Auflösung: Als es noch „Hemdenplätterinnen“ gab

Herford. Das Rätselfoto der vergangenen Woche zeigte die Hemden-Bügelei der Firma Elsbach an der Goebenstraße. Stadtarchivar Christoph Laue vermutet, dass sie im Bereich des heutigen Restaurants untergebracht war. Ingrid Kuhfuss glaubt dagegen, ihren Arbeitsplatz in der Bügelei der Ahlers-Fabrik gegenüber auf dem heutigen Marta-Gelände am Ufer der Aa erkannt zu haben. Die Form der Fenster und die Kennzeichnung des alten Fotos aus dem früheren Bestand des Verkehrsamtes sprechen allerdings für Elsbach. Dennoch sind ihre Erinnerungen zeitgeschichtlich interessant und lesenswert. Klaus-Dieter Stork schreibt: &bdquo;Auf dem Foto ist die Firma Elsbach zu sehen. Es war eine traditionsreiche und ehemals die größte Textil- und Wäschefabrik auf dem Europäischen Kontinent. Nach der Firmenauflösung war in dem Gebäude einige Jahre die Hauptpost untergebracht, nachdem diese aus dem früheren Kaiserlichen Postgebäude am Stephansplatz ausgezogen war. Im oberen Stockwerk befand sich die Kantine der Post. Auch viele Mitarbeiter aus den umliegenden Unternehmen konnten hier, wie auch ich, zu Mittag essen, bis die Post das Gebäude wegen des Neubaus des Briefverteilzentrum an der Bielefelder Straße vor einigen Jahren an die Stadt Herford verkaufte. Heute ist aus dem 1903 gebauten historisch architektonischen Fabrikgebäude in Kombination mit modernen Elementen eine Bleibe für zahlreiche Shops, Stores, Gastronomie und Büroflächen im Marta-Viertel genau gegenüber dem Museum geworden." Wilma Dreher erinnert sich: &bdquo;Manchmal hat meine Mutter mir von ihrer früheren Arbeit erzählt. Es ist fast 100 Jahre her, dass meine Mutter bei Elsbach-Hemden gearbeitet hat." Gerhard Heitholt schreibt: &bdquo;Es war die Firma Elsbach Wäschefabriken AG, die hier bis zu ihrem Ende in den 1960er Jahren ansässig war und seinerzeit führender Hersteller für weiße Herrenoberhemden. Es war auch meine Lehrfirma für eine kaufmännische Ausbildung Anfang der 1960er Jahre. Da ging es dem 90-jährigen Traditionsunternehmen (jüdischen Ursprungs, in der unseligen Nazizeit quasi Zwangsenteignung, seitdem zu dem Herforder Textilunternehmen Adolf Ahlers gehörend) noch gut: das 90-jährige Firmenbestehen wurde mit allen Betriebsangehörigen groß im Schützenhof Herford gefeiert und die Produktion der neu auf den Markt gekommenen bügelfreien Herrenoberhemden aus Nylonfasern lief auf Hochtouren. Die Hemdenmarken Nyltest und Praktika sollten das Leben der Hausfrauen ein wenig einfacher machen. Doch langfristig konnte die Kunstfaser sich nicht durchsetzen: der Tragekomfort im Vergleich zu einer Textilfaser wie Baumwolle war nicht so gut und die Verschleißfestigkeit erfüllte auch nicht die Erwartungen. Als dann alles zurück ging, zog die Firma Elsbach, stark verkleinert, gegen Ende der 1960er noch für einige Jahre um in die Nordstraße. In ausgewählten Geschäften wurden noch für längere Zeit Elsbach-Hemden – jetzt hauptsächlich aus Textilfaser – angeboten. So gab es hier in der Stadt in der Hämelinger Straße auch noch eine zeitlang einen Elsbachshop." Jochen Fleer hat erkannt: "Die Frau in weiß ist meine Mutter Annemarie Müller, verw. Fleer, geb. Schlabitz, die in den Nachkriegsjahren nach Herford kam und hier auch geblieben ist. Die Arbeitsstelle war bei Elsbach in der Goebenstraße." Ingrid Kuhfuss meint: &bdquo;Das Mittwochsrätsel zeigt die erste Etage des Gebäudes der Firma Adolf Ahlers Wäschefabrik in Herford, in der die Herrenhemden-Bügelei untergebracht war. Nach Beendigung meiner Schulzeit 1951 und mühevoller Suche nach einem Ausbildungsplatz als Näherin bekam ich einen Lehrvertrag bei der Firma Adolf Ahlers-Wäschefabrik. Es war eine Ausbildung im Lehrberuf zur Herrenwäsche-Büglerin, genannt Hemdenplätterin, Dauer ein Jahr. Soweit mir bekannt, waren wir die ersten fünf Mädchen, die eine Ausbildung zur Herrenhemden-Büglerin anfingen und beendet haben. Unsere Lehrmeisterin war Frau Jendrick. Nach uns wurde jedes Jahr neue Büglerinnen ausgebildet. Die fünf Mädchen waren: Regina, Anita, Christa, Lieselotte und Ingrid." Ralf Holzberg glaubt, seine Mutter Rotraud Holzberg, geb. 1928, in ihrer Lehrzeit als Näherin bei der Firma Sievers und Stadtländer an der Mindener Straße erkannt zu haben. Das zeigt, dass sich die Arbeitsplätze in den verschiedenen Betrieben zu der Zeit sehr ähnlich gewesen sein müssen.

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