Herford

Lange Schlange bei "Weiberkram"-Flohmarkt: Warum Second-Hand wichtiger wird

Modeliebhaberinnen standen vorm Alten Güterbahnhof teilweise lange an, um ein Schnäppchen zu ergattern. Dafür konnten sie sogar Brautkleider gebraucht kaufen.

Mädelsflohmarkt Weiberkram Herford, Michelle Lohmeyer und Franziska Engels | © Julia Lichtnecker

19.01.2020 | 19.01.2020, 17:03

Herford. Auf Kleiderstangen hängen Kleider und Pullover, Schmuck und Hosen liegen auf dem Tisch drapiert, in der Halle hört man leises Murmeln und entspannte Klänge, die ein DJ über die Boxen abspielen lässt. Der "Weiberkram"-Flohmarkt, der bereits im siebten Jahr in Herford stattfindet, war schon zu Beginn um elf Uhr gut besucht: Die Warteschlangen an beiden Einlässen waren zeitweise bis zu 100 Meter lang.

Bis zum Mittag war die Halle voll - und die Modeliebhaberinnen in bester Shopping-Laune. Kleidung, Schmuck, Schuhe, Radhelme und sogar ein Brautkleid - all diese Dinge konnten Secondhand-Begeisterte am Sonntag im Alten Güterbahnhof ergattern. An jedem der 150 Stände stöberten die 1.800 Besucherinnen nach Schnäppchen. "Einen konkreten Wunsch habe ich nicht", sagt Lea (25). Wenn's gefällt, schlägt sie zu.

Mädelsflohmarkt Weiberkram Herford, Rumeysa, Tugba, Hüma und Merve - © Julia Lichtnecker
Mädelsflohmarkt Weiberkram Herford, Rumeysa, Tugba, Hüma und Merve | © Julia Lichtnecker

Für die Verkäuferinnen war der Sonntag im Alten Güterbahnhof vielversprechend: Neben dem großen Andrang könne man auf Veranstaltungen wie Mädelsflohmärkten mehr verlangen als auf Trödelmärkten, weiß Merve (23). In Herford verkauft die Bünderin zum ersten Mal - gemeinsam mit ihrer Schwester und zwei Freundinnen. "Dann wird die Standgebühr für jede von uns auch weniger", freut sich die Studentin.

Secondhand für das Klima

Mädelsflohmarkt Weiberkram Herford - © Julia Lichtnecker
Mädelsflohmarkt Weiberkram Herford | © Julia Lichtnecker

Auch Franziska und Michelle (beide 27) aus Vlotho verkaufen zum ersten Mal ihre ausrangierte Kleidung auf dem Mädelsflohmarkt. Auf ihrem Tisch stehen Bonbons und Glückskekse für die Besucher und Besucherinnen des Alten Güterbahnhofs. Die ersten Stunden laufen besser als erwartet für die beiden Freundinnen, die bei vergangenen "Weiberkram"-Märkten selbst auf Schnäppchen-Suche waren.

Für die Modeliebhaberinnen wird Secondhand immer wichtiger. "Inzwischen habe ich rund 40 Prozent meiner Kleidung gebraucht gekauft", sagt Franziska. Dabei lege sie, wie auch beim Kauf in Läden, Wert auf gute Qualität. "Viele hier sind hinter Marken her", weiß die Vlothoerin. Secondhand-Käuferinnen sollten lieber auf Stoff und Nähte schauen, um möglichst lange Freude an den bereits getragenen Kleidungsstücken zu haben.

"Da spielt der Umweltaspekt natürlich auch eine Rolle", ergänzt Michelle - die nicht nur Alltagskleidung, sondern auch ihr Brautkleid verkauft. "Das Kleid habe ich nur ein Mal getragen, zu meiner Hochzeit im September." Sie freue sich, wenn sie mit dem Verkauf noch einer anderen Braut eine Freude machen könne. Und: Je häufiger ein Stück getragen werde, desto besser sei auch seine Klimabilanz.

Auch Männer willkommen

Nachhaltige Kleidung ist auch dem Tochter-Mutter-Duo Lole und Ute aus Gütersloh wichtig: Fast der gesamte Kleiderschrank bestehe aus Secondhand-Kleidung. An diesem Sonntag soll allerdings keine neue hinzukommen, die beiden Gütersloherinnen wollen die mitgebrachten Klamotten verkaufen. Mit Ambition: "Wir hoffen, dass unser Stand heute als schönster ausgezeichnet wird." Dafür haben Mutter und Tochter Hingucker wie venezianische Masken und Hexenhüte mitgebracht.

Obwohl auf dem Flohmarkt hauptsächlich Frauen kauften und verkauften, waren auch einige Männer in der Halle unterwegs oder hatten es sich in den Liegen im Eingangsbereich bequem gemacht. Denn zu kaufen gab es - bis auf wenige Ausnahmen - tatsächlich nur: Weiberkram.