Herford. Am Samstag, 31. August, wird die umgestaltete Herforder Markthalle der Öffentlichkeit übergeben. Mit moderner Technik und Gestaltung, einem erweiterten Angebot und größerem Gastronomieanteil soll sie zum Treffpunkt vieler Herforder und ihrer Gäste werden – ein neuer Anziehungspunkt in der alten Mitte Herfords.
Märkte in einer Halle sind in Großstädten wie Berlin seit Ende 19. Jahrhunderts üblich und in den letzten Jahren auch dort wieder erheblich aufgewertet worden. Sie sind etwas Besonderes, haben aber auch in Herford schon eine lange Tradition. Seit 1901, also vor dem Bau der heutigen Markthalle von 1914 bis 1917, findet ein Teil des Marktgeschehens unter einem Dach statt.
Der seit 1838 regelmäßig stattfindende Wochenmarkt konnte sich auf dem Alten Markt auch nach Abriss des Altstädter Rathauses 1878 nicht mehr weiter ausdehnen. Auch die Einlagerung der Markttische und eines Transportwagens an Nicht-Markttagen brachte Probleme. Wegen der immer chaotischeren Verkehrs- und Platzverhältnisse – es fuhren bis zu 200 Pferdefuhrwerke den Marktplatz an – entschloss sich die Stadtverwaltung in einem Teil der von ihr erworbenen ehemaligen Schönfeldschen Spinnerei auf dem alten Abteigelände am Münsterkirchplatz eine Markthalle zur errichten. Die Fabrik war 1876 zum größten Teil abgebrannt und nur teilweise neu errichtet worden.
Schon am 16. Dezember 1901 fand dort erstmals an Montagen, Donnerstagen und Samstagen der Wochenmarkt statt. Für die Gestaltung des Platzes vor dem letzten Rest der ehemaligen Abteigebäude, der damals als Rathaus II genutzt wurde, und für die Einrichtung von Stallungen werden 13.000 Mark eingesetzt, 50 Markttische und 15 Marktbänke neu beschafft. 1903 eröffnet dort eine Kaffeeschänke, ab 1904 gibt es eine Wasserleitung zur Halle und in die Stallungen. 1905 grenzt die Stadt einen Bereich ab, in dem Geflügel geschlachtet wird. 1910 wird der Montagsmarkt auf Dienstag verlegt und die Schänke darf auch Flaschenbier verkaufen. Ab 1911 ist donnerstags ein gesonderter Fischmarkt.

1913 beschließt die Rathausneubaukommission gleichzeitig eine neue – die heutige – Markthalle zu bauen. Die Pläne des Architekten Kanold zum Bau von 1915/16 zeigen das Aufseher-Büro und die Schänke mit kleinem Hof an der Stelle der bisherigen Toiletten, die „kleine" Markthalle und die frühere Käse- und Fleischhalle waren zunächst noch Ställe.
Im Ersten Weltkrieg und bis ins Jahr 1925 hatte in der kleinen Halle die „Volksküche" für Bedürftige ihren Sitz. Auf dem Rathausplatz durfte im Sommer Frischgemüse verkauft werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg konnten wegen der beengten Verhältnisse nicht alle interessierten Erzeuger und Händler zugelassen werden. Sie durften wieder einen Teil des Rathausplatzes und eine Ecke an der Elisabethstraße besetzen.
In den 1980er Jahren wurde die Halle zur Mehrzweckhalle umgebaut und für zahlreiche Veranstaltungen mit genutzt. Durch die aktuellen Umbauten hat sich der Charakter der Halle wiederum stark verändert. Die Kundschaft erwartet ein für die Stadt ganz neues Einkaufserlebnis.
Dieser Artikel wurde gedruckt in der NW-Beilage HF-Magazin Nr. 110.