Versuchter Mord mit Grillspieß: Die Tochter schildert die grausame Tat

Herford/Bielefeld. "Ich wünsche wirklich niemandem, dass er sowas erleben muss. Aber beschreiben kann man das eigentlich auch niemandem, der das nicht selber erlebt hat." Es waren ebenso beeindruckende wie bedrückende Sätze, die die Zeugenaussage der jungen Frau prägten. Vor dem Bielefelder Landgericht schilderte die Herforderin, was ihr und ihrer Mutter im Oktober des vergangenen Jahrs widerfahren war - jener Tag, an dem ihr Vater Mustafa T. mutmaßlich versuchte, seine Ehefrau und die damals 21 Jahre alte Tochter umzubringen. Nun muss sich Mustafa T. wegen des Verdachts des versuchten Mords vor der X. Großen Strafkammer des Bielefelder Landgerichts verantworten. Unvermittelt nahm er ein Küchenmesser Die Staatsanwaltschaft geht von folgendem Geschehen aus: In der Beziehung der Eheleute T. hatte es bereits seit längerer Zeit spürbar gekriselt. Mustafa T. warf seiner 49 Jahre alten Frau mehrfach vor, sie veruntreue Geld, das aus dem gemeinsam betriebenen Imbiss stamme. Am 20. Oktober 2019 kam er früher als gewöhnlich aus der Gaststätte zurück. Nachdem er sich vergewissert habe, dass seine Frau alleine war - außer dem Ehepaar lebten noch weitere Familienmitglieder in dem in Herford-Herringhausen gelegenen Haus - , begab sich T. gegen 19.20 Uhr in die Küche. Unvermittelt nahm er ein Küchenmesser mit einer Klingenlänge von 20 Zentimetern aus einer Schublade und stach mit den Worten "Das soll jeder wissen, das ist kein Spaß" auf seine Frau ein. Durch die Schreie der Mutter wurde die damals 21 Jahre alte Tochter des Paars auf das Geschehen aufmerksam. Sie rannte in die Küche und warf sich schützend vor ihre Mutter. "Irgendwann fiel ihm das Messer aus der Hand. Er nahm sich mit weit aufgerissenen Augen einen Grillspieß und stach weiter auf uns ein", schilderte die Zeugin vor Gericht. Schließlich schlug T. noch mit einem schweren Kochtopf auf die Frauen ein, bevor es diesen gelang, durch die Terrassentür nach draußen zu flüchten. Auf der Terrasse versetzte der Mann seiner Ehefrau noch weitere Schläge mit einem dort befindlichen Kantholz. Mutter und Tochter retteten sich in ein Nachbarhaus Schließlich retteten sich Mutter und Tochter in ein Nachbarhaus. Sie wurden in ein Krankenhaus gebracht, wo die lebensgefährlich verletzte Mutter durch eine Notoperation gerettet wurde. Eine der Stichverletzungen führte zu einer etwa zehn Zentimeter langen, dauerhaft entstellenden Narbe im Gesicht. Mustafa T. ließ sich vor dem Haus der Familie widerstandslos von der Polizei festnehmen; seither sitzt er in Untersuchungshaft.Die Tochter von Mustafa T. erlitt durch das Geschehen einen Nasenbein- sowie einen Fingerbruch, dazu noch etliche Hämatome und Schnittverletzungen. Schlimmer seelischer Schaden Doch dies alles sind eher äußerliche Verletzungen, die wohl bei Weitem nicht an die deutlich schlimmeren seelischen Schäden der Frau heranreichen. Wie sehr sie auch heute noch unter dem Geschehen leidet, wurde jedem der Anwesenden während ihrer Zeugenaussage vor dem Landgericht deutlich, in der sie das Erlebte in all seinen grausamen Details schilderte. "Ich wusste immer, dass mein Vater irgendwann etwas machen würde - ich wusste nur nicht wann und was", sagte sie vor Gericht. Bereits in der Vergangenheit habe der Mann gedroht, er werde seine Frau umbringen. Auch die Ehefrau des Angeklagten ist durch das Geschehen nicht nur äußerlich schwer verletzt worden. Vor Gericht machte sie von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch, um nicht aussagen zu müssen. "Ich erkenne meine Mutter nicht wieder", berichtete die Tochter in ihrer Zeugenaussage, "ihr geht es sehr schlecht. Sie hat beinahe jegliche Lebensfreude verloren."Und Mustafa T.? Er schweigt - jedenfalls derzeit - zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen. Der Prozess wird am 16. April fortgesetzt.

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