Mit Maske keine Kauflust: Brax befürchtet Umsatzeinbußen über Jahre

Herford. Der geplante drastische Stellenabbau hat die Mitarbeiter des Herforder Modeunternehmens Brax nicht aus heiterem Himmel getroffen. Von 770 Stellen am Stammsitz an der Wittekindstraße sollen 120 bis 140 vor dem Hintergrund massiver Umsatzverluste in der Covid-19-Pandemie auf allen Ebenen gestrichen werden. "Die Stimmung ist aufgeräumt, aber dass niemand jubelt, ist ja klar", sagt der Geschäftsleiter Marketing & E-Commerce, Marc Freyberg. "Wir haben die Mitarbeiter informiert, bevor wir mit der Nachricht an die Öffentlichkeit gegangen sind. Aber die Leute fühlen natürlich selbst, wie sich die Branche und das Unternehmen entwickeln." Nach welchen Kriterien die Betroffenen ausgewählt werden, sagt Freyberg nicht. Man arbeite eng mit dem Betriebsrat zusammen, hatte es in der Pressemitteilung des Familienunternehmens in der vergangenen Woche geheißen. Dieser habe bereits Ideen für einen möglichst verträglichen Stellenabbau entwickelt. Brax beschäftigt in Herford rund 200 gewerbliche Mitarbeiter und 570 Leute im Verwaltungsbereich. "Die Leute entwickeln mit den Gesichtsmasken keine Kauflust" Brax rechnet mit einem Umsatzeinbruch von 320 Millionen Euro im Jahr 2019 auf 250 Millionen in 2020. Es ist nicht die Zeit des Lockdown mit geschlossenen Geschäften allein, die dem Unternehmen Sorgen bereiten. "Die acht Wochen waren ja nur 16 Prozent des Jahres", sagt Freyberg. Aber auch im Mai sei der Umsatz im Handel eher um 40 als um 30 Prozent geschrumpft. "Auch im Juni lagen die Verkäufe unter Vorjahresniveau. Die Leute entwickeln mit den Gesichtsmasken keine Kauflust - das hat mit Brax nichts zu tun", sagt Freyberg. "Unser Produkt funktioniert", meint er. "Wir haben online einen Top-Umsatz von bis zu 20 Prozent über dem Vorjahr." Der Online-Umsatz mache aber lediglich zehn Prozent des Gesamtumsatzes aus. Während sich das Geschäft in Deutschland und den Nachbarländern stabilisiere, sei es etwa in Russland und den USA noch schwieriger. "Es ist ja nicht mal klar, ob im Frühjahr/Sommer 2021 gut verkauft werden kann", meint Freyberg. Für Brax sei es jetzt von Vorteil, dass man auf eine nach wie vor kaufkräftige und treue Stammkundschaft im Alter von 50+ setzten könne. "Die wirtschaftlichen Einbrüche mit steigender Arbeitslosigkeit kommen aber erst noch", meint Freyberg. Dennoch sei er für das erste Halbjahr 2021 verhalten optimistisch. Er glaubt aber nicht, dass 2022 schon wieder die Umsätze von 2019 erreicht werden können. Und gerade die langfristige Perspektive sei es, die das Unternehmen zum Stellenabbau veranlasse. Vieles sei ungewiss - etwa wie schnell Medikamente und Impfstoffe entwickelt würden. Herbst-Winterauslieferung wird hinausgezögert In der Lieferkette von Brax führte Corona zu keinen nennenswerten Verzögerungen, sagt Freyberg. Teile der Sommerkollektion 2020 wurden gar nicht erst an den Handel ausgeliefert, sondern bleiben im Lager und werden in die Kollektion des nächsten Jahres integriert. Die Herbst-Winterlieferung zögere man in Absprache mit dem Handel bei den Damen um zwei und bei den Herren um vier Wochen hinaus. So lange soll noch Sommerware abverkauft werden. "Hier gibt es Preissenkungen, aber bisher keine Rabattschlacht", hat Freyberg beobachtet. "Der Handel beweist Augenmaß." Er rechnet für den Herbst mit weiteren Insolvenzen im Handel. "Das sind Kunden, die uns im nächsten Jahr fehlen werden", meint Freyberg. Das Unternehmen hilft dem Handel mit gemeinsamer Prospektwerbung, in der auch Bastian Schweinsteiger und seine Frau Ana Ivanovic eine Rolle spielen. Kombiniertes Weihnachts- und Sommer-Fotoshooting Mit den neuen prominenten Brax-Markenbotschaftern, die neue Kundschaft locken sollen, hatte Freyberg zuletzt im Januar persönlichen Kontakt. "Das März-Fotoshooting in Barcelona haben wir abgesagt. Der nächste Termin mit einem kombinierten Weihnachts- und Sommershooting wird am 3. und 4. November stattfinden. Kurz danach wird das Ergebnis schon im Netz zu sehen sein." Ob die Hoffnungsträger den Umsatz zum Fest ankurbeln können, wird auch von der weiteren Entwicklung der Pandemie abhängig sein. "Es ist eine stimmungsabhängige Branche", weiß Marc Freyberg.

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