Polizei verliert Beweismittel gegen mutmaßlichen Hochsitz-Brandstifter

Herford/Bünde. Angesägte Leitern, umgestoßene oder in Brand gesetzte Hochsitze: Immer wieder kommt es in Jagdrevieren zu massiven Beschädigungen an den hölzernen Gestellen. Täter sind nach solchen Attacken kaum zu ermitteln. Deshalb wird es mit dem Schadenersatz für die Opfer schwierig. Manchmal gibt es jedoch Ausnahmen. Im Juni 2018 konnte ein mutmaßlicher Serienbrandstifter im Kreis Osnabrück gefasst werden. 15 zerstörte Ansitze und ein Gesamtschaden von insgesamt mehr als 30.000 Euro sollen auf das Konto des 29-Jährigen gehen. Vor dem Amtsgericht Herford streiten jetzt ein vom Feuer betroffener Jäger (72) aus Spenge und der Mann aus Bünde, gegen den derzeit die Staatsanwaltschaft Bielefeld wegen Hochsitz-Bränden im Kreis Herford, in Minden-Lübbecke und im Landkreis Osnabrück ermittelt, über Schadenersatz. Es geht um zwei zerstörte Hochsitze in Hücker-Aschen – und hier um einen Gesamtschaden von rund 4.400 Euro. Eine schnelle Einigung wird es wohl nicht geben "2.500 Euro für den ersten Hochsitz, 1.500 für den zweiten sowie Anwaltskosten von 413 Euro", fasst der Richter den Inhalt der Klage zusammen und fragt nach den Möglichkeiten einer Einigung – auch ohne ein Schuldanerkenntnis durch den 29-Jährigen. Die erhoffte Einigung wird es wohl nicht geben. Rechtsanwalt Tobias Diedrich, der seinen Mandanten auch als Strafverteidiger im Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft Bielefeld vertritt, schüttelt den Kopf. Die Brandstiftung wird bestritten. Einen Grund für einen Schadenersatz gebe es deshalb nicht. Auch in einem parallel zum Herforder Schadenersatz-Prozess laufenden Zivilverfahren vor dem Amtsgericht in Osnabrück wehrt sich der 29-Jährige gegen die Schadenersatzklage. Das Pikante an dem Fall: Ein möglicherweise wichtiges Beweisstück ist abhanden gekommen. Die Herforder Polizei hat eine am Tatort sichergestellte Flasche zur DNA-Analyse an das Landeskriminalamt geschickt. Dort ist sie zwar angekommen. Weil ein Dokument fehlte und noch ausgefüllt werden musste, sollte die Probe von Düsseldorf per Post zurück nach Herford geschickt worden. Doch bei der Kreispolizei Herford ist sie dann nicht angekommen. Die DNA-Spur kann den 29-jährigen Bünder entweder entlasten oder belasten – doch bislang liegt sie nicht vor. Derzeit wird nach dem Beweisstück gesucht, so der Rechtsanwalt des Klägers. Im Rucksack fanden sich Grillanzünder und Drogen Die Spurenlage der Ermittler basiert unter anderem auf einem Foto, das eine Wildtierkamera gemacht hatte und das einen Mann mit Hund zeigt. Die Bilder sind, so Staatsanwalt Christoph Mackel im April gegenüber der Neuen Westfälischen, aber nicht aussagekräftig genug. Der 29-Jährige war aufgrund des Fotos, das weitergegeben worden war, aber einem Jäger in einem Revier bei Melle aufgefallen. Der hatte zunächst benachbarte Waidmänner und die Polizei gerufen. Gegenüber den Jägern, die ihn vor Eintreffen der Polizei stoppten, soll der Bünder die Taten dann auch gestanden haben. In seinem Rucksack fanden sich unter anderem Grillanzünder und Drogen. Um der Sache auf den Grund zu gehen hatte die Polizei nach der Festnahme bei Melle auch die Wohnung des Verdächtigen durchsucht. Die Ermittler stießen auf Marihuana, Haschisch sowie zehn Gramm Kokain. 15 Monate, ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung Anders als das Verfahren wegen Brandstiftung – es geht um fünf Feuer in Bünde, drei Taten in Groß Aschen, vier Feuer in Preußisch Oldendorf, einen Brand in Blasheim und zwei Feuer in Hücker-Aschen – konnte das Drogenverfahren im Februar 2019 abgeschlossen werden. Mit einem Schuldspruch und einer Haftstrafe von 15 Monaten, ausgesetzt auf drei Jahre zur Bewährung. Nun geht es um das Strafverfahren wegen des Vorwurfs der Brandstiftung. Noch ist unklar, wie es damit weitergeht. Unabhängig vom Strafverfahren wird die Zivilklage weiter verhandelt. Am 9. Oktober 2020 vor dem Amtsgericht Herford.

Meistgelesen