Prozess um Messerattacke beginnt mit erhöhter Sicherheitsstufe

Herford/Hiddenhausen/Bielefeld. Die Sicherheitsvorkehrungen für den Saal 1 der Ersten Großen Strafkammer im Bielefelder Landgericht sind hochgefahren. Besucher können den Raum nur durch eine Sicherheitsschleuse betreten. Sie werden auf Waffen und verbotene Gegenstände untersucht und müssen ihren Ausweis zeigen. Polizisten sichern den Bereich ab. Beim Landgericht will man auf mögliche Auseinandersetzungen vorbereitet sein, wenn ab Donnerstag, 19. Dezember, die beiden Männer in Bielefeld auf der Anklagebank sitzen, die für die tödliche Messerattacke von Eilshausen verantwortlich sein sollen. Die Brüder A. (31,33) sollen in der Nacht zum 30. Mai in Eilshausen den 31-jährigen Raschad A. getötet haben. Zunächst angeklagt wegen versuchten Mordes, muss sich das Duo nun wegen Körperverletzung mit Todesfolge verantworten – ein Verbrechen, das aber auch mit bis zu 15 Jahren Gefängnis geahndet werden kann. Kurz vor dem Verfahren wird Fluchtfahrzeug gefunden Es ist ein Verfahren mit Überraschungen: Erst im vergangenen Monat war die stahlblaue Mercedes A-Klasse in Bad Salzuflen entdeckt worden, die von den beiden mutmaßlichen Tätern zur Flucht genutzt worden sein soll – und möglicherweise nicht nur von den Brüdern. Denn die Mordkommission geht davon aus, dass noch mehr Männer in dem Wagen gesessen haben und an der Tat beteiligt gewesen sein könnten. Dafür spricht ein Brief, der den Ermittlern zuging. Darin bezichtigt sich ein noch unbekannter Verfasser der Tat und nennt Einzelheiten. Danach könnte das Opfer Raschad A. sogar selbst die Waffe mit zum Tatort gebracht haben. &bdquo;Raschad A. soll dort unbewaffnet gewesen sein. Das ist unrealistisch. Über diesen Aspekt hat niemand bis zum Bekennerbrief nachgedacht", erklärt Strafverteidiger Tobias Diedrich, der mit seinem Kanzlei-Kollegen Martin Lindemann die Interessen der Angeklagten vertritt. &bdquo;Das erhöht die Authentizität des Briefes", erklärt der Bad Oeynhauser Rechtsanwalt weiter. Nach den bisherigen Ermittlungen der Polizei hatte es zunächst einen Tag vor der tödlichen Attacke eine Auseinandersetzung gegeben. Raschad A. soll dabei mit einem mit Quarzsand gefüllten Handschuh zugeschlagen und seinem Gegenüber die Nase gebrochen haben. Auslöser dieses Streits wiederum sollen Schulden von rund 1.000 Euro gewesen sein, die der später Verletzte beim Opfer gehabt haben soll. Die Schmach, verletzt worden zu sein, wollte der 30-Jährige aber wiederum angeblich nicht auf sich sitzen lassen. Einen Tag später bestellte er deshalb Raschad A. zu einem erneuten Treffen, so die Anklage. Während Raschad A. bei der ersten Auseinandersetzung bewaffnet mit den schweren Handschuhen ausgestattet gewesen sein soll, geht er aber zum zweiten Treffen angeblich komplett unbewaffnet. Tatsächlich geht der Brief davon aus, dass A. das Messer gezogen haben soll und es dann durch einen Schlag auf die Hand verloren habe. Kurz darauf soll er dann mit seiner eigenen Waffe die tödlichen Verletzungen erhalten haben – und zwar vom Verfasser des Briefs, nicht von den beiden Brüdern. Die hätten wie es heißt, wie &bdquo;feige Hunde einen Abflug gemacht". Wie das Gericht das Schreiben bewertet, wird sich in der bisher auf 15 Tage festgesetzten Verhandlung herausstellen. Die tödliche Auseinandersetzung hatte Hiddenhausen über Wochen beschäftigt. Vor der Bäckerei an der Kreuzung Bünder Straße/ Löhner Straße, wo Raschad A. gestorben war, hatten Familienmitglieder und Freunde bereits kurz nach der Tat Blumen abgelegt, Kerzen und Fotos aufgestellt. Weil die tatverdächtigen Brüder einer jesidischen Großfamilie angehören und das Opfer zu einer libanesischen-muslimischen Familie gehörte, war zwischenzeitlich von den Ermittler befürchtet worden, dass es zu Auseinandersetzungen und Racheakten kommen könnte. Rund um den Saal 1 des Bielefelder Landgerichts werden die Angehörigen des Opfers und auch die Familienmitglieder der Angeklagten am Donnerstagmorgen aufeinander treffen. Lang wird die Verhandlung wohl nicht werden. Wie zu hören war, soll zunächst nur die Anklage gegen die Brüder verlesen werden – dann geht es in die Weihnachtspause.

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