Für Musiker wird es wegen Corona eng und plant kleine Konzertreihe

Herford. Tom Fronza sitzt in seinem Garten und spielt seinen Akustikbass. Den spielt er auch bei &bdquo;Ruki Werch", der Band um &bdquo;Klaus der Geiger". Das Trio wird am 9. Juli ein Solidaritätskonzert vor maximal 25 Leuten in Fronzas Garten spielen. Da Frühjahrskonzerte und Festivalsommer komplett ausgefallen sind und auch die Konzerte im Herbst auf der Kippe stehen, werde es für ihn finanziell wirklich eng, sagt er. Nie wieder Konzerte auf eigenes Risiko - denkste &bdquo;Eigentlich wollte ich nie wieder auf eigenes Risiko Konzerte organisieren", sagt Fronza, tut es jetzt wegen Corona aber doch. Vom 3. Juli bis zum 2. August sind acht Konzerttermine fix, drei mit &bdquo;Klaus der Geiger" und fünf mit den &bdquo;Analogue Birds". Bei den Birds, die Weltmusik mit elektronischen Beats mischen, spielt Fronza Didgeridoo. &bdquo;Zum Glück muss ich doch nicht jedes Konzert selbst organisieren, sondern es gibt einige lokale Partner, die das vor Ort übernehmen", sagt Fronza, etwa im Wendland, wo er regelmäßig bei der – in diesem Jahr ausgefallenen &bdquo;Kulturellen Landpartie" - auftritt. Bei allen Veranstaltungen achte er darauf, dass die geltenden Abstand- und Hygieneregeln eingehalten werden, natürlich auch beim Solikonzert im heimischen Garten. &bdquo;Bis jetzt kommen Nachbarn, Freunde und Bekannte und Freunde von Freunden und Bekannte von Bekannten", sagt Fronza. Konzertabsagen wegen Zweifeln am Hygienekonzept der Veranstalter Er habe Angebote abgelehnt, wenn er das Gefühl hatte, dass die Veranstalter die Regeln nicht einhalten wollen oder können oder den &bdquo;Hut" als Gage geboten hätten. &bdquo;Wenn vom WC-Service bis zum Bühnentechniker alle bezahlt werden, aber die Künstler auf eigenes Risiko spielen sollen, sagt das viel über die Wertschätzung von Kunst und Musik an sich aus - und über die Unkenntnis, wie das Geschäftsmodell 'Freier Künstler' funktioniert", sagt Fronza. Dieses fehlende Verständnis ziehe sich quer durch die Gesellschaft. Im bürgerlichen Milieu gehören Kunst und Musik dazu, meist gekoppelt an die Verdrängung der ökonomischen Umstände unter denen sie entstehen. Auch die Corona-Soforthilfen für Künstler zeugen von dieser Unkenntnis und gehen an der Realität vorbei und seien obendrein so unklar formuliert, dass nicht eindeutig hervorgehe, wofür das Geld verwendet werden dürfe. &bdquo;Ich habe die Soforthilfe bekommen und glaube sie korrekt ausgegeben zu haben", sagt Fronza. Um den Nachweis der korrekten Verwendung zu führen, muss er allerdings Bilanzen des 2. Quartals 2020 und des 2. Quartals 2019 vorlegen, wofür er einen Steuerberater brauche. &bdquo;Um Geld zu bekommen, muss ein Künstler also Geld, das er vielleicht gerade nicht hat, in die Hand nehmen, um seinen Anspruch auf Geld nachzuweisen - ein Teufelskreis", sagt Fronza. Jetzt ausfallende Konzerte werden sich bis 2022 in der Bilanz bemerkbar machen Konzerteinnahmen sind nur ein Posten ist seiner Mischkalkulation. Wichtig seien auch die Ausschüttung der Verwertungsgesellschaft GEMA, die bei großen Konzerten weit über der eigentlichen Gage liegen können, aber mit Verspätung ausgeschüttet werden. &bdquo;Konzerte, die ich jetzt nicht spielen kann, bedeuten Einnahmeverluste bis in das Jahr 2021 oder 2022, Faktoren, die die Sofortprogramme kaum berücksichtigen", sagt Fronza. Der ursprünglichen Hoffnung, dass im Herbst wieder Auftritte vor nennenswertem Publikum möglich sein und die Zeit bis dahin mit den Hilfen überbrückbar sein würde, ist inzwischen verflogen. Mit den Konzerten hofft er, zwei Monatsgehälter einzuspielen und so bis in den Herbst zu kommen. Dann sind wieder kleinere Auftritte geplant – so sie denn stattfinden können. &bdquo;Sollten auch die ausfallen, muss ich für 2020 ganz neu gucken", sagt Fronza, selbst eine Rückkehr zur Straßenmusik sei denkbar. Hartz IV sei für ihn die letzte Alternative, wenn gar nichts mehr gehe. Auch die Vorstellung von der Auszeit als &bdquo;Quality Time" oder Gelegenheit zum kreativ werden sei falsch. &bdquo;Wirklich Kreatives kann bei existentiellen Sorgen kaum entstehen. &bdquo;Ich übe viel – aber das ist Technik, nicht Kunst", sagt Fronza. Die entstehe erst im Zusammenspiel von Musikern und Publikum. Auch deswegen freue er sich auf die kommenden Konzerte.

Meistgelesen