Die Stedefreunde drohen der Stadt mit einem "Waterloo"

Herford. Der Antrag der SPD-Fraktion, das geplante Wohnbaugebiet an der Stedefreunder Straße in der nächsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses zu beraten, hat die Bewohner in dem Stadtteil brüskiert. Sie waren davon ausgegangen, dass über das Thema erst nach der Kommunalwahl von Politikern entschieden wird, die dann neu gewählt worden sind. Schon vor Monaten hatten sie den Verein "StedeFreunde" gegründet und in der vorigen Woche angekündigt, alle rechtlichen und politischen Mittel auszuschöpfen, um das Vorhaben zu verhindern. Danach erfuhren sie aus der Zeitung von dem SPD-Antrag. Den Sozialdemokraten werfen sie jetzt in einem offenen Brief zudem vor, sich vor den Karren eines Investors für eine PR-Aktion spannen zu lassen. Der Erschließungsträger will 200 Unterschriften von Bauwilligen überreichen Der Erschließungsträger, die Wesertal GmbH, hat angekündigt, am Mittwoch, 13. Mai, um 15 Uhr an der Ecke Stedefreunder Straße/Im Obernholz interessierten Bauausschuss-Mitgliedern die Unterschriften von 200 Bauwilligen zu überreichen. "Ist die ehemals stolze Partei schon soweit gesunken, dass sie das nötig hat?", fragen die Stedefreunde. Sie stellen zudem in Frage, dass weiterhin diejenigen in dem Neubaugebiet werden bauen können, für die es gedacht gewesen sei: Die größte Rezession der Nachkriegszeit, Corona bedingte Kurzarbeit, Entlassungen und Insolvenzen würden in den nächsten Jahren noch für viele soziale Probleme sorgen. Sicherlich werde es immer Menschen mit Geld geben, die dennoch bauen könnten, aber das Wohnbaugebiet sei für den kleinen Geldbeutel gewesen. "Der Mischwasserkanal ist jetzt schon überlastet" Auch ökologisch werde sich viel tun müssen, weil sonst eine zusätzliche Krise anstehe, schreiben die Stedefreunde mit Blick auf den Klimawandel. Sie verweisen auf das Bundesumweltamt, dessen Kommission für nachhaltiges Bauen 2019 wörtlich geäußert habe: "Es erscheint unverantwortlich, den städtischen Siedlungsraum immer weiter in den Außenbereichen auszudehnen, obwohl in den Kommunen zahlreiche Brachflächen untergenutzt oder viel zu locker bebaut sind." Beispiel der Stedefreunder: der Stiftberg. Konkrete Kritik üben sie an den Plänen zum Oberflächenwasser: Es solle in Teilen in den Mischkanal geleitet werden. Der sei aber sowieso schon überlastet. Hof und Gebäude der Familie Stranghöner hätten zuletzt im Mai 2019 fast unter Wasser gestanden. Die Stadt müsse davon ausgehen, dass sich die Familie gegen die Wassereinfuhr mit allen Mitteln wehren werde, zumal sie die Wasserrechte erworben habe. Die Stedefreunde verweisen auf Edelkrebse und Teichmuscheln - beides Rote-Liste-Tiere Im Teich an der Landwehr würden nachweislich Teichmuscheln leben, die auf der Roten Liste stünden. Ebenfalls auf der Roten Liste stünden Edelkrebse, die der Gutachter nur deshalb nicht gefunden habe, weil er seine Reusen an der falschen Stelle ins Wasser gelassen habe. Die Infrastruktur in dem Stadtteil reiche auch nicht für das Wohnbaugebiet: An der Stedefreunder Straße gebe es weder Fuß- noch Radweg, und der Kreis habe das bis zum Ende dieses Jahrzehnts auch nicht auf seiner Agenda. Der öffentliche Personennahverkehr sei indiskutabel, jeder in Stedefreund benötige ein Auto. Die geplante Kita solle nun ebenfalls nicht mehr gebaut werden. Die Stedefreunde fordern die Politiker auf: "Nehmen Sie Abschied von diesem Bauvorhaben, damit Sie beziehungsweise die Stadt Herford nicht ein "Waterloo" erleben wie bei der Mülldeponie Laar vor Jahren."

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