Auflösung: Die Jungs spielten Versteck im Holzlager

Herford. Das Mittwochrätselfoto vom 15. Juli zeigte die Bürstenfabrik Coronet König und Böschke an der Engerstraße. Hilde Stolz weiß: &bdquo;Die König & Böschke AG wurde gegründet 1893.“ Rudolf Dresler schreibt: &bdquo;Dort wurden Bürsten jeder Art hergestellt. Es kursierte damals ein Gerücht, dass ein Vertreter der Firma von einer Messe ein Telegramm an die Fabrik geschickt hat: ,Wir brauchen dringend neue Ware, alle wollen Bürsten!.“ Horst Bohm weiß: &bdquo;Hinter König & Böschke befand sich zur Diebrocker Straße hin gelegen die Maschinenfabrik Benhil neben der Weberei Weddigen. Bei Benhil, der Name resultiert aus ,Benz, Hillgers und Ellinghaus, habe ich ab April 1965, eine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Maschinenschlosser gemacht. Auch die Motorenfabrik Hans König war direkt in der Nähe, es gab zu der Zeit noch einige Industrie- und Handwerksbetriebe an der neugebauten Engerstrasse. Das Restaurant, das heute in dem historischen Gebäude ist, heißt ,Henkelmann. Früher brachten die Arbeiter ihr Mittagessen in ihren Henkelmännern (auch Düppen genannt) mit zur Arbeit, es waren meist ovale Behältnisse aus Emaille oder Aluminium, diese wurden eine Stunde vor der Mittagspause in Heißwasserbehältern erwärmt.“ Elke Bünermann schreibt: &bdquo;Meine schon längst verstorbene Oma hat früher dort gearbeitet und auch ich selbst war in den Jahren 1983 – 1988 hier beschäftigt. Allerdings hieß die Firma schon Coronet König u. Böschke mit Hauptsitz in Wald-Michelbach.“ Andreas Zickel erzählt: &bdquo;Wenn ich in den frühen achtziger Jahren mit meinem Fahrrad an der Firma vorbeigefahren bin, hatte ich immer den Eindruck an einem ,Lost Place zu sein. Super finde ich, dass das Firmengebäude nicht abgerissen wurde, sondern als stylisches Restaurant ,Henkelmann weiterlebt.“ Hans-Walter Arning schreibt: &bdquo;Daneben befand sich die Firma Karosseriebau Waldemar Schäfferling, hier wurden noch in Handwerksarbeit Auflieger gefertigt. Die Firma Leprince und Siveke als Hersteller für technische Fette und Schmierstoffe, heute ist es Leprinxol, befindet sich noch am Standort Engerstraße.“ Bernd Wilhelms meint: &bdquo;Diesmal sehen wir die Engerstraße an der Abzweigung zur Niederstraße. Es ist ebenfalls die Phase der Straßenerneuerung. Da wir einige 100 Meter straßenaufwärts wohnten, führte der Weg eben häufig an dem frühindustrielle Verhältnisse ausstrahlenden Gebäude vorbei. In unserem Haus wohnte ein für mich uralter Mann, der in der ,Besenbude gearbeitet hatte. Von ihm hatten wir eine Schuhbürste mit weichen, schwarzen Borsten bekommen, mit der nur blank poliert wurde. Diese Bürste benutze ich heute noch mit Hochachtung, denn sie ist aus Pferdehaar und scheint unvergänglich. Zurückgerechnet müsste sie an die hundert Jahre alt sein.“ Mosett-Bürsten statt Closettbürsten auf die Rechnung geschrieben Renate Krzymek erinnert sich: &bdquo;Nach meiner Lehre bei der Schokoladenfabrik Julius Freese konnte ich mich mit meinem Kaufmannsgehilfenbrief bewerben und trat 1954 der Firma König & Böschke, Besen und Bürstenfabrik, bei. Die Firma hatte damals einen guten Ruf. Im Vorzimmer saßen meine Vorgesetzten, meistens Direktoren, unter anderem ein Herr Roland. ,Ein sehr klangvoller Name, wie meine Mutter meinte. Ich würde durch bevorstehende Heirat in Zukunft mit Nachnamen Krzymek heißen. Diesen Namen, der aus dem Oberschlesischen kommt, fand meine Mutter schwierig zu sprechen und auch zu schreiben. ,Lasst doch eine Namensänderung vornehmen, riet sie uns. ,Renate Roland hört sich doch viel besser an. Mit zwei Kolleginnen saß ich in einem Raum. Dort haben wir nacheinander unter dem Tisch den Roman "Suchkind 312" aus der Hör Zu gelesen. Die Zeitschrift erschien wöchentlich und wer sie mitbrachte, durfte zuerst lesen. Die Firma stellte Piassava-Besen und viele andere Bürsten mit besonderen Namen her, die mir alle neu waren. So hatte ich einmal eine Rechnung über – wie ich es las – Mosett-Bürsten zu schreiben. Es stellte sich aber heraus, dass es sich um Closett-Bürsten handelte. Ich hatte das unleserlich geschriebene Cl als M angesehen. Toilettenbürsten hätte ich ja noch verstanden, das hörte sich doch viel feiner an. Aber Closett-Bürsten?