Feuerwehr erklärt: So lange muss ein Gebäude einem Feuer standhalten

Herford. "Beton brennt nicht" - die Annahme früherer Jahre ist trügerisch. Tatsächlich geht das Material bei einem Gebäudebrand nicht in Flammen auf. "Aber es verliert seine Festigkeit bei großer Hitze", erklärt der Leiter der Herforder Feuerwehr, Michael Stiegelmeier. Bürgermeister Tim Kähler und der Technische Beigeordnete Peter Böhmhatten am Mittwoch die überraschende Sperrung der naturwissenschaftlichen Räume am Ravensberger Gymnasium mit der Gefahr erklärt, dass Teile der besonderen Deckenkonstruktion seit der Sanierung des Schultraktes im Brandfall zu schnell einstürzen könnten. Beton kann platzen "Bei einer tragenden Konstruktion ist Baustahl in den Beton eingelegt", erklärt Stiegelmeier. "Im Verbund ergibt sich eine hohe Tragkraft. Der Stahlbeton hält in gewissen Grenzen auch einem Brand stand." Bis etwa 500 Grad, so Stiegelmeier, dehnen sich Stahl und Beton gleich stark aus. Bei einem Stahlträger ist das etwa ein Zentimeter pro 100 Grad Celsius zusätzlich. Bei höheren Temperaturen dehnt sich der Stahl stärker und der Beton platzt ab. "Dann gelangt auf einen Schlag die ganze Hitze an den Stahl, der ab 500 Grad die Hälfte seiner Tragkraft verliert." Es besteht Einsturzgefahr. Die Baukonstruktion muss also so dimensioniert sein, dass sie eine gewisse Feuerwiderstandsdauer erreicht. "Diese Dauer ist wichtig für die Feuerwehr", sagt Stiegelmeier. "Wir haben eine Zeit X um Menschen zu retten - das ist unser oberstes Ziel. Der Bau muss außerdem so stabil bleiben, dass wir eine Brandbekämpfung leisten können, ohne uns selbst zu gefährden." Bei einem Brand entstehen in Minuten bis zu 1.000 Grad Ein Feuer beginnt meistens mit einem Schwelbrand, den idealerweise schon ein Rauchmelder registriert und Alarm gibt. Schon nach fünf bis zehn Minuten kann die Temperatur im Raum auf bis zu 1.000 Grad hochschnellen. Nach dieser Ausbreitung des Brandes im "Flashover" muss die tragende Konstruktion des Gebäudes ihre Funktion erhalten. Wenn eine Person im Obergeschoss durch Feuer an der Flucht gehindert ist, muss sie sich so lange im Raum aufhalten können, bis die Feuerwehr da ist, die Leiter aufgestellt hat und den Menschen gerettet hat. "Die Hilfsfrist im Brandschutzbedarfsplan der Stadt beträgt acht Minuten in 80 Prozent der Fälle. Dann sollten wir vor Ort sein", sagt Stiegelmeier. "In der Regel dauert es drei Minuten, bis ein Brand entdeckt ist, zwei Minuten bis die Feuerwehr alarmiert ist und disponiert hat, acht Minuten bis sie eintrifft, und noch mal zehn bis 15 Minuten, bis die Person in Sicherheit gebracht ist", weiß Stiegelmeier. Brandschutztür muss 30 Minuten standhalten Das macht unter dem Strich bis zu 30 Minuten. "Das mindeste, was in der Bauordnung verlangt wird, ist daher, dass eine Brandschutztür 30 Minuten stand hält. Bei mehrgeschossigen Gebäuden müssen Wände und Decken 90 Minuten aushalten." So sind die Bauvorschriften schon seit 1973. Die betroffenen Räume am RGH sollen nur zehn Minuten aushalten können. Verstärkt geachtet wird auf die Einhaltung seit dem katastrophalen Brand im Düsseldorfer Flughafen 1996. Stiegelmeier kann sich noch lebhaft erinnern: "Ich saß in einer Schulung in der Feuerwehrschule in Münster, als die Nachricht übers Fernsehen ging. Ein Düsseldorfer Kollege wäre fast spontan losgefahren um zu helfen." Seitdem muss auch ein Bauleiter auf Baustellen sein, und ein Sachverständiger muss regelmäßig kontrollieren, ob die Handwerker vorschriftsmäßig nach seinen Vorgaben gearbeitet haben. Der Teufel steckt oft im Detail. Darf etwa mit einem bestimmten Isolierschaum nur ein Spalt von einem Zentimeter im Mauerwerk abgedichtet werden, aber ein Spalt von drei Zentimetern wird gefüllt, ist das im Brandfall eine Gefahrenquelle. Werden bei bestimmten Sicherungsbauteilen Kunststoff- statt Metalldübel verwendet, kann die Funktionsfähigkeit gefährdet sein. Einfamilienhäuser unterliegen weniger Vorschriften. Typische Fehler sind ungeeignete Türen für Brennstoffkeller. Bestandsschutz gilt für ältere Gebäude, so man sich beim Bau an die damaligen Vorschriften gehalten hat und nicht eine neue Nutzung etwa durch Ausbau eines Dachbodens eingetreten ist.

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