur mit viel Lärm und Aufwand für kurze Zeit zu vertreiben seien. Von den Behörden fühlen sie sich im Stich gelassen. Unübersichtliches Gebiet ist sehr "rattenfreundlich" Hinter dem Garten der Wolffs erstreckt sich das sogenannte &bdquo;Grabeland", eine Fläche, die vor Jahrzehnten für den Bau einer vierspurigen Ausfallstraße vorgehalten wurde. Ein anderes Überbleibsel dieser Planungen ist das sogenannte Stelzenhaus im spitzen Winkel der Einmündung von Ahmser und Elverdisser Straße, unter dem die Fahrbahn entlanggeführt werden sollte. Das Grabeland teilt sich heute auf in viele unterschiedlich gut gepflegte Kleingärten mit Hütten, dessen Unübersichtlichkeit – nach Meinung der Eheleute Wolff – sehr &bdquo;rattenfreundlich" ist. Nach Süden schließt sich der Spielplatz Hexenplatz an. Das Problem geht nach Darstellung von Ingrid und Burkhard Wolff mindestens bis ins Jahr 1999 zurück. Schon damals hätten sie sich an die Stadt und den Kreis Herford gewandt. Die Nutzer der Parzellen hinter ihrem Grundstück hätten im Laufe der Jahre gewechselt. Es habe Kaninchenställe mit bis zu 100 Tieren, Gänse, Schafe und Hühner gegeben. Derzeit würden um die 50 Hühner auf einem der Grundstücke gehalten. Spaziergänger würden gelegentlich versuchen, die Hühner zu füttern. Das Futter bleibe aber oft für die Ratten liegen. Verschärfend hinzugekommen sei nun, dass in einem Werkstatthäuschen in der Nachbarschaft Tauben gehalten würden, für die das Futter im Freien auf dem Boden ausgestreut werde. Ausgelegte Giftköder zeigen keine Wirkung Die Ratten kämen bis auf einen Meter heran, wenn die Wolffs durch ihren Garten gehen. Erst kürzlich habe sie die Nachbarschaft aufgescheucht, sagt Ingrid Wolff. Sie habe im Garten gesessen und laut vor Schreck geschrien, als ihr eine Ratte durch die Beine gelaufen sei. Selbst ausgelegte Giftköder hätten keine Wirkung gezeigt. Sie und andere Nachbarn hoffen, dass die Stadt doch noch Abhilfe schafft. Burkhard Wolff hat dem Ordnungsamt eine Dokumentation seiner Rattensichtungen einschließlich Fotos zugeschickt. Auf Anfrage von nw.de teilte der Kreis Herford mit, dass sich Mitarbeiter vor Ort ein Bild von der Situation gemacht haben. Da die Beschwerden sich auf zwei Tierhaltungen bezogen, ist das Veterinäramt aktiv geworden. Vor Ort habe es aber keinen Grund gegeben, seitens der Behörden aktiv zu werden. &bdquo;Tierschutzrechtlich gibt es dort nichts zu beanstanden", heißt es in der Mitteilung des Kreises. &bdquo;Beide Haltungen wirken gut." Zudem habe man sich mit dem Taubenzüchter unterhalten, er habe vor, seinen Bestand zu verkleinern. Den Hühnerhalter habe man nicht angetroffen. Das für die Wolffs wohl entscheidende Urteil des Veterinäramts ist dann aber dieser Satz: &bdquo;Eine Rattenplage konnte nicht festgestellt werden." Eigentümer müssen auch die Kosten tragen Die Stadt Herford bekämpft vermehrte Rattenpopulationen nur dann in Eigenregie, wenn sie auf öffentlichem Grund vorkommen – oder auch darunter. Nager in der Kanalisation werden durch geschulte Mitarbeiter des Abwasserwerks bekämpft, um Ratten in öffentlichen Grünanlagen kümmert sich die Grünflächenabteilung. &bdquo;Für die Bekämpfung von Ratten auf Privatgrundstücken sind grundsätzlich die jeweiligen Eigentümer zuständig", sagt Lothar Sobek, Leiter des städtischen Ordnungsamtes. &bdquo;Sie müssten auch die Kosten eines beauftragten Schädlingsbekämpfers tragen." Wenn der Ordnungsbehörde eine Rattenplage bekannt wird, wird sie die Meldung prüfen und gegebenenfalls den Eigentümer zu &bdquo;notwendigen Bekämpfungsmaßnahmen" veranlassen (siehe Info-Kasten). Sollte der Verursacher feststehen und dieser keinerlei Maßnahmen zur Bekämpfung ergreifen, wäre als nächster Schritt eine Ordnungsverfügung mit Androhung von Zwangsmitteln möglich. Die städtische Zuständigkeit beschränkt sich auf Maßnahmen zur Bekämpfung eines Rattenbefalls. Das Kreisgesundheitsamt wäre unter anderem zuständig für nicht sachgerechte Müllablagerungen auf Privatgrundstücken, das Kreisveterinäramt – wie in diesem Fall am Hellerweg – für den Verdacht, dass Tiere nicht artgerecht gehalten werden. Begriff "Rattenplage" ist nirgendwo fest definiert Erschwerend kommt hinzu, dass der Begriff einer &bdquo;Rattenplage" nirgendwo fest definiert ist und von Mensch zu Mensch unterschiedlich ausgelegt wird. &bdquo;Allerdings sind die trockenen Sommer und die milden Winter der vergangenen Jahre für die grauen Plagegeister sehr positiv", sagt Sobek. Wie es genau in Herford um das Vorkommen von Ratten bestellt ist und ob es zuletzt tatsächlich ein gesteigertes Vorkommen gibt, ist nicht genau zu sagen. &bdquo;Anders als in Berlin gibt es in NRW keine einheitliche Meldepflicht für einen Rattenbefall und der Bekämpfung", sagt Lothar Sobek. &bdquo;Daher können wir keine genauen Fallzahlen nennen." Sicher dürfte sein, dass in deutschen Groß- und Mittelstädten wie Herford mehr Ratten als Einwohner leben.

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