“ Bierlastwagen nahmen die Haarnadelkurve Helfried Horstmann weiß: &bdquo;Zu sehen ist der Ausbau der Engerstraße, vermutlich zu Beginn der 1960er Jahre. Gut zu erkennen ist die Bürstenfabrik König und Böschke. Heute befindet sich dort das Dienstleistungsunternehmen Archimedes. In diesem Teil der Radewiger Feldmark gab es viele kleine Handwerks- und Gewerbebetriebe. In unmittelbare Nähe konnte man bei Leprince & Siveke Öle und andere Schmierstoffe kaufen. Einige Meter davor gab es die Schmiede Schäfferling. Dort wurden auch Pferde beschlagen. Für uns früher als Kinder war das ein interessantes Schauspiel. Die Engerstraße hatte damals auch einen anderen Verlauf. Die Niederstraße mündete aus der Stadt kommend rechtwinklig in die Engerstraße. Per Haarnadelkurve gelangte man in die Ballerstraße. Manche Lastwagen hatten ihr Tun, um über die damals recht steile Niedertrasse in die Enger- oder Ballerstrasse zu gelangen, insbesondere die Bier- und Getränkelastwagen, die zu ,Bier-Brünger am Oetinghauser Weg wollten. Mit dem Ausbau, der auf dem Foto gezeigt wird, wurde diese Engstelle beseitigt. Gegenüber von König und Böschke befand sich auch der Kiosk von Heinrich Wenner, der vor einiger Zeit im Mittelpunkt des Mittwochrätsels stand. Ebenfalls schräg gegenüber war damals im Haus Birkenkamp ein Lehrlingsheim, das von Diakon Ortwig geleitet wurde. Eine Einrichtung, die in den ersten Jahren vielen Jugendlichen Unterkunft und Heimat bot. Später wurde das Haus für Nichtsesshafte eingerichtet.“ Rita Frentrup schreibt: &bdquo;Die Holzstapel links im Bild zogen sich bis weit nach hinten auf dem Werkshof hin, heute Parkplatz der Sparkasse, ein idealer Spielplatz für meinen Mann und seine Freunde im Alter von ca. zehn Jahren. Damals wurde das Holz noch mit Pferd und Wagen angeliefert. Vor ihnen hatten auch schon andere Jungen regelrechte Buden in diese Stapel gebaut. Hier waren sie sicher vor Regen und neugierigen Augen, nur ein einziges mal sind sie entdeckt worden, aber nicht ihre Buden. Werksschutz gab es noch nicht und so konnte Sonntags prima verstecken gespielt werden.“ Schöne Reisen mit dem Dienst-Opel des Langholzfahrers Udo von Zmuda schreibt: &bdquo;Mein Stiefvater war dort, Anfang der 1950er Jahre als Langholzfahrer beschäftigt. Zu der Zeit hatten ja wenige Familien ein Auto. Mein Stiefvater konnte sich daher am Wochenende immer einen Opel Olympia ausleihen, um sich die Stellen anzuschauen, wo er in der nächsten Woche das Langholz abholen musste. So kamen wir an den Wochenenden immer zu schönen Reisen. Dann kam ich 1958 in die Lehre bei Fa. Dierker, Klempnerei und Heizungsbau, in der Schlosserstraße. Die Fa. Dierker lag direkt an der hinteren Toreinfahrt der Fa. König und Böschke. Es war für mich eine sehr schöne Erinnerung.“ Mittags gab es Essen aus dem Henkelmann Klaus-Dieter Stork weiß: &bdquo;Neben vielen Haushaltspflegeartikeln wurden dort auch die guten Piassavabesen (aus einer harten Pflanzenfaser) hergestellt. Später produzierte die Firma unter dem Namen ,Coronet. Im Restaurant ,Henkelmann wird im Flair einer Firmen-Betriebskantine ein sehr leckeres Frühstück und Mittagessen angeboten. Über dem Restauranteingang erkennt man einen überdimensionalen Henkelmann wie man ihn früher als Behältnis für seine Mittagsverpflegung mit zur Arbeit nahm. In der Fabrik wurden dann zur Mittagszeit diese Henkelmänner mit dem Essen im Wasserbad heißgemacht. Diese Prozedur wird natürlich heute in dem Restaurant nicht mehr praktiziert. Bei König & Böschke waren viele Leute in Lohn und Arbeit.“ Burkhard Weier schreibt: &bdquo;Der mit einem Flachdach versehene Teil des Fabrikgebäudes existiert noch heute und beherbergt nach einer erfolgreich durchgeführten Sanierung heute die Gaststätte Henkelmann , die neben einem Restaurant auch eine Betriebskantine und Veranstaltungsräume betreibt. Für die gelungene Sanierung wurde den Eigentümern durch den Geschichtsverein die Pöppelmann-Medaille verliehen.“ Rüdiger Lademann schreibt: &bdquo;Es besteht nicht nur der helle Bauteil des historischen Fotos. Der gesamte Bau steht noch. Er wurde nur teilweise geändert z. B. von Spitz- auf Flachdach und andere Fenster wurden eingesetzt. Ich selber war von 10. Januar 1972 bis 30. Juni 2004 bei der Firma tätig und habe jede Menge Erinnerungen und auch jede Menge Bildmaterial aus der Geschichte. Vom 1. April 2004 habe ich unter C-Tec e.K. die Mattenproduktion der Firma und zum1. Juli 2004 auch Bürstenmaschinen übernommen. Bis Januar 2012 haben wir in den Räumlichkeiten gearbeitet und sind dann nach Vlotho-Exter in eine größere, erworbene Immobilie umgezogen. Hier sind wir jetzt unter dem Namen C-Tec GmbH & Co.KG tätig.“ Gewinner Drei Mal gab es beim Rätselbild eine historische Zeitungsseite zu gewinnen, die per Mail in den nächsten Tagen zugesandt wird. Die Gewinner sind Bernd Wilhelms; Helfried Horstmann und Hilde Stolz. Herzlichen Glückwunsch!

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