Depression zwingt Pfarrer Matthias Storck zur Aufgabe der Pfarrstelle

Herford. &bdquo;Nach aktueller ärztlicher Auskunft ist der weitere Verlauf meiner Krankheit nicht absehbar. So ist es mir bis auf Weiteres nicht möglich, meine Arbeit als Gemeindepfarrer wieder aufzunehmen", schreibt Pfarrer Matthias Storck in gewohnt klaren Worten im Gemeindebrief der Evangelisch-lutherischen Marien-Kirchenggemeinde Stift Berg und kündigt in der Folge die Aufgabe seiner Pfarrstelle an. Unerwartete Mattigkeit führt zum Rückzug aus dem Gemeindeleben &bdquo;Nach vielen Jahren des Einsatzes als Pfarrer hat mich Ende des letzten Jahres völlig unerwartet eine Mattigkeit erfasst, die mich gegen meinen Willen körperlich und seelisch völlig ausbremst", schreibt er: &bdquo;Ärzte ordnen das als eine Depression ein, die auch deutliche körperliche Beschwerden zeigt." Diese habe seinen kompletten Rückzug aus dem Gemeindeleben zur Folge gehabt, was er sehr bedaure. Nur den Neujahrsgottesdienst und den Konformationsdienst habe er noch geleitet: &bdquo;Ich wollte die Kinder, die ich auf dem Weg zur Konfirmation begleitet hatte, nicht hängen lassen." Erste Auszeit schon 2017 Bereits Anfang 2017 hatte er sich ins Kloster Barsinghausen begeben, wo die evangelische Kirche unter dem Titel &bdquo;Inspiratio" ihren Hauptamtlichen die Möglichkeit zu einer begleiteten Auszeit gibt, um die Dinge wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Die ARD hatte ihn und zwei weitere Geistliche dort begleitet. Die damals entstandene Reportage &bdquo;Echtes Leben: Bevor es mich zerreißt – Pastoren am Limit" ist noch bis Anfang Dezember in der ARD-Mediathek zu finden. Am Ende ist ein optimistischer Storck zu sehen, der gestärkt in den pastoralen Dienst zurückkehren möchte. &bdquo;Nach meiner Rückkehr nahm ich meinen Dienst sofort in gewohntem Umfang wieder auf", sagt er, &bdquo;und das war wahrscheinlich der Fehler, wie mir meine Ärzte sagten." Die Seele sei wie in Akku, der sich, wenn er einmal erschöpft sei, nur langsam wieder auflade und sich vor allem jederzeit wieder entladen könne. Vermutlich habe er sich zu früh, zu viel und zu schnell zugemutet, sich sozusagen zu oft tiefentladen, um im Bild vom Akku zu bleiben. Neben der Seelsorge fordert auch die Verwaltung Zur seelsorgerischen Tätigkeit komme der Verwaltungsaufwand für die rund 4.000 Gläubige zählende Gemeinde. Auch die bis fast zum Jahr 1.000 zurückreichende Geschichte, die musikalischen Aktivitäten und die Verwaltung der Gebäude und Liegenschaften – der Gemeinde gehören drei Friedhöfe – seien Anforderungen, denen ein Pfarrer auf dem Berge gerecht werden müsse. &bdquo;Dabei erfordert schon die Seelsorge den ganzen Menschen", sagt Storck. Ein Pfarrer, der sich nicht sicher sei, eine Beerdigung durchzustehen, könne Trauernden keine echte Hilfe sein. Da die Ärzte keine Prognose zu Fortschritt oder Dauer der Erkrankung machen konnten, habe er sich schweren Herzens entschlossen, seine Pfarrstelle freizugeben, um Schritte für eine neue Besetzung zu ermöglichen. Er habe so den Weg für stabile Verhältnisse und eine verlässliche seelsorgliche und geistliche Betreuung für die Mariengemeinde freimachen wollen, schreibt er weiter im Gemeindebrief. Große Anteilnahme und viel Verständnis in der Gemeinde Gefreut habe er sich über die guten Wünsche, Blumen oder kleine Geschenke, mit denen ihm die Anteilnahme ausgedrückt worden sei. &bdquo;Mir war vor meine Erklärung gar nicht klar, dass viele Menschen Hemmungen haben, mit Erkrankungen wie einer Depression an die Öffentlichkeit zu gehen. Ich war ganz erstaunt, als einige das als mutigen Schritt bezeichneten. Ich war einfach überzeugt, dass die Gemeinde es verdient hat, zu wissen, wie es um ihren Pfarrer steht.", sagt er. Storck wurde 1956 in Roßla (DDR) geboren. 1978 wurden er und seine spätere Frau wegen ihres Engagements gegen den Wehrkundeunterricht in der DDR verhaftet. Nach 14 Monaten Haft wurde er von der Bundesrepublik freigekauft, siedelte nach Westdeutschland über und beendete sein Theologiestudium in Münster. Seine Erfahrungen verarbeitete er in zwei autobiografischen Büchern. Vor Übernahme der Pfarrstelle in Herford war er von 1988 bis 2006 Pfarrer in Kirchlengern.

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