SWK und Recyclingbörse planen gemeinsame Wertstoffzentrale für Herford

Herford. Längst hat man erkannt, dass viele Materialien und Gebrauchsgegenstände viel zu schade sind, um einfach als Müll verbrannt oder deponiert zu werden. Man spricht nun von Wertstoffen, die als gebrauchte und gegebenenfalls umgearbeitete Waren von anderen Leuten weiter verwendet werden, oder die als Rohstoffe wieder in den Wirtschaftskreislauf zurückkehren können. In Herford nehmen die Mitarbeiter der SWK auf dem Wertstoffhof an der Goebenstraße Sperrmüll, Grünabfälle, Bioabfälle, Holz, Bauschutt, Glas, Metall, Papier, ausgediente Haushaltsgeräte und mehr an. An manchen Tagen sind hier die Annahmekapazitäten aber ausgeschöpft und die Fahrzeuge stauen sich bis auf die Fahrbahn. Die Recyclingbörse an der Heidestraße nimmt ebenfalls technische Geräte außer Küchengroßgeräte ("weiße Ware") an, die entweder nach einer Überprüfung weiter verkauft werden oder einer fachgerechten Zerlegung und Wiedergewinnung der Rohstoffe zugeführt werden. Darüber hinaus nimmt die von einem gemeinnützigen Verein getragene Einrichtung Kleidung, Hausrat, Möbel, Fahrräder, Bücher und mehr entgegen, die als Secondhand-Ware noch vermarktet werden können. Viele Langzeitarbeitslose werden hier für den ersten Arbeitsmarkt qualifiziert. Nicht immer wissen die Bürger, ob sie mit ihrer Fracht bei der SWK oder der Recyclingbörse richtig aufgehoben sind. Beide Probleme könnten elegant gelöst werden, wenn die Idee, die SWK-Geschäftsführer Wolfgang Rullkötter und Recyclingbörsen-Geschäftsführer Claudio Vendramin entwickelt haben, wahr wird: Auf dem großen Gelände des früheren Kaufland-Einkaufsmarktes an die Kiebitzstraße im Industriegebiet Herringhausen soll eine gemeinsame Wertstoffzentrale entstehen. Auf dem Platz würden die Kunden mit ihrer Ladung zur passenden Annahmestelle gelenkt. Im Anschluss könnten sie noch im Secondhand-Laden stöbern. Bei Bürgermeister Tim Kähler haben Rullkötter und Vendramin offene Ohren gefunden. Die Unterstützung brauchen sie auch, denn die Stadt müsste das für zuletzt 3.650.000 Euro angebotene Gelände kaufen und an sie vermieten. Die vor zwei Jahren von Kaufland aufgegebene Immobilie verfügt über 5.300 Quadratmeter Gewerbefläche mit Personal-, Büro-, Abstell- und Kühlräumen sowie Toiletten und einen Anlieferungsbereich. Hier würde die Recyclingbörse nach einer Renovierung und der Schaffung von Fenstern für die Werkstätten einziehen. Das rund 20.000 Quadratmeter große Gelände verfügt derzeit über 330 Parkplätze, die dann zum großen Teil mit überdachten Annahmestellen überbaut würden. Nach Angaben von Bürgermeister Tim Kähler steht Dieter Wulfmeyer von der Wirtschaftsförderung in Verhandlungen mit dem Eigentümer. Entscheiden muss letzlich der Rat. Kähler sieht in dem Projekt die Chance, die Dienstleistung dem Bürger aus einer Hand anzubieten und gleichzeitig den Engpass der SWK auf ihrem Gelände zu beheben. "Das ist eine gute Weiterentwicklung auch vor dem Hintergrund zukünftiger Herausforderungen wie der Einführung einer Wertstofftonne", meint Kähler. Darüber müsse in diesem Jahr beraten werden, doch noch gelten Verträge zur Gelben Tonne, in die nur gekennzeichneter Verpackungsmüll geworfen werden darf. Die SWK selbst ist auch im Umbruch. Die Stadt strebt eine Rekommunalisierung des Unternehmens an, an dem seit Jahren auch das Unternehmen Veolia beteiligt ist. "Hürde ist da" Wolfgang Rullkötter weiß, dass die Wertstoffzentrale noch ein Genehmigungsverfahren durchlaufen muss. "Die Hürde ist da, aber wir kriegen das in den Griff", sagt er. Er hält vorbehaltlich einer Zustimmung der Politik und erfolgreicher Verkaufs- und Genehmigungsverhandlungen eine Eröffnung im Jahr 2022 für realistisch. Die Recyclingbörse muss ihre seit 1986 genutzten Immobilien verkaufen, um sich den auf eine halbe Million Euro geschätzten Umbau des Gebäudes leisten zu können. "Sie sind alles, was wir haben", sagt Claudio Vendramin. Auch an der Heidestraße reicht der Platz nicht mehr aus. Er hofft Klarheit bis zum 28. Februar zu bekommen. Dann ist Vereinsversammlung.

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